2010 raus aus der BergaufsichtDie "Berjehall" verändert wieder einmal ihr Gesicht

Reden. Im Spätsommer 2010 könnte die Bergehalde Reden bei Bildstock aus der Bergaufsicht entlassen werden. Dann sollen die dafür notwendigen Sanierungsarbeiten im Rahmen des Abschlussbetriebsplanverfahrens abgeschlossen sein

Reden. Im Spätsommer 2010 könnte die Bergehalde Reden bei Bildstock aus der Bergaufsicht entlassen werden. Dann sollen die dafür notwendigen Sanierungsarbeiten im Rahmen des Abschlussbetriebsplanverfahrens abgeschlossen sein. Das erklärten jetzt beim Ortstermin mit der SZ Stefan von dem Broch und Peter Steinmetz von der RAG Montan Immobilien Saar - Projektleiter der eine, Leiter Umwelt-Engineering der andere. Nachdem die Arbeiten gegen den Haldenbrand abgeschlossen sind (wir berichteten), hat nun im März der Abschnitt zur Standsicherheit der Böschungen, zur geregelten Entwässerung sowie für den Wegebau begonnen. "18 Monate Bauzeit sind vorgesehen", sagen die Verantwortlichen. "Wir werden 300 000 Kubikmeter Berge bewegen, drei Kilometer Wege anlegen und vier Regenrückhaltebecken fertig stellen." Der Brönnchesthalweiher ist davon der größte. "Wir werden kein zusätzliches Berge-Material heranschaffen müssen", so von dem Broch. "Wir machen alles mit den Bergen vor Ort." Den Auftrag für die Sanierungsarbeiten hat die Firma Heitkamp aus Herne erhalten. Derzeit arbeitet sie mit sieben Leuten; Bagger, Planierraupen oder auch der gewaltige Raupenbagger mit Sieb sind sicht- und hörbar im Einsatz. Ob Abholzen oder Grünfläche abschieben - alle Arbeiten seien mit dem Naturschutz abgestimmt, betonen die Sanierer: "Wir arbeiten auch nie auf der ganzen Halde zeitgleich, sondern wechseln die Standorte. So gibt es immer Rückzugsgebiete für Tiere."Nach Schließung der Grube Reden war es Ziel, die Halde schnell zu begrünen. Das ist Vergangenheit. Jetzt soll sie wieder ihren schwarzen Charakter zeigen. Aber mit natürlichem Grün: "Die Natur erobert sich ihr Territorium rasch zurück, Flora und Fauna entwickeln sich selbstständig", erläutert von dem Broch. Für das Defizit an kompletter Begrünung leistet die RAG einen Ersatz. "Wir gleichen das Defizit bei der Renaturierung Mühlbach und Klinkenbach aus", ererklärt Steinmetz weiter.Wo immer möglich, werden bei der Haldensanierung Entwicklungspläne der Industriekultur Saar (IKS) am Zukunftsort Reden berücksichtigt. IKS-Projektleiterin Sandra Meyer: "Wir suchen Synergie-Effekte." So wird die IKS beispielsweise später einmal auf den aktuellen Wegenetz-Arbeiten der RAG aufbauen können, etwa bei ihrem Projekt Haldenrundweg/Skaterweg.Reden. Auf die Frage, wie viele Millionen Tonnen Gestein auf der Abraumhalde Reden abgelagert wurden, kann wohl niemand eine genaue Antwort geben. In seiner fast 150 Jahre währenden Förderung hat das Bergwerk Reden neben der begehrten Steinkohle auch unendliche Mengen Nebengesteine ausgespuckt. Dieses Gestein, das landläufig als "Berje oder Schlage" bezeichnet wird, besteht überwiegend aus Schieferton, Konglomeraten und Sandsteinen. Die Grube Reden legte in ihrer Geschichte insgesamt vier Halden an. Auf einer befindet sich nun das Gewerbegebiet Klinkental, die beiden kleineren Halden liegen direkt neben dem Madenfelderhof. Mit dem Aufschütten der ehemaligen Haupthalde wurde 1943 begonnen. Heute überdeckt das künstliche Bauwerk das Brönnchesthal auf einer Fläche von zirka 54 Hektar. Die Ausdehnung in Ost/West-Richtung beträgt rund 900 Meter, die Nord/Süd- Achse rund 600 Meter. An der höchsten Stelle der Halde zeigt das Höhenmessgerät 387 Meter an. Nach der Stilllegung der Grube Reden betrieb die damalige Saarbergwerke AG ein umfangreiches Rekultivierungsprogramm, um die Halde schnellstmöglich zu begrünen. Es wurde ein Gemisch aus Klärschlämmen und Holzresten an den Flanken aufgebracht, um diese gegen Erosion zu schützen und zu stabilisieren. Nach kurzer Zeit hat sich der fast 100 Meter hohe Hügel in eine grüne Landschaft verwandelt. Obwohl das Betreten bergrechtlich immer noch verboten ist, nutzen viele Menschen diese künstliche Landmarke zum Spazieren und Wandern. Bietet sich doch vom Haldenplateau ein herrlicher Blick über das östliche Saarland. Mountainbikefahrer betreiben ihren Sport an den steilen Flanken, um einen gewissen Downhill-Effekt zu erleben. Auch eine Vielzahl von einheimischen Tieren und Pflanzen findet man in dieser künstlichen Landschaft. Doch nun verändert sich das Gesicht der "Berjehall". Bereits kurz nach der Schließung der Grube wurden die ersten visionären Pläne für eine weitere Nutzung geschmiedet. Schon damals wurde gefordert, dass das Antlitz der Halde schwarz bleiben muss. Ein weiterer grüner Hügel verliert sich im Saarkohlenwald und letztendlich seinen Charakter, konnte man damals hören. Über diese Diskussion sind mittlerweile 14 Jahre vergangen, und nun verändert dieses Landschaftsbauwerk nachhaltig sein Gesicht. Derzeit werden die Voraussetzungen geschaffen, um die Halde aus der bergrechtlichen Aufsicht zu entlassen.

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