Ein Krimi zu vier Händen

Landsweiler-Reden · Erstmals haben sich Arno Strobel und Ursula Poznanski an einem gemeinsamen Krimi versucht. Aus ihrem Debüt-Roman „Fremd“ lasen sie nun in der ehemaligen Waschkaue in Landsweiler-Reden.

. Was für eine Kulisse: Der dunkle, 1300 Quadratmeter große Saal der ehemaligen Waschkaue, in dem nur die Vitrinen und Videoinstallationen Licht spenden, dazu das Metallgerüst und die langen Gitterserpentinen - so stimmungsvoll und nur ein winziges bisschen gruselig präsentierte sich der Veranstaltungsort, genau die richtige Mischung für eine Krimi-Lesung an Halloween. Die war mit Lokalmatador Arno Strobel und der Wienerin Ursula Poznanski prominent besetzt. Immerhin gelten sie als Topautoren ihrer jeweiligen Verlage. Während es der gebürtige Saarlouiser mit Trierer Wohnsitz nicht weit hatte, wurde Kollegin Poznanski beim Umsteigen auf dem Flughafen in Frankfurt von der Lufthansa fast nach Bagdad geschickt und musste den Bus nach Saarbrücken nehmen.

"Für diese ganz besondere Location haben wir uns etwas ganz Besonderes ausgedacht", begann Strobel. "Wir lesen das ganze Buch", in Speed-Version, geschätztes Ende: gegen 3 Uhr. "Und damit auch alle in den vollen Genuss kommen, wurden vorsorglich die Ausgänge verschlossen." Der Mann hat Humor. Die Frau auch, weshalb in den folgenden zwei Stunden für eine Krimi-Lesung erstaunlich viel und herzhaft gelacht wurde. Dabei schildert "Fremd", der erste gemeinsame Roman des Duos, der just am Vortag in den Handel gekommen ist, durchaus ein verstörendes Szenario: Eine Frau sieht sich in ihrem Haus einem Fremden gegenüber. Der behauptet, mit ihr hier zu leben - "Kopfkino" vom Feinsten.

Entstanden ist der Thriller aus einem kleinen Schreib-Experiment zwischen Strobel und Poznanski. Sie schrieb ein Kapitel und mailte es ihm, er mailte ein Kapitel zurück und irgendwann stellte man fest: Das könnte klappen, sowohl was die Story anbelangt als auch vom Stil. Die Chemie zwischen den beiden stimmt sowieso, wie die Zuhörer schnell merkten: Mit fast schon kindlicher Freude foppten sich die Ü 50-Autoren, alberten herum und inszenierten einen Schlagabtausch mit hohem Unterhaltungswert. Gelesen wurden leider nur die ersten beiden Kapitel . Stattdessen durften die Zuhörer teilhaben am Entstehungsprozess des Buches, dokumentiert in diversen Mailwechseln zwischen Wien und Trier. So entwickelte sich aus Ursulas ungeduldiger Nachfrage "Wann kommt denn endlich das nächste Kapitel , Arno?" schon mal eine haarsträubende Geschichte von Computerviren und ausgedruckten Manuskriptseiten, derentwegen Strobel vor einer Bücherei zeltet und schließlich noch einen finalen Einbruch startet.

Auch Ursulas Verzweiflung beim Schreiben des Kapitels 41 - die ungeraden sind ihre Parts - wurde greifbar, lässig grinsend kommentiert von Arno Strobel. Ein "Making of"-Buch wird es wohl trotzdem nicht geben, dafür arbeitet man schon am zweiten Thriller. So amüsant der Abend war - ein bisschen Wehmut klang indes mit. Wird "Das Erbe" doch in Kürze geschlossen, ein Wiedersehen und -hören zumindest an diesem idealtypischen Ort ist ausgeschlossen.

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