Halde Reden Mehrheit für Almstraße im Rat nicht in Sicht

Schiffweiler · Schiffweiler Ratsfraktionen begrüßen Engagement des Landes für Erlebnisort. Ein Mehr an Autoverkehr sorgt aber für deutliche Kritik.

 Vom Plateau der Halde Reden lässt sich weit schauen. Wie hier auf einem der wenigen nicht asphaltierten Abschnitte auf Landsweiler hinab und den alten Förderturm.

Vom Plateau der Halde Reden lässt sich weit schauen. Wie hier auf einem der wenigen nicht asphaltierten Abschnitte auf Landsweiler hinab und den alten Förderturm.

Foto: Michael Beer

Die Pläne der Industriekultur Saar (IKS), eine zweispurige Straße hinauf auf die Redener Alm zu bauen, stoßen bei den Gemeinderatsfraktionen in Schiffweiler auf einigen Widerstand. Während seitens der größten Ratsfraktion SPD klare Ablehnung kommt, hält sich die CDU mit Verweis auf die Corona-Pandemie derzeit bedeckt.

Holger Maroldt (SPD) erläutert seinen Kenntnisstand zu der angedachten Straße: „Die geplante Straße sieht zwei Fahrspuren von insgesamt fünf Metern Fahrbahnbreite vor. Dies bedeutet einen Querschnitt der Trasse für den Unterbau zwischen acht und zehn Metern.“ Dazu auf dem Haldenplateau ein Parkplatz mit 100 Stellplätzen und parallel zur Straße, etwa fünf Meter oberhalb, ein neuer Fußweg. Maroldt: „Dies würde zu einer weiteren Zerstörung der bestehenden Halden-Charakteristik führen und insgesamt wären zum Neubau Erdbewegungen in einer Größenordnung von etwa 25 000 Kubikmeter erforderlich. Damit würde sich die Gestalt der Halde an ihrer Nordflanke komplett verändern.“ Der Resolution aller Kreistagsfraktionen um Zustimung des Gemeinderates für eine Bebauungsplanänderung könne die SPD-Fraktion in der vorliegenden Form nicht zustimmen. Sie begrüße ausdrücklich die Initiative des Landkreises zur nachhaltigen Entwicklung des Erlebnisortes und das Einrichten eines Standortmanagements. Maroldt: „Wir hätten uns gewünscht, dass der im vergangenen Jahr einberufene runde Tisch zur Weiterentwicklung des Standortes Reden zu diesem weitreichenden Thema einberufen und mit allen Beteiligten das Für und Wider diskutiert worden wäre.“ Die angekündigten rund 1,4 Millionen Euro für den Standort sollten nicht in einen Straßenneubau, sondern für die im gültigen Bebauungsplan verzeichnete Fußgängerbrücke vom Bahnhof zum Erlebnisort und ebenfalls festgeschriebene insektenfreundliche Fußwegebeleuchtung investiert werden.

Matthias Jochum, Sprecher der CDU, hält die Diskussion rund um die Autostraße hinauf auf die Alm zum jetzigen Zeitpunkt für falsch. Der Gemeinderat habe sich noch nicht damit befasst. Ob die IKS das Vorhaben nach der aktuellen Diskussion noch vorantreibe, bleibe abzuwarten. Jochum: „Sollte das Thema dann irgendwann auf die Tagesordnung kommen, werden wir uns als Fraktion entsprechend festlegen und auch unsere Meinung nach außen tragen.“ Positiv sei, dass im Kontext der Diskussion um die Straße eine grundsätzliche Weiterentwicklung des Standortes wieder diskutiert werde. Im Bürgermeisterwahlkampf hatte Jochum eine klare Position für eine Stärkung des Tourismus bezogen. Seine Idee war da aber eine andere. Jochum hatte in Sachen Almanbindung öffentlich über ein Pilotprojekt zu autonomem Fahren nachgedacht.

Für die Linke im Gemeinderat sagt Erwin Mohns, er habe schon manche Rückmeldung zu dem Thema bekommen, aber noch keine, die dem Projekt „auch nur im Ansatz positiv gegenübersteht“. Deshalb werde es von der Fraktion der Linken auch keine Zustimmung geben für eine zweispurige Straße auf die Alm. Das Gesamtpaket der IKS bezeichnet Mohns als „wenig bis gar nicht überzeugend“. Er wirbt dafür, eine Informationsveranstaltung für die Bürger einzuberufen, wenn die Corona-Epidemie ausgestanden sei. Die Grünen-Fraktion lehnt die Pläne ebenfalls ab. Steven Klein: „Sie ist aus Gründen des Artenschutzes nicht tragfähig. Betroffen wären vor allem Amphibien und Reptilien, die im dortigen Biotop leben. Zu nennen sind hier insbesondere bedrohte Arten wie Geburtshelferkröte oder Kammmolch. Ich bezweifle überdies, ob eine Straße auf die Halde tatsächlich eine Verbesserung des Standortes darstellt.“ Mehr Verkehr bedeute mehr Lärm. Die gemütliche Atmosphäre der Naherholung gehe bei einer Umsetzung der Pläne verloren. Peter Holzer spricht für die FBL/FDP-Fraktion mit zwei Sitzen. Seine Einschätzung: „Das Vorhaben ist grundsätzlich nicht verkehrt. Aber der Aufwand ist schon enorm.“ Weshalb der Zusammenschluss von Freier-Bürger-Liste und Liberalen zur Zeit keine Zustimmung geben könnten. Und Holzer erinnert an den Widerstand in der Schiffweiler Bevölkerung: „Man will die Halde so wie sie jetzt ist erhalten. Ein Ort der Ruhe und Entspannung.“ Das Thema werde den Gemeinderat sicher noch beschäftigen.

Auch die Saar-Grünen mit ihrer Landeschefin Tina Schöpfer, die in Kohlhof wohnt, äußern sich und fordern von der IKS kreative Lösungen: „Es erscheint unstrittig, dass es vielen Akteuren, die sich zu Wort melden, um eine Weiterentwicklung des Standorts geht. Kritisch gesehen wird aus Naturschutzgründen zu Recht von vielen die geplante Haldenstraße. Eine neue Straße,  um den Tourismus anzukurbeln ist ein Konzept aus der planerischen Mottenkiste.“

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