Klassenzimmer im Wald Das Klassenzimmer wird in den Wald verlegt

Ottweiler · Nähe zur Natur: Wald-Workshop begeisterte Kinder der Grundschule Neumünster.

 Im Wald lernten die Kinder der Grundschule Neumünster in Ottweiler nicht nur praktische Fertigkeiten. Es geht auch um Beziehungsarbeit.

Im Wald lernten die Kinder der Grundschule Neumünster in Ottweiler nicht nur praktische Fertigkeiten. Es geht auch um Beziehungsarbeit.

Foto: Ralf Hoffmann

„Sehr gut!“ So lautete die schnelle Antwort von Sophia auf die Frage, wie ihr der praktische Unterricht einmal pro Woche an der frischen Luft gefalle, und dem stimmte Fabio gerne zu. Die beiden Schüler der Grundschule Neumünster in Ottweiler genossen mit ihrer Klasse den Aufenthalt in der Natur.

Das umstehende Grün spendete reichlich Schatten, so dass die sommerlichen Temperaturen angenehm erschienen.

Die Kinder stellten nach vorheriger Anleitung durch den Wildnispädagogen Mike Adams Teile für ein Drill-Bogen-Set her, mit dem ein Feuer erzeugt werden kann – ohne Feuerzeug und ohne Streichholz, ganz einfach durch die Reibung und Erwärmung des Holzes. Er hatte den Schülern die Wirkungsweise vorgeführt. Nun waren sie an der Reihe und schnitzten den Bohrer und das Holz für die Unterlage.

„Wir können dieses Angebot auch deshalb vorhalten, weil wir reichlich freie Natur direkt hinter der Schule vorfinden“, erklärte Sascha Abriß, Leiter der Grundschule Neumünster. Das Projekt „Drill-Bogen-Bau“ steht stellvertretend für andere. Die jeweiligen beiden Klassen drei und vier profitieren von diesem ganzjährigen andersartigen Sachunterricht, der die Ziele der Nachhaltigkeit verfolgt. „Fördermittel des saarländischen Ministeriums für Bildung und Kultur wurden für dieses Jahr gewährt“, ergänzte der Schulleiter. Ob und wie das „Klassenzimmer im Wald“ im nächsten Jahr genutzt werden kann, ist noch offen. Sponsoren sind gefragt.

Mike Adams betonte, dass Wildnispädagogik, die in den USA nach dem Vorbild indigener Kulturen entwickelt wurde und dort unter dem Namen „coyote mentoring“ bekannt ist, in erster Linie Beziehungsarbeit sei. Es gehe darum, neben Zielen zur Persönlichkeitsentwicklung, ohne Leistungsdruck und fast nebenbei, die Verbindung des Menschen zur Natur wiederherzustellen. So etwas kann nicht im Klassenzimmer gelernt werden. Darüber hinaus belegen zahlreiche wissenschaftliche Studien und Projekte aus Skandinavien den hohen Wirkungsgrad für die psychosoziale Förderung von Heranwachsenden.

„Es begeistert mich, wie konzentriert die Kinder werken“, hielt Nicole Hümbert fest, Lehrerin an der Grundschule Neumünster. Auch bei weniger schönem Wetter gebe es vieles im Wald zu tun und zu bestaunen, ob im Herbst oder auch im Winter. Die Kinder erforschen und entdecken Neues. Lediglich bei Gewitter oder Starkregen wird der Wald gemieden.

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