Multivisionsschau in Wemmetsweiler Bilder, die das Fernweh wecken
Die hochkarätige Multivisionsschau-Reihe in Wemmetsweiler startet wieder. Im Herbst erwartet man ein Ass der Szene.

Bilder, die das Fernweh wecken
Photomission: Der Name erinnert vage an ein Hilfswerk, tatsächlich handelt es sich dabei um eine etablierte, sehr erfolgreiche Vortragsreihe, ins Leben gerufen vor 25 Jahren vom Kulturamt Merchweiler.
Schlechte Zeiten für Fernweh. Eigentlich. Ist doch seit zwei Jahren Reisen gar nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Dank Ulrike Sutter, Christian Mütterthies und Daniel Spohn kann man ab sofort wieder regelmäßig zwei Stunden lang per Großleinwand-Projektion andere Länder und Regionen erkunden – und das auf einem Niveau, das der Durchschnitts-Pauschalreisende niemals erreichen dürfte. Zum Auftakt geht es am Sonntag, 20. Februar, visuell nach Mallorca, im März folgen dann gleich zwei Veranstaltungen. Neben den Alpen steht der Südwesten der USA im Fokus. Und es lohnt sich, schon jetzt den 29. Oktober im Kalender rot zu markieren. Dann nämlich gibt sich Wüstenfotograf Michael Martin die Ehre – mit nichts weniger als einem globalen, dreistündigen Rundumschlag namens „Terra“, wie Spohn im Interview diese Woche verriet. Vorsorglich wurde die Illipse gebucht. Ist Martin gesetzt, reichen die 225 Plätze im Wemmetsweiler Kuppelsaal vorne und hinten nicht aus.
Wie bei Mütterthies handelt es sich bei Daniel Spohn um einen reisefreudigen Fotografie-Enthusiasten. Und Reptilien-Fan. Zum Fotografieren kam er über seine Terrarien-Lieblinge. Um die Haltungsbedingungen daheim zu optimieren, besuchte er deren Heimatregionen. Und begann, Chamäleons & Co. zunehmend professioneller in ihrer jeweiligen Umgebung abzulichten. Studiert hat Spohn Biologie. Nach dem Diplom war er knapp zehn Jahre als Pharmareferent tätig. Gut fürs Konto, aber letztlich keine echte Option bis zur Rente. Lieber gründete Spohn seine Ein-Mann-Firma „Natur im Fokus“, die das ganze Spektrum von Fotografie, Workshops und Multivisionsshows abdeckt.
Für Mütterthies und Spohn ist die Perspektive aus Veranstaltersicht noch relativ neu. Die PhotoMission selbst gibt es schon 25 Jahre. Initiiert von Ulrike Sutter, deren Affinität zur Fotografie der Gemeinde Merchweiler zu einem exzellenten Ruf in der Szene verhalf. Während sich der Wandel von der klassisch-analogen Diaschau zur volldigitalen Multivision problemlos vollzog, drohte die Reihe Ende 2018 mit der Pensionierung der langjährigen Kulturbeauftragten zu sterben. Und das trotz des hervorragenden Renommees und guter Auslastung, „vor Corona waren wir fast immer ausgebucht und mussten sogar Leute nach Hause schicken“.
Rund 100 Kilometer beträgt der Einzugsradius der PhotoMission, deren Newsletterdatei inzwischen „gigantische“ 10 000 Adressen umfasst. Das Aus konnten und wollten die beiden saarländischen Naturfotografen nicht zulassen. Weshalb sich Spohn und Mütterthies kurzerhand bereit erklärten, die Reihe fortzuführen. Ulrike Sutter blieb als Externe im Boot.
Und dann kam Corona. „Wir haben anderthalb Saisons ausgesetzt“, die Sponsoren zogen sich zurück. Wofür Spohn Verständnis zeigt. Gerade den Einzelhandel hat es schwer gebeutelt. So könne man sich aktuell kein Programmheft leisten. Er ist trotzdem optimistisch, dass sich die Plätze füllen. Die Location sei einzigartig: „Ein phantastischer Saal, Wahnsinns-Atmosphäre“, schwärmt der Homburger. „Das Ambiente ist uns wichtig. Wir siedeln die Vorträge bewusst im Bereich Kultur an. Sonst könnte man sich auch eine Turnhalle mieten.“ Um die Qualität zu halten, bleibt es bei der von Ulrike Sutter eingeführten Methode der Akquise. Keine Katze im Sack kaufen! „Wie müssen den Vortrag wenigstens auszugsweise kennen.“ Was im Gegenschluss bedeutet, regelmäßig Festivals und Börsen zu besuchen, auf denen sich die Referenten mit ihren Produktionen vorstellen: „Nicht etwa ein Best of, sondern zehn echte Minuten.“ Letztlich zählt die Geschichte hinter dem Foto. Nur tolle Aufnahmen reichen nicht. „Es muss den Zuschauer packen.“ Eine gute Multivisionsshow mit Überblendtechnik, Lichteffekten, Videos und Originaltonaufnahmen, „kann mit vielen Kinofilmen mithalten“.
Pro Saison setzt man auf ein Zugpferd – „Irland, Norwegen, Namibia und Südafrika könnte man jedes Jahr zeigen“ – und versucht ansonsten, auch der Nische gerecht zu werden. Syrien sei zuletzt der Renner gewesen. Für Spohn zählt zudem das Erlebnis drumherum: „Wenn man sich schon fein anzieht und Sonntagnachmittag das Haus verlässt, sollte alles stimmen.“ Bei den PhotoMission-Vorträgen trifft man Bekannte, trinkt einen Pausensekt und kann mit dem Referenten fachsimpeln, der einem Tipps aus erster Hand zum Urlaubsziel gibt. Erfahrungsgemäß kommen die Leute aus zwei Gründen: „Entweder, ich war schon an dem Ort und will ein paar mehr Einblicke, als ich sie selber in 14 Tagen schaffe, oder ich nehme den Vortrag zum Anlass, um zu schauen: Ist das was für mich, will ich da wirklich hin?“
Nur: „Wir müssen eine Stunde vor dem ‘Tatort fertig’ sein.“ Ulkig, aber er habe es selbst erlebt: „Wenn es auf 20 Uhr zugeht, stehen die ersten auf und gehen.“