Von Kartoffeln und fetten Fritten

Ottweiler. Kürzlich konnte man in den unterfränkischen Zeitungen "Main-Post" und "Lohrer Echo" lesen: "Für besondere Verdienste wurde dem Pädagogik-Professor Horst Schiffler die Medaille Pro Meritis Potatonis in Gold verliehen." Geht man der Sache nach, kann man Erstaunliches erfahren

 Professor Schiffler (r.), assistiert von General a. D. Wulf Wedde, erläutert sein Kartoffelmuseum mit neun alten Kartoffelsorten. Foto: SZ

Professor Schiffler (r.), assistiert von General a. D. Wulf Wedde, erläutert sein Kartoffelmuseum mit neun alten Kartoffelsorten. Foto: SZ

Ottweiler. Kürzlich konnte man in den unterfränkischen Zeitungen "Main-Post" und "Lohrer Echo" lesen: "Für besondere Verdienste wurde dem Pädagogik-Professor Horst Schiffler die Medaille Pro Meritis Potatonis in Gold verliehen." Geht man der Sache nach, kann man Erstaunliches erfahren. In Lohr am Main residiert der bayerische Kartoffelclub, der sich zur Aufgabe gestellt hat, in Zeiten von Pasta und Hamburger für das Ansehen der wohlschmeckenden, nahrhaften Knollen einzutreten. Chef und Kartoffelkönig dieser exklusiven Vereinigung ist der Leiter des Lohrer Schulmuseums Eduard Stenger. Über museale Kontakte zum Ottweiler Schulmuseum kamen bald auch Kartoffelkontakte zum Ottweiler Museumsleiter zu Stande, mit der Folge, dass Professor Schiffler als Repräsentant des Saarlandes in Lohr aufgenommen wurde und seither die Jahrestreffen des Kartoffelclubs mit Vorträgen bereichert. Dies teilt die Pressestelle der Stadt Ottweiler mit. Bei diesen Versammlungen geben sich Ernst und Schalk die Hand. Nach einem gehaltvollen Kartoffelmenu, das von der Kartoffelsuppe als Vorspeise bis zur Kartoffeltorte und Kartoffelpralinen die Vielfalt kulinarischer Möglichkeiten der Erdknollen demonstriert, folgt ein Officium mit Vorträgen zum Thema des Abends. Beim vergangenen Treffen referierte Professor Brusniak, Musikpädagoge an der Universität Würzburg, über "Die Kartoffel im Lied"; Professor Schiffler zeigte in seinem Beitrag "Das politische Kartoffellied", dass in europäischen Ländern seit dem 18. Jahrhundert Kartoffellieder gesungen wurden mit eindeutig politischem Gehalt. Als Beispiel sei der Refrain eines Liedes aus Belgien zitiert: "Was die Nation zusammenhält,/ ist nicht der König, nicht das Geld,/ nicht Brüssel in der Mitten - / es sind die fetten Fritten." In einem Lied aus der Schweiz erfährt man, dass Wilhelm Tell nicht auf Boskop oder Ontario, sondern auf einen Erdapfel geschossen hat, und ein französisches Beispiel lässt die Vermutung aufkommen, dass die französische Nationalhymne von einem Kartoffellied aus Ostfrankreich inspiriert ist. Mancher Zuhörer brauchte recht lange, bis ihm deutlich wurde, was er vom Wahrheitsgehalt der mit wissenschaftlichem Ernst vorgetragenen Texte und Thesen halten sollte. Die Verleihung der Medaille Pro Meritis Potatonis bezog sich sowohl auf die geistigen als auch auf die nahrhaften Beiträge, mit denen der Geehrte mit Erfolg versucht, den Bayern typisch saarländische Kartoffelgerichte schmackhaft zu machen. Auch in diesem Jahr konnte er die bayerisch-fränkische Tafel mit Saarländischem bereichern: Er servierte die Kartoffel des Jahres, Bamberger Hörnchen, die in Ottweiler Erde ausgezeichnet gewachsen waren. red

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