PCB Das Gift im Grubenwasser

Schiffweiler · Ein Vortrag über die PCB-Belastung von Grubenwasser fand in Schiffweiler viele interessierte und kritische Zuhörer.

Die Akademiker-Dichte war am Dienstagabend im Rosensaal des gleichnamigen Hotels auffallend hoch – ein Charakteristikum der Infoveranstaltungen, welche die für den Beritt Landkreis Neunkirchen und Saarbrücker Land zuständige IGAB Saar Ost nach wie vor hochmotiviert anbietet. Der seit der Gründung im Februar bereits sechste Infoabend erwies sich als besonderer Magnet: Trotz des anstrengenden Wetters zog es fast 60 interessierte Bürger an. Mit der PCB-Belastung stehe diesmal einer der „wesentlichen Aspekte“ beim Thema Grubenwasser im Fokus, erklärte Vorstandssprecherin Patricia Bauer in ihrer Begrüßung.

Womit man es bei diesen organischen Chlorverbindungen zu tun hat, erläuterten zunächst Nicole Donia und Bertold Schweitzer von der vereinseigenen PCB-Arbeitsgruppe. Zunächst einmal: Es gibt nicht „das“ PCB, vielmehr handelt es sich bei Polychlorierten Biphenylen um eine Gruppe von 209 Kongeneren, wobei PCB 28 und PCB 52 besonders relevant seien. Dank seiner chemischen Stabilität fand PCB als Industriechemikalie jahrzehntelang in großem Stil Verwendung, etwa in Transformatoren oder auch Kondensatoren, in Fugendichtungsmasse – und eben auch als Hydrauliköl im Bergbau.

Die akute Toxizität dieser synthetischen Stoffe ist zwar prinzipiell gering. Gefährlich wird es aber bei chronischer Aufnahme. Dann genügen bereits geringe Mengen, um gesundheitlich schwere Schäden zu verursachen – nicht umsonst wurde PCB als einer der „dreckigen Dutzend“ organischen Giftstoffe durch das Stockholmer Übereinkommen 2001 weltweit verboten. Typische Auswirkungen einer PCB-Vergiftung sind unter anderem Chlorakne, Leberschäden, und Teratogenität (Fehlbildungen). Zudem steht PCB im Verdacht, krebserregend zu sein und zu Unfruchtbarkeit bei Männern zu führen.

Gleichwohl ist es nur „eines von vielen Gewässergüteproblemen im Saarland“, wie Ministerialrat Hilmar Naumann betonte. Vor kommt es mittlerweile in jedem der 113 „Wasserkörper“. Wobei die Belastung in der Regel bei einem Viertel des kritischen Werts liegt. Gesetzlich relevant sind 20 Millionstel Gramm pro Kilogramm Schwebstoff. Das gilt allerdings nur für Gewässer, nicht für das Grubenwasser selbst, bevor es eingeleitet wird. „Dafür ist kein Grenzwert vorgeschrieben“, stellte Jens Götzinger vom Umweltministerium klar und das von 2016 bis 2017 durchgeführte PCB-Monitoringprogramm vor. Während der zwei Jahre wurden an 14 Messstellen insgesamt 75 Parameter untersucht. Dabei zeigten sich bei den Grubenwassereinleitungen in Reden und Camphausen und deren Vorfluter Sinnerbach und Fischbach deutliche PCB-Belastungen. Der landesweite Trend sei hingegen „seit Langem fallend“.

Wie man PCB aus dem Grubenwasser filtern kann, darüber referierte Martin Kaschek, Firma Cerafiltec. Die während der letzten acht Wochen gelaufenen Pilotversuche haben gezeigt, dass eine Keramikfilteranlage statt der veranschlagten drei eher 30 Millionen Euro kosten würde. In einem zweiten Testlauf ab August will man nun die Anlage optimieren. Parallel arbeitet die RAG weiter mit Absetzbecken, wie Zentralbereichsleiter Joachim Löchte mitteilte. Zudem wird das Grubenwasser bei Camphausen gleichmäßig statt wie bisher schubweise eingeleitet. In Reden ist dies bereits der Fall. Man geht davon aus, dass sich so die Fließgeschwindigkeit unter Tage verringert und dadurch weniger Sediment aufgewirbelt wird, an welchem PCB anhaftet.

Zum Teil leidenschaftlich diskutiert wurde erwartungsgemäß nicht nur über PCB, sondern auch Quecksilber, die Grundwassersituation oder was mit den jährlich maximal 60 Tonnen belastetem Sediment passieren soll, welches aus der Grubenwasserfilterung resultiert. Zufrieden zeigte sich Moderatorin Bauer, insbesondere „weil so viele Leute bei der Hitze den Weg zu uns gefunden haben. Dass zeigt, dass ein Bedürfnis nach Information da ist und wir auf dem richtigen Wege mit unserer IGAB Arbeit sind.“

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