Ein leckerer Abend Auf literarisch-kulinarischer Zeitreise

Schiffweiler · Maria W. Peter las aus ihrem Roman „Die Festung am Rhein“. Dazu wurde ein Drei-Gänge-Menü serviert.

 Lesung in Schiffweiler. Foto: Anja Kernig

Lesung in Schiffweiler. Foto: Anja Kernig

Foto: Anja Kernig

„Wer hat denn gedient von ihnen?“ Fünf betagte Hände strecken sich zögernd in die Luft. Gefreiter Manfred Böckling, adrett gekleidet mit Waffenrock, weißer Hose und Pickelhaube, wirkt wenig überrascht. Denn „Damen dürfen in Preußen nicht dienen“. Wir schreiben das Jahr 1907. Damals verdiente man in der 7. Kompanie des Schleswig-Holsteinischen Fußartillerie-Regiments gerade mal acht Mark und zehn Pfennig im Monat, bekam täglich 750  Gramm „Kaiser-Wilhelm-Torte, so nennen wir das Kommissbrot“ und musste gefälligst um Erlaubnis bitten, wenn man ein Mädchen ehelichen wollte.

Etwas üppiger als für den gemeinen Soldaten fiel das Mittagessen für die Gäste der szenisch-kulinarischen Matinee im Hotel Scherer dann aber doch aus, Authentizität hin oder her. Eingeladen hatten das Kulturamt Schiffweiler und Maria W. Peter. Seit zehn Jahren gibt die in Sankt Augustin bei Bonn lebende Autorin in ihrer Heimatgemeinde regelmäßig Einblicke in ihr literarisches Schaffen, das über großes Renommee verfügt. So zählt „Die Küste der Freiheit“ zu den 20 besten historischen Romanen des Jahres 2014.

Diesmal stellte Maria W. Peter ihren im März bei Bastei Lübbe erschienenen 600-Seiter „Die Festung am Rhein“ vor. Der spielt 1822 in Koblenz: Mitten im Bau der Feste Ehrenbreitstein geschieht etwas Ungeheuerliches. Geheime Baupläne werden gestohlen. Mit Christian Berger, Sohn eines französischen Offiziers und einer deutschen Mutter, der unfreiwillig seinen Dienst in der Preußischen Armee leistet, scheint der Landesverräter schnell gefunden zu sein. Einzig seine Schwester Franziska glaubt an Christians Unschuld und setzt alles daran, sie zu beweisen. Unterstützung und letztlich ihr Herzglück findet sie bei Premierleutnant Rudolph von Harten, der als Ingenieur am Festungsbau beteiligt ist.

Zwischen den atmosphärischen Lesepassagen und Böcklings Berichten aus dem Alltag der Soldaten auf Ehrenbreitstein kredenzte Chefkoch Martin Scherer ein Drei-Gänge-Menü, dem authentische Originalrezepte zugrunde lagen. „Die Gerichte sollten verschiedene Facetten der Zeitepoche des frühen 19. Jahrhunderts und des Romans aufgreifen“, erklärte die Schriftstellerin. Graupensuppe, Tafelspitz mit Spitzkohl und zum Dessert gab es Shortbread mit Minze an Vanilleeis. Schottisches Mürbegebäck? „Ja, gerade Briten strömten damals in Scharen an den Rhein, weshalb in meiner Geschichte auch ein schottischer Maler vorkommt.“

Als Gesprächsthema Nummer eins an den Tischen erwies sich indes die Vorspeise: „Wir sind begeistert von der Graupensuppe“, verriet das Ottweiler Ehepaar Dauster, woraufhin ihr Gegenüber sofort ein Rezept parat hatte: „Aber ich mach die ganz anders“, mit Brühe und Rind- oder Dörrfleisch, erklärte Maria Woll. Für sie und Begleiterin Maria Klein war es bereits die dritte Peter-Lesung – und sicher nicht die letzte. „Die Akustik war anfangs etwas schlecht, aber da hat sich das Team sofort drum gekümmert“, lobte Winfried Dauster. Krimi-Diners kennen sie bereits, aber das hier sei auch „stilistisch schön“. Almud Dauster genoss vor allem den Wechsel von „Anspannung beim Hören und Entspannung beim Essen. Prima“. Für Elisabeth Schmidt und ihre Tochter Stefanie Grawemann war es ebenfalls ein besonderes Ereignis. Erst im April sind Oma, Tochter und Enkelkind vom Ruhrgebiet her gezogen. „Das Thema hat uns angesprochen“, meinte die 66-jährige Neu-Schiffweilerin. Eine gute Entscheidung. „Das würden wir jederzeit wiederholen“, so Schmidt.

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