Schiffweiler Rathaus-Chef knickte ob des närrischen Ansturms ein

Schiffweiler · Nach der Rathauserstürmung in Schiffweiler ist dort die Gemeindeverwaltung bis Aschermittwoch fest in Narrenhand. Vom rauen Gesang der närrischen Belagerer gepeinigt, musste letztlich Bürgermeister Fuchs aufgeben.

 Bei der Rathauserstürmung in Schiffweiler: Narren aus Schiffweiler, Heiligenwald, Stennweiler und Landsweiler-Reden stürmen auf das Rathaus zu. Foto: Thomas Seeber

Bei der Rathauserstürmung in Schiffweiler: Narren aus Schiffweiler, Heiligenwald, Stennweiler und Landsweiler-Reden stürmen auf das Rathaus zu. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

"Oh, wie bist du schön" - zu diesen Klängen, schwungvoll intoniert vom Musikverein Harmonie Schiffweiler 1924, bewältigte der wahrscheinlich kürzeste Fastnachts-Umzug des Saarlandes am Samstagnachmittag beschwingt die letzten Höhenmeter bis zum Schiffweiler Rathaus. Drinnen wurden trotz frühlingshaften Wetters in vorbildlicher Art und Weise am Wochenende Überstunden gemacht: bunt kostümiert und in der Nähe der Fenster, um nur ja nicht die Belagerer zu verpassen. Die brachten sich vor dem Rathaus schunkelnd und singend in Stellung, allen voran die Mitglieder der Elleretze Heiligenwald, HCV Die Flitsch Heiligenwald, KKV Landsweiler-Reden und der närrischen Abteilung des SV Stennweiler.

"Heute treiben wir den Fuchs aus seinem Bau", war das Motto, das die Rädelsführer um Flitsch-Sitzungspräsident Reinhard Wagner großspurig ausgaben. Gewicht erhielten diese und alle folgenden Losungen zum einen durch Klatsch- und Trampelraketen, vor allem aber durch ohrenbetäubende Schüsse aus der Kanone des 1. Artilleriekorps Fraulautern. Tatsächlich ließ sich der Bürgermeister blicken, allerdings nur, um seiner Enttäuschung Ausdruck zu verleihen. "Keine Cleopatra", fand der als Julius Cäsar kostümierte Verwaltungschef vor, sondern "wieder nur die Narren vom letzten Jahr". Er drohte kurz mit seiner aus Senatoren und Stadthaltern bestehenden Leibgarde und verschwand flugs wieder nach drinnen. Also wurde weiter fröhlich drauf los belagert. Den endgültigen Sinneswandel bewirkte dann weniger die Drohung, Fuchs Frau zu entführen, als der raue Gesang der Peiniger. Derart gefoltert, blieb der Rathausmannschaft nichts anderes mehr übrig, als die weiße Fahne zu schwenken und zu kapitulieren.

Frohgemut nahmen Prinz Martin I. und Prinzessin Petra I. den goldenen Schlüssel und die leere Gemeindekasse in Empfang und verkündeten die elf Gebote ihrer Regentschaft. Darunter die Aufforderung, in den nächsten Tagen sehr sparsam mit Wasser umzugehen (waschen verboten), die Einführung des Fachs Narretei an den Schiffweiler Schulen und, aus tagesaktuellem Anlass, den Befehl, sofort den Liebsten oder die Liebste zu knuddeln. Dem kamen die Untertanen recht gern nach. Das letzte Wort hatte Wagner, der sich, auch mit Blick auf die Garden, "keine Sorge" um die Zukunft der örtlichen Karnevalsvereine macht: "Wir pflegen ein super Brauchtum." Ein letzter Schuss, dann zog die Karawane weiter zum Feuerwehrgerätehaus, wo die erfolgreiche Erstürmung gebührend gefeiert wurde.

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