Die Dorfgemeinschaft ist eine Herzensangelegenheit

Schiffweiler · In Schiffweiler geht eine Ära zu Ende. Winfried Dietz (SPD) ist vom Amt des Ortsvorstehers zurückgetreten. Am morgigen Donnerstag wird sein Nachfolger gewählt. Wahrscheinlich wird dies Sohn Dominik Dietz sein.

 Winfried Dietz ist als Ortsvorsteher zurückgetreten. Foto: voj

Winfried Dietz ist als Ortsvorsteher zurückgetreten. Foto: voj

Foto: voj

. Er ist gerade dabei, "etwas Ordnung ins Chaos zu bringen". Stimmt, das Büro des Ortsvorstehers im "Spießförsterhaus" neben dem Schiffweiler Rathaus sieht nach Aufräumarbeit aus. Zwölf Jahre war Winfried Dietz (SPD ) Ortsvorsteher von Schiffweiler , "und das reicht." Einer wie er macht keine halben Sachen, es waren zwölf intensive Jahre, die Kraft gekostet haben. Seit Herbst habe er zudem gesundheitliche Probleme gehabt. Da gehe man dann in sich und überlege, ob es nicht Zeit wäre, das ein oder andere ein bisschen lockerer anzugehen.

Die Entscheidung, vom Amt des Ortsvorstehers zurückzutreten, fiel dem 67-Jährigen aus gutem Grund nicht allzu schwer: Mit Sohn Dominik Dietz, ebenfalls für die SPD seit Jahren Mitglied in Orts- und Gemeinderat, steht ein Nachfolger bereit. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass sich der Ortsrat am Donnerstagabend mit deutlicher Mehrheit für den 35-Jährigen entscheidet. "Viel wichtiger als die Tatsache, dass es mein Sohn ist, ist für mich, dass er ein engagierter Mann ist und über Parteigrenzen hinweg das Ortsgeschehen im Sinn hat." Denn so sieht der Sozialdemokrat, seit über 50 Jahren Parteimitglied, das Amt des Ortsvorstehers. Den Ort trotz engstem finanziellem Spielraum voranbringen, über diesem Anliegen aber die Menschen nicht vergessen. Winfried Dietz wurde 1948 im Schwesternhaus in Schiffweiler geboren und hat mit einer vierjährigen Unterbrechung während der Saarbrücker Studienzeit stets hier gewohnt. Die Großeltern haben das Gasthaus gegenüber dem Rathaus betrieben, heute schenkt hier "Der Schellenmann" aus. Walter Bernstein, der berühmte Schiffweiler Maler, sei dort ein und ausgegangen. Dietz erinnert sich gern an früher, hängt an Traditionen wie der Kirchweih, dem Dorffest und Weihnachtsmarkt oder schafft gerne neue wie das Schiffweiler Laxemfest, auf dessen Initiierung er stolz ist. Mit dem Verkauf von im Kupferkessel hergestelltem Laxem (Pflaumenmus) alle zwei Jahre konnte bereits etlichen in Not geratenen Bürgern geholfen werden. "Am Abend vor dem Laxem-Kochen sitzen 40 bis 50 Leute im Zelt und entkernen über eine Tonne Zwetschgen in drei Stunden - das ist ein wunderschönes Gefühl." Eben ein Dorfgemeinschaftsgefühl, wie es Winfried Dietz als Ortsvorsteher stärken wollte.

Aber auch ganz handfeste Dinge sind während seiner Amtszeit auf den Weg gebracht worden. Die größte Veränderung in den vergangenen zwölf Jahren hat die Ortsmitte erfahren. Die Neugestaltung des Kirchenvorplatzes, der Bau eines Lebensmittelmarktes im Ortskern, die Schaffung von Innerortsparkplätzen und die Anlage des neuen Dorfplatzes wären hier unter anderem zu nennen. Aber auch das Neubaugebiet Unter den Blotzen, die Erweiterung des katholischen Kindergartens in der Parkstraße, der Ausbau des Schulstandortes Schiffweiler oder der Abriss des alten Bahnhofes und die Neugestaltung des Vorplatzes haben das Schiffweiler von morgen geprägt. Gerade die Ortskernsanierung sei eine "zähe Sache" gewesen, Kompromisse mussten geschlossen werden, "wie immer im Leben". Auch wenn nicht alles perfekt sei - Schiffweiler sei ein Wohn- und Lebensort, der mit seinem Angebot für das tägliche Leben immer noch funktioniere. Die finanzielle Entwicklung indes sei eine Katastrophe, Schiffweiler habe das Ende des Bergbaus nie ganz verkraftet. Doch Winfried Dietz war immer schon ein Realist. "Ich kann's beklagen, ändere es aber nicht." Für seinen Heimatort Schiffweiler hat er sicher einiges zum Guten geändert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort