Itzenplitzer Weiher Förderverein macht Pingenfeld sichtbar

Heiligenwald · Im Wald beim Itzenplitzer Weiher lässt der Itzenplitz-Förderverein für Wanderer derzeit ein historisches Pingenfeld freilegen.

 Der Premiumwanderweg Pingenpfad, hier bei seiner Eröffnung 2018, wird um eine Attraktion reicher: Der Itzenplitz-Förderverein lässt oberhalb der Fischerhütte mehrere Pingen freilegen.

Der Premiumwanderweg Pingenpfad, hier bei seiner Eröffnung 2018, wird um eine Attraktion reicher: Der Itzenplitz-Förderverein lässt oberhalb der Fischerhütte mehrere Pingen freilegen.

Foto: Jörg Jacobi

Die Mitstreiter des Fördervereins „Historische Grubenanlage Itzenplitz“ haben rund um den Weiher schon einiges auf die Beine gestellt, insbesondere mit der Renovierung des historischen Pumpenhäuschens ein perfektes Postkarten- und Hochzeitsfoto-Motiv geschaffen.

Die Hände in den Schoß legen sie deshalb aber noch lange nicht. Aktuell haben sie sich die Pingen im Wald am Weiher vorgenommen. Rüdiger Zakrzewski, Vorsitzender des Vereins, erläutert: „Wenn man mit Besuchern oder Wanderern spricht, die nicht in unserer Region leben, wissen die wenigsten, dass es sich bei den tiefen Löchern im Saarkohlewald hinter Itzenplitz nicht um Bombentrichter aus dem Zweiten Weltkrieg, sondern um teilweise uralte Kohlelöcher oder Bauerngruben, also um sogenannte Pingen, handelt.“

Selbst bei den Menschen direkt vor Ort sei das Wissen um diese Relikte der Kohlezeit nicht sonderlich ausgeprägt. Das soll sich ändern. Zakrzewski: „Der Förderverein lässt derzeit ein Pingenfeld am Itzenplitzer Pingenpfad im Wald freilegen, um den Besuchern einen Eindruck des frühen Kohleabbaus zu vermitteln.“ Die Neue Arbeit Saar, kurz NAS, erledigt das für den Verein für wenig Geld, das der Verein aus seinen Mitteln stemmt. Auf einer Fläche von etwa 50 auf 80 Metern, erläutert Zakrzewski, sind demnächst mehrere ineinander verschachtelte Schürfstellen gut sichtbar. Ein beschädigter Baum ist in Absprache mit dem Saarforst-Landesbetrieb gefällt worden. Darüber hinaus wird das Areal lediglich von Laub und Geäst gesäubert, um die Pingen deutlich sichtbar zu machen. Mehr nicht. Rüdiger Zakrzewski: „Wir wollen nicht viel verändern, die Schürfstellen sollen so aussehen, wie sie auch seinerzeit waren.“

Bereits vom 14. oder 15. Jahrhundert bis nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Menschen aus der Region an der Oberfläche Kohlen gegraben. Die Stollen waren nur so lang, wie Luft zum Atmen da war und sie nicht mit Wasser vollliefen. Abgestützt wurde in dieser Frühphase der Kohlegeschichte nichts. Geblieben sind aus dieser Zeit rund 300 Löcher oder Mulden, die aus dem Waldstück hinter der 1960 stillgelegten Grube im Wald zu entdecken sind. Direkt vorbei führt der Premium-Wanderweg Pingenpfad. Info-Tafeln mit QR-Code geben auf moderne Weise Einblicke in die Historie. An dem bald sichtbaren Pingenfeld soll aber auch ganz klassisch eine Tafel ein paar Erläuterungen präsentieren, sagt der Chef vom Förderverein. Die Bildhauerin Astrid Hilt hat zudem von den Itzenplitz-Förderern den Auftrag erhalten, eine Stele zu schaffen, die auf den geschichtsträchtigen Ort hinweisen will. Immerhin, sagt Zakrzewski, dürfte es sich in diesem Gebiet um den ersten Kohleabbau im Saarland handeln.

Die Itzenplitzer Pingen- und Schürfenlandschaft, die sich vom Wald hinter dem historischen Bergwerk in Richtung Steigershaus, Merchweiler, Fünffingerweg und Rußhüttertal in Heiligenwald zieht, ist mit ihren 300 Pingen und Schürfen nach Angaben des Vereins auf jeden Fall die größte im Saarland. Ab etwa der Zeit, als Kolumbus Amerika entdeckte oder Jean d`Arc auf dem Scheiterhaufen hingerichtet wurde, so der Verein, habe unaufhaltsam die Geschichte der Kohlegewinnung und des Bergbaus an der Saar begonnen. Über Jahrhunderte bis zum Jahr 1754 wurde demnach in den Wäldern zuletzt von den armen Bauern der umliegenden Ansiedlungen, die sich am Rande der Wälder ein Stück Land urbar gemacht hatten, mit Schippe oder Feldhacke nach dem schwarzen Gold gegraben. Erst Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken, der in diesen Wäldern ausgedehnte Jagden abgehalten habe und sein Jagdhaus auf der Erkershöhe stehen hatte, beendete 1754 mit einem Erlass die, wie er sagte, „planlose Schürferei“. Ein Desaster für die armen Bauern. Zakrzewski: „Sie gingen leer aus und wurden bestraft, wenn sie dennoch Kohle schürften.“ In der Folge wurde die Grundlage für eine systematische, wirtschaftliche und technisch rationelle Kohleförderung an der Saar geschaffen.

 Pingen wie diese hier findet man überall im Wald rund um den Itzenplitzer Weiher.

Pingen wie diese hier findet man überall im Wald rund um den Itzenplitzer Weiher.

Foto: Delf Slotta

Die über Jahrhunderte gewachsene Tradition des Kohleabbaus über Pingen und Schürfe war damit aber noch längst nicht zu Ende. Nach dem Ersten Weltkrieg wie in den Notjahren nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1960er Jahre, erläutert der Förderverein, wurde in den Wäldern nochmals nach der überlieferten Gewinnungsmethode nach Kohle gegraben. So erkläre sich auch der gute Erhaltungszustand vieler Pingen.

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