Naturidylle statt Kohlenstaub

Schiffweiler · Für eine Sommer-Serie haben wir Ortsvorsteher im Landkreis nach markanten Punkten in ihrem Ort gefragt, die die SZ nun während der Sommerzeit vorstellt. Im Erlebnisort Landsweiler-Reden flanieren heute Familien durch idyllische Wassergärten, wo einst Tausende im Steinkohlebergbau schuffteten.

 Holger Maroldt, Ortsvorsteher von Landsweiler-Reden an den Wassergärten. Foto: Robert Schmidt

Holger Maroldt, Ortsvorsteher von Landsweiler-Reden an den Wassergärten. Foto: Robert Schmidt

Foto: Robert Schmidt

Unter Stahlträgern wandeln Eltern mit ihren Kinderwagen, junge Leute picknicken an munter plätschernden Wassergärten . "Als ich Kind war, haben dort noch tausende Leute geschafft - mehr Menschen als Landsweiler heute Einwohner hat". Gemeint ist die Grube Reden , deren Überreste heute als "Erlebnisort" bezeichnet werden.

Holger Maroldt, Ortsvorsteher von Landsweiler-Reden hat den Ort als Hingucker ausgewählt, weil er für ihn der markanteste Punkt seines Stadtteils ist. Landsweiler-Reden habe an sich keinen historisch gewachsenen Ortskern, erzählt Maroldt bei einem Spaziergang über die ehemaligen Steinkohlen-Anlagen.

Tatsächlich ist der ehemalige Standort der Grube ein Kuriosum. 250 000 bis 300 000 Touristen zieht es jedes Jahr dorthin, sagt Christian Rau von der Tourismus- und Kulturzentrale des Landkreises Neunkirchen.

Mehr als die Hälfte kämen wegen der Dinosaurier-Show Gondwana - das Prähistorium. Weitere 100 000 reisten für die Veranstaltungen der Almhütte an, allen voran die Sommeralm des SR. Weil die Alm im Frühjahr die Besitzer wechselte, gibt es hier in diesem Jahr allerdings nur eine kleine "Schirmbar", die zwar einen Biergarten, aber sonst nur kleine Snacks anbietet. Erst im kommenden Jahr wird es dort ein volles gastronomisches Angebot geben, kündigt Rau an. Einkehren kann man in Landsweiler-Reden aber unter anderem auch im "Redener Hannes", in dem Restaurant im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Grube Reden werden gutbürgerliche Speisen angeboten. In "Gondi's Restaurant" in der Eingangshalle von Gondwana wird unter einem riesengroßen Dinosaurier-Skelett getafelt.

Immer mehr Menschen interessieren sich aber nicht nur für die Dinosaurier, sondern auch für die Wassergärten , sagt Ortsvorsteher Maroldt. Fünf kaskadenartig angelegte Wasserbecken plätschern und rauschen auf insgesamt 29 000 Quadratmetern Fläche, auch einen kleinen künstlichen Wasserfall gibt es. Mittlerweile lebten hier auch ein Reiher, Libellen und weitere Insekten, Frösche und "Mollekepp", also Kaulquappen, erklärt Heide Stein, die ehrenamtlich als Gästeführerin auf dem Gelände arbeitet. Das besondere Ambiente aus Industriedenkmal und Naturerlebnis sei zunehmend auch ein beliebtes Fotomotiv, erzählt Maroldt. Fotos von Hochzeiten oder Kommunionen seien hier schon ebenso geschossen worden wie Aufnahmen einer saarländischen Metall-Gruppe.

 Besucher der Wassergärten. Foto: Robert Schmidt

Besucher der Wassergärten. Foto: Robert Schmidt

Foto: Robert Schmidt
 Die Grube Reden um das Jahr 1920. Foto: RAG Archiv

Die Grube Reden um das Jahr 1920. Foto: RAG Archiv

Foto: RAG Archiv
 Spielende Kinder, wohl im Jahr 1968. Foto: RAG Archiv

Spielende Kinder, wohl im Jahr 1968. Foto: RAG Archiv

Foto: RAG Archiv
 Arbeiter, vermutlich 50er Jahre. Foto: RAG Archiv

Arbeiter, vermutlich 50er Jahre. Foto: RAG Archiv

Foto: RAG Archiv
 Bergleute in Reden, wohl 1950-Jahre. Foto: RAG Archiv

Bergleute in Reden, wohl 1950-Jahre. Foto: RAG Archiv

Foto: RAG Archiv

Im Laufe des Sommers sollen Infotafeln am Erlebnisort angebracht werden, die die Geschichte des Standorts erklären. "Bis zu 8000 Bergleute haben hier zu Spitzenzeiten geschafft", weiß Stein zu berichten. Die 1430 erstmals erwähnte Grube bekommt ihren Namen im 19. Jahrhundert nach dem preußischen Staatsminister und Begründer des schlesischen Bergbaus, Friedrich Wilhelm Graf von Reden . Nach den Hochzeiten in den 1940- und 50er-Jahren wird der Betrieb ab den 60er-Jahren zurückgefahren und 1995 gänzlich eingestellt. Gästeführerin Stein, die, als Friederike Gräfin von Reden verkleidet, derzeit im Schnitt pro Monat eine Gruppe über das Gelände führt, hat dann sicher mehr zu tun.

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