Puppenkinder werden immer noch geliebt

Furpach. Das gibt ein kunterbuntes Bild ab, als die Mädchen und Jungs vom städtischen Kindergarten in Furpach sich für den SZ-Fotografen zum Gruppenfoto sortieren. Und - wie am Vortag im Morgenkreis mit ihren Erzieherinnen abgesprochen - ihre extra mitgebrachte Lieblingspuppe oder was sie für damit vergleichbar halten hoch nach oben recken

Furpach. Das gibt ein kunterbuntes Bild ab, als die Mädchen und Jungs vom städtischen Kindergarten in Furpach sich für den SZ-Fotografen zum Gruppenfoto sortieren. Und - wie am Vortag im Morgenkreis mit ihren Erzieherinnen abgesprochen - ihre extra mitgebrachte Lieblingspuppe oder was sie für damit vergleichbar halten hoch nach oben recken. Julias (6) Bäri etwa fällt ins Auge - ein Hund mit lila Poncho und lila Mütze: "Hat die Oma gestrickt." Spielen Kinder heute noch mit Puppen? Das war die Frage an Barbara Gillenberg, die Leiterin des Kindergartens. Ein klares "Ja" ist die Antwort: "Ich mache diesen Beruf seit 24 Jahren. So lange spielen die Kinder gern mit Puppen. Und das wird hoffentlich auch so bleiben." Also ist auch die Puppenecke im Kindergarten nach wie vor ein beliebtes Plätzchen. "Die Kinder spielen Alltagssituationen nach", beschreibt Barbara Gillenberg ihre Beobachtungen. "Sie spielen Vater, Mutter, Kind. Sie kochen, gehen einkaufen. Ein Junge aus unserem Kindergarten hat gerade ein Geschwisterchen bekommen. Auch diese Erfahrung arbeitet er dann in der Puppenecke auf." Jungs sind also auch an diesem Ort? "Sicher", hören wir von der Erzieherin. "Sie rühren dann aber vielleicht eher im Puppengeschirr. Und statt einer Puppe haben sie vielleicht auch eher einen Teddy im Arm." Fragen wir die Kinder doch mal selbst. Eine Schar Mädchen und auch drei Jungs aus dem Sternenzimmer und dem Sonnenzimmer des Kindergartens haben ihre Lieblinge von zu Hause mitgebracht und stellen sie uns auch gerne vor. Zum Beispiel Kyra (6): "Meine Puppe heißt Stern, weil das so schön ist." "Stern" kam zu Kyras Geburt in die Familie und ist mit ihren 50 Zentimetern genau so groß wie Kyra damals war. Maja (6) hat ihre "Heidi" dabei. "Ich mag sie, weil sie Pipi machen kann." Ins Bett darf aber nicht "Heidi", sondern das Pony Pinki. Theresa (5) drückt "Sissi" - "weil sie so schöne Kleider hat". Und Elisa (4) schmust ihre Baby Born - "weil sie so ein schönes Wägelchen hat". Sevgi (6) hält "Cinderella" im Arm - "ein Geschenk von der Oma". Anastasia (4), genannt "Neisti", findet die goldenen Flügel ihrer Fee so schön. Und Farida (5) hat es Winzling "Lisa" angetan mit blauweiß gestreifter Hose und passendem Mützchen. Als Daniela (4) der Name ihrer Puppe nicht einfällt, kann Maja ihr helfen: "Das ist Lara. Das hast du mir heute Morgen doch gesagt." Wechseln wir mal zu den Jungs. Marius (5) hat "Superman" dabei. Fabian (6) zeigt seinen "Power-Ranger" und demonstriert dem Besuch von der Zeitung, wie der sich mit ein paar Handgriffen verwandeln kann. Tim (5) wiederum hat sich für eine glitzernde Fee entschieden und lässt für die SZ gleich mal deren Flügel surren - "Hab ich mir selbst ausgesucht." Meinung

Heute liebe ich sie einfach alle

Von SZ-RedakteurinElke Jacobi Zugegeben: Heute bin ich ganz schön stolz drauf. Da sitzen sie mit anderen Wertgegenständen zusammen in einem alten Glasschrank und symbolisieren Erinnerungen. Meine Puppen. Keine Käthe-Kruse-Puppen, sondern die anderen, die von Schildkröt. Jahr für Jahr habe ich die früher geschenkt gekriegt. Schließlich war ich ein kleines Mädchen und die Oma hatte ein Spielwaren-Geschäft. Dabei waren sie eigentlich alle unerwünschter Nachwuchs. Wie gerne hätte ich eine Eisenbahn gehabt, wie der große Cousin sie hatte. Nur das Schlummerle, dieses Baby mit dem weichen Schlenker-Körper, das war ein Wunschkind aus tiefstem Herzen. Deshalb ist es auch bis heute nicht in den Schrank verbannt zum Bewundertwerden, sondern liegt im Bett. Immer und überall dabei, war in jedem Urlaub mit und sammelt Erinnerungen, die es bei Bedarf weitergibt. Und das wiederum hat es aber auch mit den anderen, den Nicht-Wunschkindern gemeinsam. Da ist die kleine Marianne, die so heißt, weil die Tante aus Berlin, die man so selten sah, sie mitbrachte. Oder das Baby, das der Papa zum vierten Geburtstag morgens bereits am Bett überreichte. Und das Schulmädchen mit den langen Zöpfen, mittlerweile verzottelt. Auf das war die Oma selbst immer so stolz. Und alle zusammen haben sie Kleider an, die ein ganz besonderes Zeichen von Zuneigung darstellen. Denn alle Jahre wieder vor Weihnachten waren sie verschwunden, um dann mit von der Mutter selbst genähten und gestrickten Kleidern unterm Weihnachtsbaum zu sitzen. Heute also sind sie mir alle lieb und teuer - vielmehr, als das eine Eisenbahn je gekonnt hätte. Zur PersonKäthe Kruse wurde am 17. September 1883 in Breslau als Katharina Simon geboren und starb vor 40 Jahren, am 19. Juli 1978 in Murnau am Staffelsee. Ihre Puppen sind inzwischen beliebte Sammlerstücke. Mit dem Puppenmachen fing sie 1904 an. Ihr Lebenspartner und späterer Ehemann, mit dem sie bereits vor der Hochzeit drei Töchter hatte, hatte sich geweigert, Puppen zu kaufen, weil er sie zu scheußlich fand. 1910 wurden ihre Puppen erstmals im Berliner Warenhaus von Hermann Tiertz öffentlich ausgestellt. 1952 wurde ihr Unternehmen in einen volkseigenen Betrieb umgewandelt. Zwei ihrer Söhne gründeten Werkstätten in Bad Pyrmont und Donauwörth. Quelle: wikipedia