Die Tollkirschen zeigen den möglichen Umgang mit dem Mann

Schiffweiler · . Boah, sind die krass: Dem Gatten Abführmittel ins Müsli mischen, bevor der mit seinen Kumpeln zum Nürburgring düst. Oder potenziellen Flirtpartnerinnen schnell verklickern, dass man ja sooo stolz auf Männlein ist, weil der endlich nicht mehr stottert nach der Behandlung seiner Erektionsstörungen. Ja, "es gibt so viele Möglichkeiten, das Zusammenleben mit einem Mann schon zu Lebzeiten erträglich zu machen", sind sich Stephanie Albrecht und Margit Schillo einig - und kämpfen weiter "mit den Waffen einer Sau".

Kabarettistisches Septett

Das kabarettistische Septett, derzeit reduziert um Tanja Regitz, die ihren Kreuzbandriss auskuriert, trägt seinen Namen völlig zu recht. Gilt Atropa belladonna (Tollkirsche) doch als die klassische Gift- und Hexenpflanze Mitteleuropas. Schon wenige ihrer glänzend schwarzen Beeren sind tödlich. Zum Sterben lustig erwiesen sich auch einige der Lieder und Sketche, die die Nachtschattengewächse im Bürgerhaus präsentierten. Darunter ein umgeschriebener Xavier-Naidoo-Song für das starke Geschlecht, das jeglichen Beitrag Hausarbeit erfolgreich vermeidet: Egal ob volle Müllsäcke, stinkende Geschirrstapel in der Spüle, aus dem Klo wachsender Urinstein oder "Schimmel, der sich durch die Kühlschranktür frisst": "Er sieht ihn nicht."

Bereits elf Jahre gibt es die Tollkirschen nun schon: "Wir lernten uns bei einem Theaterworkshop in Saarbrücken kennen", erzählt Gründungsmitglied Margit Schillo, auf deren Konto die schrägen Songtexte gehen. An der Gestaltung des Programms arbeiten die Sieben gemeinsam. Inspirieren lassen sich die Damen vom wahren Leben, in dem sie ihre Brötchen als Einzelhandelskauffrau, Staatsdienerin, Krankenschwester, Arzthelferin oder Lehrerin verdienen. Bestes Beispiel ist die Hühnernummer. "Ich habe selbst zu Hause Hühner", sagt Walburga Klein, "und erzähle oft von ihnen. Da sind wir auf die Idee gekommen, ein Stück daraus zu machen." So referierte Businessfrau Heidi Müller in ihrem Karriereseminar über Strategien aus dem Tierreich, die sowas von zum Erfolg führen. Verbildlichen sollte das Assistentin Susi, die sich in ihrem albernen Hennenkostüm erst ziert, dann aber eine köstliche Ein-Huhn-Show hinlegt inklusive Eierlegen und der-Hahn-der-dolle-Hecht-singt-die-Sonne-herbei-Nummer.

Das Gift der Tollkirsche erzeugt Halluzinationen und hat erhebliche Nebenwirkungen wie Herzrasen und Mundtrockenheit. So ähnlich, nur in prima, fühlten sich die Zuschauerinnen, die nach ein paar saftigen Rollator-Stunts zweier Pflegeheimbewohnerinnen am Schluss gar nicht anders konnten, als aufzustehen und lebhaft Applaus zu klatschen. Und nach der Zugabe gleich noch mal.

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