Ehrenamtliche Helferinnen mit sozialer Ader

Schiffweiler · Die Saarbrücker Zeitung präsentiert wieder die Serie „Ich lebe gerne in . . .“. Eine Woche lang berichten wir jetzt über Menschen aus Schiffweiler. Heute stellen wir die ehrenamtlichen Helferinnen der Kleiderkammer Schiffweiler vor.

 Trotz teils körperlicher Anstrengung engagieren sie sich gern für bedürftige Menschen: die ehrenamtlichen Helferinnen der Kleiderkammer in Landsweiler-Reden. Foto: Thomas Seeber

Trotz teils körperlicher Anstrengung engagieren sie sich gern für bedürftige Menschen: die ehrenamtlichen Helferinnen der Kleiderkammer in Landsweiler-Reden. Foto: Thomas Seeber

Foto: Thomas Seeber

. Zimperlich sind sie nicht, die Frauen , die in der Kleiderkammer ehrenamtlich arbeiten. "Was wir hier in den Tüten schon alles gefunden haben, da muss man ein dickes Fell haben," meint eine der Damen. Gott sei Dank sind solche unliebsamen Überraschungen - wir wollen hier nicht ins Detail gehen - die Ausnahme. Gerade schleppt Karin Härtig ein paar Säcke aus ihrem Auto in ein Klassenzimmer der ehemaligen Schule im Löschpfad in Landsweiler-Reden. Auf dem Weg zur Kleiderkammer, die mittwochs von 14.30 bis 16.30 Uhr (außer am letzten Mittwoch im Monat) geöffnet ist, hat sie bei Privatleuten noch gesammelte Kleidung abgeholt. Das gehört zum besonderen, wenn auch inoffiziellen Service der acht Frauen , die sich hier engagieren. Es komme vor, dass die Leute ihre Säcke einfach vor ihrer Garage abstellen, erzählt Hildegard Weber lächelnd. Sie nimmt es mit Humor. "Manche haben einfach nicht die Möglichkeit, selbst hier nach Landsweiler zu kommen", weiß Inge Schütz. Die 67-Jährige ist seit neun Jahren dabei, ist über die Initiatorin der Kleiderkammer Schiffweiler , Gertrud Becker, zur Einrichtung gekommen. "Ich hab' einfach eine soziale Ader", erklärt Inge Schütz, wieso sie sich neben ihren sonstigen Aktivitäten hier engagiert.

Während des SZ-Besuchs lassen die Frauen die Finger rundgehen, die Kundschaft "tippelt" schon vor dem Eingang und will herein. "Fertig werden wir eigentlich nie mit Sortieren und Einräumen", erzählt Elke Tittelbach. Bevor sie sich in die Arbeit stürzt, wird sie von Berti Gesellchen fest umarmt und zum Geburtstag nachträglich mit einer Tafel Schokolade bedacht. Es herrscht eine gute Atmosphäre in der Kleiderkammer. Der Ton ist oft rau, aber herzlich. Frotzeleien sind an der Tagesordnung. "Berti, brauchschde e rosa Bettjäckche", wird die 83-Jährige Berti gefragt. "Die Berti kann doch alles gebrauchen", heißt es da, und alle lachen. Keiner habe hier das Sagen, betont Berti Gesellchen, alle arbeiteten hier schließlich ehrenamtlich. Solange sie kann, will sie weitermachen. "Das hält fit, ist interessant, die Menschen kennen mich und sprechen mich an." Gerade ist eine syrische Familie gekommen, eine schwangere Frau sucht nach Babykleidung und einem weiten Wintermantel. "Wegen der Flüchtlinge erhalten wir seit einiger Zeit sehr viele Kleiderspenden ", berichtet Weber. Diese werden zu geringen Beträgen, ein oder zwei Euro, an die Besucher abgegeben. Den Erlös verwendet die Gemeinde Schiffweiler für soziale Zwecke.

Selbst früher Kundin war Gudrun Schaus, die seit neun Jahren in der Kleiderkammer mit anpackt. "Es ist ein gutes Gefühl, den Menschen zu helfen." Und die meisten seien auch sehr freundlich und dankbar, verständigt wird sich dabei oft mit Händen und Füßen. Trotz der anstrengenden und teilweise körperlich schweren Arbeit hat es Karin Härtig auch noch nie bereut, ihre Freizeit nach dem Auszug der Kinder in die Kleiderkammer zu investieren. "Es kommen nette Leute, und es macht einfach Spaß hier."

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