Brunnenserie: Gemeinde Schiffweiler Ein Dorf feiert seinen neuen alten Brunnen

Am 22. Juli wird der historische Quell im Ortsteil Schiffweiler eingeweiht. Wo es in der Großgemeinde noch plätschert.

Brunnen in der Gemeinde Schiffweiler
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Brunnenserie - Gemeinde Schiffweiler

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Foto: Martina Puhl-Krapf/Gemeinde Schiffweiler

Es ist offiziell: Der historische Brunnen auf dem neuen Dorfplatz Schiffweiler wird am 22. Juli um 14 Uhr eingeweiht. Eine engagierte Initiative wird somit am Ende belohnt. Es hatte auch Gegenwind gegeben (unsere Zeitung berichtete mehrfach).

Unterlagen aus dem Rathaus

Die Geschichte dieses neuen alten Brunnens noch einmal in geraffter Form nach Unterlagen aus dem Rathaus: Bei der Gestaltung des Dorfplatzes (2012/13) fand man Reste eines alten, aus rotem Sandstein gemauerten Brunnens. Erst einmal wurde der Brunnenschacht verschlossen. Im Mai 2016 gründete sich eine Projektgruppe pro Brunnen mit ehrenamtlichen Mitstreitern. Im April 2017 begannen die Arbeiten. Der Brunnen wurde leer gepumpt, Stein, Sand und Geröll eimerweise rausgeholt – zwei Kubikmeter Masse. Gefunden wurden auch „abgewinkelte Nägel, Teile von zwei Eimern, die aus Blechstücken gelötet waren, einen Pfeifenkopf sowie Gefäßteile und Tellerteile aus Porzellan, einen Erwachsenenschuh genagelt und aus Leder, Knöpfe, ein Kuhgeschirr und Glasteile, wahrscheinlich ein Schnapsgefäß, und das dazugehörige Schnapsglas sowie Metallringe von Holzeimern und zwei genagelte Kinderschuhe aus Leder, einer davon sogar noch mit Schnürsenkel“. Das genaue Alter des Brunnens lasse sich nicht genau bestätigen, heißt es weiter. Er könnte zwischen 1740 und 1860 errichtet worden sein. Das Bauwerk geht gut zehn Meter in die Tiefe und misst von unten bis oben durchgängig 90 Zentimeter im Innen-Durchmesser. Sandstein-Applikationen bewahren sein historisches Aussehen.

Für unsere Serie „Öffentliche Brunnen in der Region“ waren wir jetzt auch in der Gemeinde Schiffweiler (aktuell 16 260 Einwohner) mit ihren vier Ortsteilen unterwegs. Die bei der Gemeindeverwaltung angefragte Liste führte uns zu fünf Brunnen. Mal mit, mal ohne laufendem Wasser. Infos lieferten uns Rathaus, Ortskundige und Archiv.

Historische Ansichten

Von Schiffweiler (5348 Einwohner) nach Stennweiler (2090 Einwohner). Trocken präsentiert sich hier der Dorfbrunnen. Kein Plätschern. Und so begrüßt Heimatgeschichtler Bernhard W. Planz die SZ am Brunnen in der Lindenstraße gleichmal mit einer entschuldigenden Erklärung: „Der Brunnen ist derzeit vom Wassernetz genommen.“ Die Pumpenversorgung ist unterbrochen wegen Schäden durch Vandalismus am Stromnetz, Reparaturarbeiten laufen. Planz blickt für uns in die Brunnenhistorie des Dorfes. Wenige Meter weg vom heutigen Brunnenstandort befand sich ehemals einer von zwei Laufbrunnen (Wasser wird zugeführt) in Stennweiler. Der zweite stand ein Stück weiter nahe der Linde. Für ihn gibt es keinen Ersatz. Planz hat auch historische Ansichten herausgesucht. Die eine zeigt den Brunnen Lindenstraße „Alte Schule“ in den 1920ern beim Festzug, das ganze Dorf auf den Beinen.

Durchfeiern beim Wasserfest

Die Brunnen dienten in alter Zeit den Tieren als Tränke. Aber vor den Zeiten eines öffentlichen Wassernetztes auch den Menschen als Versorgungsstation. Zudem boten sie eben auch einen Treffpunkt für die Dorfbewohner, Kommunikationsplatz, Begegnungsraum. In einer seiner historischen Schriften schildert Planz das Wasserfest im alten Stennweiler: „Auch früher wurde natürlich Wasser zum Hausbau benötigt, insbesondere um den Kalkmörtel herzurichten. Da es ein öffentliches Wassernetz noch nicht gab, musste das Nass mittels Bütteln und Eimern vom nächsten Laufbrunnen herbeigeschafft werden. Das war abends die Sache der jungen Burschen und Mädchen des Dorfes, die so beim Marsch vom Brunnen zum großen Bautrog Gelegenheit zum Zusammensein hatten. War das Haus endlich fertig, dann lud der Hausherr alle jungen Leute, die beim Wassertragen geholfen hatten, zum Wasserfest. Mit Bier und Weck, Musik und Tanz wurde eine Nacht in der Scheune durchgefeiert – und der noch unfeste Lehmboden festgetreten.“

Steigendes Hygienebewusstsein

1928 wurde der größte Teil von Stennweiler an die allgemeine Wasserversorgung angeschlossen. Die Laufbrunnen blieben noch länger in Betrieb. Standort Alte Schule bis in die 1940er Jahre, Standort Linde bis in die 1960er Jahre. Dann wurde dort die Straße ausgebaut, der Lindenvorplatz neu gestaltet. Das Ende für den Brunnen. Allgemein wurden Brunnen mit dem öffentlichen Wassernetz und steigendem Hygienebewusstsein nach und nach zugeschüttet, so Planz. Um – auch das ist historisch kein unbekanntes Phänomen – wiederentdeckt zu werden. „Es entwickelte sich ein anderes Verhältnis zur Vergangenheit“, sagt Planz. Und auch die Stennweiler wollten wieder einen Brunnen. Nach einer Vorlage des Ortsrates setzte die Firma Weiskircher aus Hüttigweiler den Brunnenplan um. Errichtet wurde der Brunnen im Jahr 1982, ein paar Meter weg vom historischen Laufbrunnen an der Alten Schule. Das Werk aus Buntsandstein hat ein quadratisches Fundament. Eine sich verjüngende Säule ragt aus der Mitte auf. Oben thront ein Globus. Um die Säule laufen vier Zierbilder – neben der Jahreszahl ein Fisch, eine Traube und ein Vogel.

Nichts für ängstliche Naturen

In Heiligenwald (4610 Einwohner) lotst uns Rüdiger Zakrzewski vom Förderverein „Historische Grubenanlage Itzenplitz“ in den Wald zum Tafelbrunnen. Der Name könnte sich von Tafelwasser ableiten, vermutet Zakrzewski zunächst. Reicht dann aber einen Text des Heimatforschers Dr. Horst Wilhelm nach. Der leitet den Namen eher vom Teufel ab: „Möglicherweise war die Gegend den früheren Bewohnern und Passanten unheimlich. Der dunkle, tiefe Wald jagte ihnen Angst ein. … Ängstliche Naturen mieden die sumpfige Gegend um den Brunnen, der wegen der damals erheblich weiter entfernten Bebauungsgrenze viel tiefer im Wald lag.“ Wilhelm schreibt weiter: Die Quelle des Tafelbrunnens „diente jahrhundertelang den Menschen der Umgebung als Wasserspender. Nach dem Bau des Bergmannspfades in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts wurde das kühle Nass auch von den Bergleuten auf ihrem Fußweg von den Dörfern des nördlichen Saarlandes zu den Gruben Reden und Itzenplitz als willkommene Erfrischung genutzt.“ 1870 wurde die Quelle in einer Brunnenstube gefasst. Machen wir einen Sprung. Dokumentiert ist eine Neugestaltung der Anlage 1964. Später kam eine Wassertretanlage hinzu. Das genaue Datum konnte Zakrzewski nicht recherchieren. In den Heiligenwalder Heimatheften von 1982 hat Zakrzewski aber ein historisches Foto von Ausflüglern entdeckt, die Rast am Tafelbrunnen machten. Auch heute, so Zakrzewski, legen an der Anlage Tafelbrunnen Spaziergänger, Radfahrer und Ausflügler gern eine Pause ein.

Müll und Vandalismus

Manche Gäste hinterlassen jedoch unschöne Spuren. Die Anlage Tafelbrunnen sei schon einige Male ehrenamtlich aufgeräumt und saniert worden, erinnert Zakrzewski – von Vereinen, der Neuen Arbeit Saar, dem Zweckverband Naherholungsgebiet Itzenplitz, der SPD und auch von Privatleuten. Denn Vandalismus sei auch am Tafelbrunnen ein Problem, so Zakrzewski: „Die einen sanieren mühevoll und spenden Geld, die anderen zerstören mutwillig und dumm.“ Heiligenwald hat noch einen zweiten Brunnen – den Zierbrunnen am Petinger Platz.

Einfach nur Deko

Einen Deko-Brunnen finden wir auch in Landsweiler-Reden (4212 Einwohner). In der Kreisstraße sprudelt es munter nahe der Abzweigung zum Schwimmbad. Im SZ-Archiv findet sich dazu eine Notiz aus 2004: "Mit einem Brunnen fing alles an - Vor 25 Jahren trafen sich die Landsweiler-Redener, um gemeinsam einen neuen Brunnen einzuweihen. Damit legten sie den Grundstein zum Speckenbachfest."

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