Drei Mann auf einer Wellenlänge

Landsweiler-Reden · Seit fünf Jahren sind die beiden Illinger Benjamin Kiehn und Dirk Boudier im Sinne der guten Sache unterwegs. Mit ihren Aktionen haben sie rund 140 000 Euro für den Kinderhospizdienst Saar gesammelt.

 Nicht ganz trockenen Fußes, aber bei bester Laune ging die Scheckübergabe in den Wassergärten in Reden vonstatten, von links Dirk Boudier, Devid Striesow und Benjamin Kiehn. Foto: Jörg Jacobi

Nicht ganz trockenen Fußes, aber bei bester Laune ging die Scheckübergabe in den Wassergärten in Reden vonstatten, von links Dirk Boudier, Devid Striesow und Benjamin Kiehn. Foto: Jörg Jacobi

Foto: Jörg Jacobi

. Am Abend zuvor war er noch auf der Showbühne, sprich der Bühne der Neunkircher Gebläsehalle, und hat zusammen mit seinen beiden Filmkollegen aus "Zeit der Kannibalen" den Darsteller-Preis bei der Günter-Rohrbach-Filmpreisverleihung entgegengenommen. Bis etwa 2 Uhr habe er noch gefeiert, erzählt Devid Striesow der SZ. Was ihn aber nicht daran hindert, am späten Samstagmorgen frisch und ausgeruht zu einem ganz anderen Termin zu erscheinen. Das Gelände der ehemaligen Grube Reden , genauer die Wassergärten, bildet die Kulisse für ein Treffen der ganz besonderen Art. Benjamin Kiehn und Dirk Boudier haben an eine Stätte ihres diesjährigen Wirkens eingeladen. Die rührigen Illinger haben den Fantasie- und Rollenspiel-Konvent, die Fark, Ende August, hier veranstaltet (wir berichteten). Zu Gunsten der Sache, die ihnen ganz besonders am Herzen liegt: für den Kinderhospizdienst. Insgesamt an die 140 000 Euro, so überschlagen die beiden auf Striesows Nachfrage, sind im Laufe der fünfjährigen Aktivität schon zusammengekommen. Neben der Fark durch den Mittelaltermarkt, durch die Nikolausaktion, das Whiskey-Tasting und viele kleine Aktionen mehr. "Eigentlich ist jede Woche irgendeine kleine Aktion", resümiert Kiehn. Und Boudier freut sich: "Wir haben wirklich schon viel angestoßen." Dieses Jahr allein sind es stolze 47 000 Euro geworden.

Den symbolischen Scheck nimmt an diesem Morgen Devid Striesow in Empfang. Denn Striesow ist Botschafter des Kinderhospizdienstes Saar . "Ich wusste gar nicht genau, was ein Hospiz eigentlich ist", gesteht der Tatort-Kommissar im SZ-Gespräch. Dann kamen die Dreharbeiten zum Film "Blaubeerblau". In dem Film spielt Striesow einen Architekten, der auch völlig ahnungslos mit dem Thema Hospiz konfrontiert wird. "Als ich mich mit der Rolle auseinandergesetzt habe, habe ich mich logischerweise auch mit dem Thema an sich befasst." Und so wurde die Botschafter-Idee geboren. Denn Striesow ist sich sicher: In dieser Ecke Deutschlands, wo es nicht so viele kulturelle Prominenz gibt, kann jemand wie er die Aufmerksamkeit auf den Kinderhospizdienst lenken. Das zumindest hat er sich vor zwei Jahren erhofft. Und wird belohnt. Denn mittlerweile gibt es viele Aktionen zu Gunsten der unheilbar erkrankten kleinen Menschen. Wenn er denn mal im Lande ist - beispielsweise über die sechs bis acht Wochen, während ein Tatort gedreht wird, dann nutzt er die Zeit auch als Botschafter . "Da gibt mir mein Sender gerne die Möglichkeit dazu." Über den SR hatte er auch Benjamin Kiehn kennengelernt. Der gerät neben dem dampfenden Mosesgang gemeinsam mit Boudier ins Erinnern. Da gibt es beispielsweise die Geschichte vom ursprünglich vergessenen Weihnachtsgeschenk, das ein an der Tankstelle gekauftes gackerndes Huhn bei dem nur noch auf Geräusche reagierenden Kind zum großen Fest geraten ließ. Oder das spontan eingesetzte Süßholz, das einem todkranken Schlemmermäulchen überraschenden Hochgenuss brachte. Aber auch die traurige Absage eines Weihnachtsbesuches. Auch wenn hier schon mal gelacht und gescherzt wird: Des ernsten Themas sind sich die drei Männer durchaus bewusst. "Das Thema Sterben, darüber redet man in unserer Gesellschaft nicht gern." Ein ganz besonderes Erlebnis sei für ihn der Besuch der Weihnachtsfeier des Hospizdienstes im vergangenen Jahr gewesen, erzählt dazu Striesow. Hier hat er die Erfahrung gemacht: "Es war einfacher, als ich gedacht hätte."

Gerade im Saarland als Botschafter tätig zu sein, das ist dem auf Rügen geborenen Berliner wichtig. Weil ihm das Saarland und seine Menschen ans Herz gewachsen sind. Er mag den direkten Ton, die Unkompliziertheit und den Humor - so, wie er sich auch bei der Filmpreis-Verleihung noch einmal gezeigt habe. Je mehr Kontakte er hier knüpfe, desto lieber komme er her. "Oft sehe ich dann ja ganz besondere Stätten wie beispielsweise jetzt in Reden . Und dann komme ich irgendwann mit meiner Familie wieder und zeige denen das." Demnächst wird er wohl mit ihnen bei Kiehns zu Gast sein. Die Einladung steht . . .

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