"Wir verabschieden unsern Leitwolf"

Ottweiler · Das Ende der Ära von Hans-Heinrich Rödle ist gekommen. Nach 22 Dienstjahren wurde der Ottweiler Bürgermeister gestern offiziell in den Ruhestand verabschiedet. Nicht nur Innenministerin Monika Bachmann bescheinigte ihm, das er sein Amt "mit Engagement und Herzblut" ausgeübt und viel für Ottweiler erreicht hat.

Ottweiler. Großer Bahnhof für Hans-Heinrich Rödle. Im Schlosstheater Ottweiler kamen gestern zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens, aber auch persönliche Weggefährten und Familienangehörige zusammen, um den kürzlich 68 Jahre alt gewordenen Rathaus-Chef in den verdienten Ruhestand zu verabschieden. Heute wird er noch allen Mitarbeitern der Verwaltung und der sonstigen kommunalen Einrichtungen der Stadt Ottweiler die Hände schütteln. Die Feierstunde gestern war kurzweilig und bewegend - nicht nur für den damit Geehrten. Mit Bravour führte der Erste Beigeordnete Wolfgang Brück durch den Abend. Den musikalischen Rahmen schuf die heimische Franz-Kah-Band mit jazzigen Klängen.Innenministerin Monika Bachmann (CDU), die vor einer Woche an gleicher Stelle schon Rödles Nachfolger Holger Schäfer begrüßt hatte, fand herzliche Worte für den scheidenden Sozialdemokraten. Sie berichtete, dass Ottweiler in den 80er Jahren, vor Rödle also, finanziell am Rande des Ruins stand und sich heute ins Mittelfeld der saarländischen Kommunen vorgearbeitet hat. Hans-Heinrich Rödle habe die Bürger einbezogen, den Jugendrat, den Seniorenrat, den Behindertenbeirat und runde Tische installiert. Er habe die Zentren der Ortsteile aufgewertet und das touristische Potenzial Ottweilers erkannt. "Und er hat für die gesamte kommunale Ebene geworben", erklärte die Innenministerin mit Blick auf seine Tätigkeit im Präsidium des Saarländischen Städte- und Gemeindetages. Dort ist Rödle Präsident.

Rödles Stellvertreter beim SSGT, der Völklinger Oberbürgermeister Klaus Lorig, überbrachte die Grüße des Verbandes und der 51 Amtskollegen. "Wir verabschieden heute nicht irgend einen Bürgermeister sondern unsern Leitwolf", stellte Lorig fest. Er fügte hinzu: "Hans-Heinrich Rödle hat wortgewandt und strotzend vor Selbstbewusstsein unsere Positionen vertreten." Er bezog sich damit auf die Verhandlung der Kommunen mit dem Land, die zur Einrichtung eines Entlastungsfonds führen sollen. Lorig brachte einen Scheck mit, der für die Anschaffung eines E-Bikes verwendet werden soll.

Viel Beifall für seinen Beitrag bekam auch Pierre Jacob, Bürgermeister der französischen Partnergemeinde St. Rémy, der seine Rede komplett in deutscher Sprache hielt. "Wir werden Freunde bleiben", versicherte er.

Kostas Ioannidis, der Bürgermeister der griechischen Partnerstadt Vrilissia hatte Grüße geschickt. Eine Depesche sandte die in den Alpen weilende "Reichsgräfin von Ottweiler", die zu Rödles Rückzug auch noch einen Kuchen backen ließ.

Bürgermeister Rödle selbst scherzte: "Ich betrachte die Entlassungsurkunde als Freiheitsbrief.", zeigte sich dann aber doch sichtlich bewegt. Den Schlussakkord setzte schließlich sein Sohn Moritz, der als Journalist beim Saarländischen Rundfunk arbeitet und humorvoll schilderte, zu welchen Verwicklungen für den Rest der Familie es führt, wenn der Ottweiler Bürgermeister zur Fastnachtszeit mal Urlaub macht und vergisst, vorher den Fanfarenzug zu informieren.

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