Gelungenes Konzert in Neunkirchen Arabische Musik gekonnt garniert mit Jazz und Blues
Neunkirchen · Gemeinsam mit einem amerikanischen Schlagzeuger und polnischen Geiger begeistert Rabih Abou-Khalil das Publikum beim Konzert in Neunkirchen.
Als Rabih Abou-Khalil nach dem Konzert noch für einen kurzen Plausch aus der Garderobe kommt, zeigt sich, wie nett und umgänglich der libanesische Musiker ist. Das hätte man nach seinen launigen Ansprachen zwischen den Stücken auch nicht anders erwartet. Ein netter Mensch und hervorragender Instrumentalist ist also der 64-jährige, der 1978 nach Deutschland kam und akzentfrei unsere Sprache spricht.
Abou-Khalil spielt die Oud, jene traditionelle Laute, die so sehr nach Orient klingt wie sonst nichts. Zu seinem Gastspiel in der Neunkircher Gebläsehalle hatte er den amerikanischen Schlagzeuger Jarrod Cagwin, der schon lange mit ihm musiziert, und den polnischen Geiger Mateusz Smoczynski mitgebracht. Letzterer ist erst seit Kurzem dabei. Trotzdem wirkte das Zusammenspiel der Drei so homogen, als wäre es jahrelang einstudiert worden. Der im Publikum anwesende saarländische Gitarrist Michael Marx attestierte dem Trio „absolute Weltklasse“. Auch wenn Abou-Khalil hinterher sagte, er achte beim Komponieren überhaupt nicht auf die arabische Tradition, so war die Basis seiner Musik ganz klar orientalisch. Klar, Anklänge von Rock, Blues oder Jazz waren hie und da zu finden. Aber allein die Besetzung ohne Harmonieinstrument oder Bass versetzte den Zuhörer immer wieder ins Morgenland.
Häufig spielten Abou-Khalil und Smoczynski unisono lange Melodiebögen zu den treibenden Rhythmen von Cagwin. In anderen Passagen wiederholte ein Melodieinstrument ein Motiv, während das andere darüber solierte. Vor allem die bisweilen vertrackte Rhythmik gab viele Rätsel auf: In welcher Taktart befand sich das Trio gerade? Jene mit den fünf Vierteln gehörte da noch zu den leichter erkennbaren. Dazwischen, wie schon erwähnt, unterhielt Abou-Khalil das Publikum mit seinen witzigen Ansprachen. Smoczynski etwa spiele Kontrabass, dieser sehe aber so winzig aus, weil der Pole ein Riese sei – in der Tat überragte er den Oudspieler um zwei Köpfe.
Auch wenn Abou-Khalil hinterher sagte, seine Ansagen hätten mit Politik nichts zu tun, so schimmerte diese doch heimlich durch. Etwa bei der absurden Geschichte, Cagwin sei wie jeder Amerikaner als Spion nach Europa gekommen und habe in einer Wiener Fabrik Krawatten für Afghanistan hergestellt. Oder: Ein bekanntes arabisches Phänomen sei der Scheich. Davon gebe es zwei Sorten, den glücklichen mit Sonnenbrille und Ölkanister unterm Arm und den unglücklichen. Um letzteren kümmere sich aber niemand, so auch er, Abou-Khalil, nicht. Deswegen heiße das nächste Stück „The Happy Sheik“. Der in sich selbst ruhende Komponist hatte gar kein Problem damit, dass ihm sowohl Smoczynski als auch Cagwin solistisch den Rang abliefen: Während der Pole ein virtuoses Feuerwerk nach dem anderen zündete, überzeugte Cagwin mit seinen Fähigkeiten auf der Rahmentrommel und dem Riq, dem arabischen Tamburin. Dann wieder bearbeitete er sein Schlagzeugset wie ein Rockdrummer. Am Ende des fulminanten Vortrags erhob sich das Publikum zum Applaudieren. Schade, dass nur 100 Zuschauer den Weg in die Gebläsehalle gefunden hatten - das Konzert hätte einen viel größeren Zuspruch verdient gehabt.