Saarland soll 3D-Land werden Schicht für Schicht zum großen Ganzen

Landsweiler-Reden · Experten stellen die revolutionäre 3D-Produktionstechnik im Ambiente des alten Bergwerks in Reden vor.

 Die Expertenrunde auf den 3D-Print-Days: von links Marke Peter Rupp, Agentur Steckenpferd, Jürgen Barke, Staatssekretär im saarländischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, Stefan Junk, Professor an der Hochschule Offenburg, Alexander Petto, Inhaber der saarpri.com, Ben Braakhekke, Key Account Manager, Creabis GmbH, München.

Die Expertenrunde auf den 3D-Print-Days: von links Marke Peter Rupp, Agentur Steckenpferd, Jürgen Barke, Staatssekretär im saarländischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr, Stefan Junk, Professor an der Hochschule Offenburg, Alexander Petto, Inhaber der saarpri.com, Ben Braakhekke, Key Account Manager, Creabis GmbH, München.

Foto: Volker Ammann

Immer mehr Produkte, zum Beispiel für Maschinenbau, Medizin oder Freizeitindustrie. werden mit additiven Verfahren wie 3D-Druck gefertigt. Die Verfahren entwickeln sich rasant weiter und werden immer vielfältiger. Bei additiven Fertigungsverfahren – dazu zählt der 3D-Druck – erhalten die Produkte ihre Form nicht mehr, indem von einem Rohling überflüssiges Material weggenommen wird. Stattdessen werden die Ausgangsmaterialien (flüssige Kunststoffe, Photopolymere, Kunststoff-, Quarzsand-, Glas- und Metallpulver oder auch Papier) thermisch, chemisch oder photochemisch gezielt geschichtet oder aufgetragen.

Die neue Technik birgt jedoch auch Risiken, zum Beispiel, elektrische, mechanische, thermische, physikalische und chemische, die noch nicht vollständig erforscht sind. Auch die rechtliche Situation in Bezug auf die Urheberrechte an den gefertigten Produkten wirft Fragen auf. Es ist nicht einfach, die Regeln für den Umgang mit den dabei auftretenden physikalischen und rechtlichen Gefährdungen mitzuentwickeln. 3D-Druck ist ein innovatives und universelles Fertigungsverfahren für eine beeindruckende Zahl an Anwendungsmöglichkeiten. Überall dort, wo es um die Fertigung von dreidimensionalen Produkten geht, kann der 3D-Druck sein volles Potenzial zeigen: schnell, wirtschaftlich, individuell, kreativ. Davon können alle profitieren, die sich diesen Aufgaben widmen: vom Heimanwender mit einer innovativen Produktidee bis hin zur Produktentwicklung und Vorserien- und Serienfertigung in der industriellen Produktion, von der medizinischen Anwendung in der Prothetik bis zum Ersatzteilmanagement – es findet sich kaum eine Wirtschaftsbranche, die nicht von den Möglichkeiten des „Rapid Prototyping“ profitieren kann. Und dennoch steckt dieses Potential im Jahr 2019 immer noch in seinen Kinderschuhen. Für viele Klein- und Mittelständische (KMU) ist der 3D-Druck, die additive Fertigung, noch Zukunftsmusik. Dabei bietet diese Technik enorme Möglichkeiten in der Prozessoptimierung, für kürzere und kostengünstigere Entwicklungs- und Produktionszeiten, einer Vereinfachung der Logistik (Stichwort Produktion Just-in-time), Vermeidung von Fehlerquellen und nicht zuletzt für ein grenzenloses Design. Ebenso befruchten die Anforderungen und Aufgaben der Industrie die Entwickler, immer neue Wege zu gehen. Der 3D-Druck trägt also daher immer den Keim der Eigeninnovation in sich. Das reicht vom konzeptionell-kreativen Umgang mit Aufgaben über Software- und Informatikfragen bis zur Materialentwicklung. Dies erfolgreich zu gestalten, setzt Strukturen voraus, die diese Anforderungen bedienen können. Nirgendwo wird dies einfacher und effizienter gelingen, als in einer Region wie dem Saarland. Denn hier sind die drei Kernkompetenzen auf engstem Raum vorhanden: Maschinenbau, Steuerungstechnik und Materialwissenschaft.

Überall im Saarland wird hergestellt, entwickelt und produziert. Dort, wo Industrie so sehr in der Seele einer Region verankert ist, kann die Innovationstechnologie 3D-Druck ihr volles Potenzial entfalten. Der 3D-Druck zeigt: was sich denken lässt, kann man realisieren. Das gilt auch für die Etablierung eines Hot Spots im Saarland, der langfristig zur ersten europäischen Adresse werden kann, wenn es um Fragen zu 3D-Technologie und -lösungen geht. Der 3D-Druck kann zu einer starken Brücke von Forschung und Entwicklung hin zur industriellen Produktion werden. Mit der zweitätigen Veranstaltung, den 3D-Printing-Days, im traditionsreichen Ambiente des alten Bergwerks in Reden wurde am vergangenen Wochenende ein Projekt mit Pilotcharakter durchgeführt. Die Veranstaltung sollte die Plattform schaffen, die Technologie mit ihren Möglichkeiten den potentiellen Zielgruppen näherzubringen. In einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion mit Experten aus Politik, Wissenschaft, Produktion und Anwendung wurden die Chancen und Risiken der additiven Fertigung ausführlich erörtert und diskutiert. Unter Leitung von Mark Peter Rupp beantworteten Jürgen Barke, Staatssekretär im Saarländischen Wirtschaftsministerium, Professor Stefan Junk, Leiter der Fakultät Betriebswirtschaft und Wirtschaftsingenieurwesen, Hochschule Offenburg, Alexander Petto, Inhaber der saarpri.com und Ben Braakhakke, Vertriebsleiter der Creabis GmbH, München, relevante Fragen zur Zukunft, Chancen und Risiken des 3D-Drucks. Übereinstimmend sehen die Experten große Chancen für die innovative Technologie. Aber auch die Schwachstellen des derzeit nicht ausreichenden Angebots an Druckmaterialien. Hinzu kommt das fehlende Vertrauen von KMU in die Qualität der in 3D-Technik gefertigten Produkte.

Staatssekretär Jürgen Barke fasste zusammen: „Wenn wir die digitale Transformation in der richtigen Flughöhe bewältigen und gestalten wollen, müssen wir auch beim Thema 3D-Druck in der Saarwirtschaft weiter aufrüsten. Der 3D-Druck kann an vielen Stellen zu einem wichtigen Baustein werden, der neue Formen der Wertschöpfung ermöglicht. Dieses Potenzial müssen wir gemeinsam entdecken und heben.“ Alexander Petto von saarpri.com ergänzte: „Der 3D-Druck fußt im Wesentlichen auf drei Standbeinen – Maschinenbau, IT und Steuerungstechnik und neue Materialien. Alle drei gehören zu den Kerndisziplinen des Saarlandes. Deswegen muss ein Fazit der 3D-Printing Days lauten: „Saarland gleich 3D-Druckland“. Das wollen wir einem großen Besucherkreis vermitteln.“ Ein wichtiger Schritt, Vertrauen in die neue Technologie herzustellen, ist das brandneue Angebot der Handwerkskammer des Saarlandes, einen speziellen Kurs zum „3D-Druck-Techniker“ anzubieten. Damit soll gewährleistet werden, dass Herstellung von 3D-Druckprodukten von kompetenten Fachleuten durchgeführt wird. Dies dürfte zu einer weiteren Imageverbesserung der neuen Produktionstechnik führen.

Die Veranstaltung wurde unterstützt durch saaris, die regionale Wirtschaftsförderung im Landkreis Neunkirchen, dem Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr und der saarpri.com.

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