Lik-Nord renaturiert den Schiffweiler Fahrbach Damit sich der Bach entfalten kann

Schiffweiler · Landschaftsbauer arbeiten derzeit im Kobenwäldchen bei Schiffweiler an der Renaturierung des Fahrbachs.

 Die alte Hütte im Jungenwald kommt weg, der Fahrbach hat dann wieder Platz, um sich zu entfalten.

Die alte Hütte im Jungenwald kommt weg, der Fahrbach hat dann wieder Platz, um sich zu entfalten.

Foto: Uli Heintz

„Das hier gehört unter Denkmalschutz, unter saarländischen Denkmalschutz.“ Der Baggerfahrer grinst. Tatsächlich, wer auch immer hier im Kobenwäldchen unterhalb von Stülze Hof seinerzeit aktiv war, er war ein echter Saarländer. Handwerklich begabt und mit besten Materialien unterwegs, wie sie seinerzeit im Bergbau bei Saarberg verwendet wurden. Eine geräumige Hütte gab es hier, mit Satelittenschüssel, Toilette und Wasserspülung. Und ein paar Meter unterhalb einen lang gestreckten rechteckigen Weiher mit senkrechten Wänden wie im Schwimmbad. Der Bach selbst daneben in ein enges künstliches Bett gezwängt. Es ist ein beachtliches Dammbauwerk, das vor Jahrzehnten angelegt worden war und Bach und Weiher trennte. Es besteht aus Bahnschwellen, Granitsteinen, Alublechen, Grubengummi, bis zu drei Meter langen Gesteinsmeiseln, die alles beisammenhalten. Jetzt steht auf dem Gelände ein imposanter Bagger und versucht, die vielen Materialien wieder zu trennen, damit der Fahrbach wieder frei fließen kann und auch kein giftiges PCB mehr ausgeschwemmt wird.

Die Renaturierung des Fahrbachs in seinem Oberlauf ist eines der aktuellen Vorhaben von Lik-Nord (Landschaft der Industriekultur Nord). Es gab mehrere Tümpel im Verlauf des Baches. Die obersten sind schon weg. Jetzt sind die beiden letzten dran, mit eben jenem besonders intensiv genutzten Areal. Noch ein Stück weiter unten, wo der Wald in Wiese übergeht, haben die Landschaftsgärtner dem Gewässer eine scharfe Kurve verpasst, damit er nicht mehr so schnell ins Tal schießt.

Um den Fahrbach wieder frei durch das enge Tal fließen zu lassen, investiert das Naturschutzgroßprojekt insgesamt 69 000 Euro. Das Landschaftsbau-Unternehmen Backes aus Neunkirchen hat den Job übernommen zwischen B 41, dem Spazierweg auf dem Striet, der L 297 und dem Schiffweiler Ortsrand. Unter dem Titel „Neuerfindung der Bergmannskuh“ haben im vergangenen Jahr Landschaftsgärtner verbuschtes Weideland im Südhang des Strietbergs freigeschnitten. Dort, erzählt Lik-Nord-Geschäftsführer Uli Heintz, sollen bald Rinder - entweder Glanrinder, wie sie traditionell in die Gegend gehören, oder aber Vogesenrinder – die Weiden bewohnen. Hans-Peter Meiser vom Welschbacher Hubertushof werde das umsetzen. Heintz weiß, dass nicht alle Bürger hinter den Projekten von Lik-Nord stehen. In Schiffweiler gibt es kritische Stimmen. Die Macher des Naturschutzvorhabens würden die Gemeinde nicht genug einbeziehen. Heintz erklärt beim Gang durch den Kobenwald am Fahrbach entlang, sein Vorgänger Detlef Reinhard, von dem er das Projekt übernommen hat, habe „mit Hingabe“ die Phase eins von Lik-Nord begleitet, in der es insbesondere um die Vermittlung dessen ging, was gemacht werden sollte. Manchmal scheitere es aber wohl auch ganz banal an Begrifflichkeiten. Wenn ein Bürger „Erstpflege“ höre, könne er sich eben kaum vorstellen, dass ein großer Bagger in die Fläche fährt und dort alles klein macht. Die Arbeiten selbst sorgten für eine andere Wahrnehmung als das Reden über Pläne. Und ist die Bergmannskuh ein Naturschutz-Projekt? Heintz nickt mit einem Lächeln im Gesicht. Natürlich könne man sich immer fragen, welchen Zustand man erreichen wolle. Wenn Wiesenflächen verbuschen, sei das ökologisch gesehen natürlich nicht schlechter, als sie offen zu halten. Aber Wiesenflächen ohne intensive Landwirtschaft gebe es kaum noch. Doch die haben, erklärt Heintz, besondere Pflanzen wie hier in Schiffweiler das Buschwindröschen, das Scharbockskraut oder das breitblättrige Knabenkraut. Brachflächen haben nach seinen Worten deutlich zugenommen. Mit dem Projekt in Schiffweiler (auch in Stennweiler und Heiligenwald) versuche man etwas entgegenzusetzen.

 So sieht das so genannte Umgehungsgerinne am Fahrbach aus, das dem Gewässer die hohe Fließgeschwindigkeit nimmt. 

So sieht das so genannte Umgehungsgerinne am Fahrbach aus, das dem Gewässer die hohe Fließgeschwindigkeit nimmt. 

Foto: Uli Heintz
 Die Fläche auf dem Gegenhang Strietberg, nach den Erstpflegemaßnahmen im vergangenen Jahr.

Die Fläche auf dem Gegenhang Strietberg, nach den Erstpflegemaßnahmen im vergangenen Jahr.

Foto: Uli Heintz

Die schwarz geteerten Bahnschwellen, die der Bagger mitten im Wald schon aus der Erde gezogen hat, riechen immer noch nach der Imprägnierung. Hausmüll, verrostete Rohre, Schwellen - unglaublich, was im Kobenwald alles zu finden ist. Wenn das Lik-Nord-Projekt hier fertig ist, dürfte zumindest an dieser Stelle kein Zweifel bestehen, warum die Arbeiten gemacht worden sind.

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