Es geschah am 12. Mai 1980 Der Tag, der Heinitz erschütterte

Heinitz · Am Dienstag sind es exakt 40 Jahre her, dass Heinitz durch einen Starfighter-Absturz schwer erschüttert wurde. Frank Lorschiedter, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Heinitzer Vereine, erinnert daran.

 Während das Unheil über dem Verwaltungstrakt der Maschinenbaufirma voll hereinbrach, blieb die gegenüberliegende Straßenseite fast unversehrt.

Während das Unheil über dem Verwaltungstrakt der Maschinenbaufirma voll hereinbrach, blieb die gegenüberliegende Straßenseite fast unversehrt.

Foto: Willi Hiegel

 Es war ein Montagnachmittag im Mai: strahlend blauer Himmel, hochsommerliches Wetter. Viele Hausfrauen in Heinitz arbeiteten an diesem schönen Nachmittag in ihren Gärten. Gegen 15.10 Uhr näherte sich aus Landsweiler im Tiefflug Richtung Heinitz kommend ein Flugkörper und zog einen Feuerschweif hinter sich her, wie Augenzeugen berichteten. Plötzlich öffnete sich die Pilotenkapsel und zwei Männer wurden herausgeschleudert. Dann stürzte der Starfighter, (eine F-104 .TF -104G Doppelsitzer Starfighter-Kampfflugzeug der belgischen Luftwaffe mit der Kennung FC05, Serial 583G-5102) begleitet von einem lauten Knall, links neben der Friedrichsthaler Straße ins Betriebsgelände der Maschinenfabrik Ecker, heute Hydac ein. Es streifte dabei ein leerstehendes Verwaltungsgebäude der Saarbergwerke, Trümmer schossen in das Firmengebäude, zerstörten den Verwaltungstrakt vollständig und zündeten das Brachgelände dahinter an.

Zehn Meter hohe Flammen schlugen aus dem Verwaltungsgebäude, über Heinitz stand eine weithin sichtbare Rauchsäule. Das Betriebsgelände sah aus wie nach einem Bombenangriff, die Werkshalle wurde schwer beschädigt, der gesamte Fuhrpark der Firma Ecker zerstört. Die Hitze betrug über 2000 Grad Celsius, so Experten, die die Unfallstelle untersuchten. Dadurch schmolzen sogar die Glasbausteine des Gebäudes. Katastrophenschutz, Krankenwagen, Polizei, Feuerwehr und Bundeswehreinheiten eilten herbei. Im Verwaltungsgebäude fanden sie drei tote Mitarbeiterinnen im Alter von 22 bis 26 Jahren. Zum Glück aber hatte zumindest die 40 Kopf starke Belegschaft um 14.30 Uhr Feierabend und befand sich auf dem Heimweg; nicht auszudenken, was ansonsten passiert wäre! Die beiden belgischen Piloten, die auf einem Übungsflug nach Spanien waren, kamen mit Prellungen davon. Einer musste aus einem 30 Meter hohen Baum, in dem sich sein Fallschirm verfangen hatte, abgeseilt werden.

 Hier sieht man Wrackteile des abgestürzten belgischen Starfighters TF 104 G.

Hier sieht man Wrackteile des abgestürzten belgischen Starfighters TF 104 G.

Foto: Willi Hiegel
 Eine belgische Untersuchungskommission ist eingetroffen: Rechts Oberst Jan Heysse von der königlich-belgischen Luftwaffe.

Eine belgische Untersuchungskommission ist eingetroffen: Rechts Oberst Jan Heysse von der königlich-belgischen Luftwaffe.

Foto: Willi Hiegel
 Ein belgischer und ein deutscher Soldat  bergen hier die Pilotenkanzel des Düsenjägers. Das Plexiglas ist zerstört.

Ein belgischer und ein deutscher Soldat  bergen hier die Pilotenkanzel des Düsenjägers. Das Plexiglas ist zerstört.

Foto: Willi Hiegel
 Trauerfeier für die drei jungen Frauen auf dem Elversberger Friedhof.

Trauerfeier für die drei jungen Frauen auf dem Elversberger Friedhof.

Foto: Willi Hiegel

Ursache des Absturzes war wohl Vogelschlag. Über Illingen soll ein Bussard in ein Triebwerk des Starfighters geraten sein. Da sich die Maschine im Tiefflug befand, konnten die Piloten das Abstürzen der Maschine nicht hinauszögern. Erst im letzten Augenblick hatten sie den Schleudersitz betätigt. Glimpflich ging es auch für die Bewohner des angrenzenden Wohngebietes zu; sie kamen mit dem Schrecken davon. Nur 200 Meter von der Absturzstelle entfernt befand sich ein Gasometer, der zur Unglückszeit mit 50 000 Kubikmetern Gas gefüllt war. Erinnerungen an die Gasometer-Katastrophe von 1933 wurden wach; damals verloren 65 Menschen ihr Leben.

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