Besonderes technisches Denkmal Wie aus der Nuss goldgelbes Öl wird

Fürth · Zum fünften Mal beteiligen sich die historische Ölmühle Wern und das Landhaus Werns Mühle am Deutschen Mühlentag.

Das große hölzerne Mühlenrad dreht sich knarzend. Würde jetzt eine Nixe der Oster entsteigen, passte das nur zu gut zur Magie dieses Ortes – der historischen Ölmühle Wern. Die konnte an Pfingstmontag anlässlich des Deutschen Mühlentages ausgiebig begutachtet werden. Eingeladen hatte das ehrenamtliche „Mühlenteam“: Wolfgang Jochum, Herbert Kremp und Willi Wern, denen die Firma Burger Pumpen aus Spiesen zur Seite steht. Mit den drei rüstigen Rentnern steht und fällt der Betrieb: „Das war alles zugeschüttet“, erklärte Kremp den Besuchern im Mühlenraum. „Gelaufen ist da gar nichts mehr“, nachdem 1959 alle Aktivitäten eingestellt wurden. Zum Glück fanden sich in den Kellern im Dorf noch Originalteile, „so konnten wir alles reaktivieren“: die gewaltige alte, hydraulisch betriebene Stempelpressanlage genau wie die wesentlich kleinere Presse zum „Knacken der harten Rapssaat“, für die in den Mahlsteinen eine feine Rinne eingearbeitet ist.
Geduldig beantworteten die Experten alle Fragen – auch unbedarfte wie die der Reporterin nach der Länge des fulminanten Keilriemens, der durch den halben Raum gespannt ist: „15 Meter“, meinte Kremp, wobei es sich nicht um einen Keil-, sondern einen Flachriemen handele. Versierter waren da Sascha Forster und Eric Hüther, die aus dem pfälzischen Altenkirchen mit ihren Familien her gepilgert waren. „Wir schaffen in der Industrie in Homburg, wo alles vollautomatisiert ist“, verriet Hüther fasziniert. „Hier sieht man die Ursprünge dieser Technik“, was unglaublich interessant sei. Er habe vorher nicht gewusst, dass es in der Nähe „noch so seine funktionsfähige Mühle gibt“. Tatsächlich findet man landauf, landab noch „relativ viele Mühlen“, nickte „Gästeführer“ Kremp. Aber „die sind alle außer Betrieb“.
Ein Alleinstellungsmerkmal sei zudem die Regionalität der Produkte („Wir haben uns auf Nischen-Öle spezialisiert“) , die hier entstehen, informierte Willi Wern. „Da legen wir Wert drauf.“ So verarbeite man ausschließlich saarländische Ölsaaten und Walnüsse. „Hinzu gekommen ist letztes Jahr noch die Pfalz, weil bei uns viel erfroren ist.“

Schritt eins ist das Knacken der Walnüsse in einem eigens von Wolfgang Jochum entwickelten und gebauten Apparat. Das Auspulen der Schalen übernehmen die Bewohner des Wohnprojektes des Saarländischen Schwesternverbandes am Unteren Markt in Neunkirchen. „Die sortieren das für uns aus.“ Anschließend können die Nüsse gepresst werden. Das passiert rund einmal im Monat. Nächster Termin ist am Mittwoch, wenn für die Kolbe-Schule Wiebelskirchen 60 Viertelliterflaschen Walnuss-Öl für den guten Zweck gepresst werden. Haltbar ist das goldgelbe Nass übrigens ein dreiviertel Jahr.
Der Presskuchen findet als Nussmehl Verwendung beim Kochen und Backen. „Das ist auch unsere Zielsetzung, zu zeigen, dass man die Nüsse ganz verwenden kann“, betont Wern.

Kaum zu verstehen sei, wenn Walnüsse im Ofen verbrannt werden. Wie aromatisch die Werns Öle und das Mehl sind, konnten die Gäste beim Ölverkosten oder beim Einkehren im benachbarten Gasthof bei Walnussnudeln oder Eis an Leinöl erfahren.

Bange um den Erhalt des historischen Schatzes muss keinem sein, auch wenn das Mühlenteam schon etwas bejahrt ist. Längst wurde das Wirtsehepaar, Theresia und Markus Keller, in die Geheimnisse und Abläufe des Mühlen-und Müllereiwesens eingeweiht. Im Falle des Falles führen sie die Tradition fort – auf dass noch viele Mühlentage in diesem ganz besonderen technischen Denkmal folgen können.

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