Lamm „Angel“ hat einen Schutzengel

Schiffweiler · Die 15-jährige Nikola aus Schiffweiler kämpft für ihr krankes Lamm „Angel“, dem sie das Leben gerettet hat und für dessen Therapie sie bei Tierfreunden Geld sammelt. „Angel“ ist ein Ouessant-Schaf, die kleinste Schafrasse der Welt.

 Nikola Halm mit dem kranken Ouessant-Schaf „Angel“ im Arm und deren Mutter „Agnes“. Ihre Familie züchtet die seltene Rasse hobbymäßig. Foto: Thomas Seeber

Nikola Halm mit dem kranken Ouessant-Schaf „Angel“ im Arm und deren Mutter „Agnes“. Ihre Familie züchtet die seltene Rasse hobbymäßig. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

Das Lämmchen wäre jämmerlich verblutet und mit ihm seine Mutter. Zum Glück hatte die 15-jährige Nikola an diesem März-Tag früher Schulschluss und ging mit ihrer Freundin noch einmal auf die Weide mit den Ouessant-Schafen der Familie Halm. Beim ersten Blick stellte die Schülerin fest, dass etwas mit der trächtigen "Agnes" und ihrem ungeborenen Lamm nicht stimmte. Die Fruchtblase war geplatzt, aber nichts tat sich. "Fünf oder sechs Stunden lag Agnes in den Wehen", erinnert sich Nikola, die später mit einem befreundeten Schäfer noch einmal auf die Weide kam. Mit vereinten Kräften zogen sie das Lamm, das auf dem Rücken lag, also falsch herum, heraus.

Nikola nannte es "Angel", zu Deutsch Engel, denn eigentlich hatte das Lamm keine Chance zu überleben. Doch die Schülerin der Mühlbachschule kämpfte für das Neugeborene, das sie zwar retten konnte, das aber bei dieser Aktion eine schwere Sehnenverletzung im linken Vorderbein erlitten hatte. "Angel" konnte nicht allein aufstehen und bei der Mutter trinken. Das wäre ihr Todesurteil gewesen, wäre da nicht das Mädchen, das keine Mühe scheut und dem keine Hürde zu hoch ist. Am 25. März ist "Angel" zur Welt gekommen. Eine Woche lang hat Nikola mit dem Lamm und seiner Mutter im Keller geschlafen, hat diese gemolken und die Milch zuerst in einer Spritze und dann mit einer Babyflasche an "Angel" verfüttert. Das Lamm war sehr schwach, konnte nur mit einem Welpen-Geschirr für Hunde und einem selbst gebauten Gerüst aufgerichtet werden. Nach einer Woche mussten Mutterschaf und Lamm dann doch raus auf die große Wiese vorm Haus, damit "Agnes" Gras fressen konnte. Nikola kümmert sich seither liebevoll um "Angel", hat ihr aus einer Pferdebandage ein Provisorium für die Schulter "gebastelt" und sogar Krankengymnastik mit dem Tier gemacht.

"Ich war die Einzige, die an sie geglaubt hat und die immer noch Hoffnung hat, dass sie eines Tages richtig laufen kann", sagt Nikola. Weder ihre Eltern noch ihre beiden älteren Geschwister gaben dem Lamm eine Chance, berichtet die 15-Jährige. Deshalb möchte sie diese auch jetzt nicht um Hilfe bitten, denn "Angel" braucht eine eigens für sie angefertigte Orthese fürs Fesselgelenk und eine Bandage für die Schulter, damit diese stabilisiert und entlastet werden können. Nikola hat einem Tier-Orthopäden ein Video ihres Lamms geschickt, der die Therapie auf rund 900 Euro schätzt. "Ich hab' schon mein ganzes Taschengeld zusammengekratzt, aber es reicht einfach nicht", bedauert die Schülerin. Da ist die Zehntklässlerin auf die Idee gekommen, durch die Zeitung auf ihr Problem aufmerksam zu machen und die Leser zu Spenden aufzurufen. Ein spezielles Konto wurde eröffnet, und wenn sogar mehr Geld als für das Lamm benötigt gespendet würde, möchte Nikola dieses anderen Tieren zugutekommen lassen.

Das Mädchen, das mit vielen Tieren aufgewachsen ist - Hunde, Rinder, Schildkröte, Fasane, Hühner und ein Pferd - ist zäh. Die 15-Jährige hat Verantwortung für das Lamm "Angel" übernommen und will jetzt nicht kampflos aufgeben. Der Berufswunsch verwundert da nicht wirklich: Anwältin oder Tierärztin möchte Nikola werden. "Dann wäre ich bei meinen Tieren nicht auf andere Ärzte angewiesen."

SZ-Leser, die Nikola Halm helfen möchten, können sich per Mail unter rednk@sz-sb.de an die Lokalredaktion Neunkirchen wenden. Wir vermitteln die Adresse weiter.

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