Vom 13. bis 27. Oktober Spielstark Vom Leben zwischen Liebe und Leiden

Ottweiler · Insgesamt 18 Vorstellungen mit neun Produktionen stehen auf dem Programm des Kinder-, Jugend- und Familientheaterfestivals „Spielstark“. Zum Auftakt am 13. Oktober wird das Einpersonenstück „Meteorit“ aufgeführt.

 „Schlafen Fische?“ Die manchmal heitere und manchmal traurige Geschichte von Jens Raschke wird beim Festival aufgeführt.

„Schlafen Fische?“ Die manchmal heitere und manchmal traurige Geschichte von Jens Raschke wird beim Festival aufgeführt.

Foto: Andrea Kremper

„Der heutige Tag ist immer wieder schön“, begrüßte Bürgermeister Holger Schäfer strahlend die „wahnsinnig große Runde“. Immer heißt hier seit 17 Jahren: So lange gibt es Spielstark schon und so lange lädt die Stadtverwaltung im Vorfeld Presse und die für das kleine Festival so wichtigen Sponsoren ein, um Lust auf die zwei Wochen Kinder-und Jugendtheater in der alten Residenzstadt zu machen. Anders als sonst saßen die Vertreter der Schulen und Kindergärten diesmal gleich mit am Tisch, sodass die Stühle knapp wurden.

Auf 18 Vorstellungen mit neun Produktionen kann man sich freuen, darunter vier Uraufführungen. Los geht’s am 13. Oktober mit dem Einpersonenstück „Meteorit“. „Wir wagen es mal“, meinte Christoph Dewes, dem wie eh und je mit Bob Ziegenbalg die Vorstellung des Programms oblag. Warum wagen? Nun, es ist keine leichte Kost und mit P16 auch nur etwas für Ältere. Elektra, Tochter des Königs von Mykene, half bekanntermaßen ihrem Bruder Orest, die Mutter und den Stiefvater zu töten – aus Rache. Im Stück versucht Elektra ihrer eigenen, scheinbar vorgeschriebenen Geschichte zu entkommen und eine neue Identität zu kreieren. Gespielt wird die Hauptrolle von Anna Schimrigk, ein Eigengewächs des Überzwerg-Jugendclubs. Sie lebt in Berlin und ist mittlerweile oft in Film und Fernsehen präsent, etwa als junge Polizistin im „Borowski“-Tatort an der Seite von Axel Milberg.

Als „sehr spannende“ Sache und dabei „ungemein unterhaltsam und witzig“ kündigte das Duo „Mitternachtsgäste“ der Freien Bühne München an. Es handelt von Anna, die von ihrem Freund sitzengelassen wurde und an einem trostlosen Abend einen jungen Mann vor ihrer Wohnungstür vorfindet – ihren Traumprinzen. Gespielt wird Anna von Luisa Wöllisch, die das Down-Syndrom hat. Fünf Leute und damit vergleichsweise richtig viel Personal steht bei „Ich bin Jerry“ vom Theaterkohlenpott Herne auf der Bühne des Schlosstheaters. Auch hier geht es um Liebe und um Vertrauen. Laut Ziegenbalg niederschwelliges Theater, da es zur Hälfte Konzertcharakter besitzt und mit Rap und Show sowie Interaktion mit dem Publikum aufwartet. „Da wird schon mal gefragt: Bist du der Kontrolltyp oder eher der Vertrauen-Typ?“ Höchst vertraut hörte sich der Plot von „Heinrich der Fünfte“ an: Ein Staat, der pleite ist, ein marodes Schloss und die Untertanen können vor lauter Steuern schon nicht mehr aus den Augen schauen. Nichts geht mehr? Oh doch. Als der junge König liest, dass Frankreich früher zu England gehörte, wird das zur fixen Idee, die in einen langen Krieg mündet. Wie die Frankfurter Mimen des „TheaterGrueneSosse“ die Kämpfe darstellen, dürfe man nicht verpassen, schwärmte Dewes, nämlich kongenial „mit Sandburg und Luftballons“. Für eine zusätzliche Vorstellung ins Boot geholt hat man die integrative saarländische Theatergruppe Schams. Deren Produktion „Integrama“ wird zur Halbzeit, am Samstag, 20. Oktober, im Schlosstheater gezeigt. „Dabei geht es um Integration und gemeinsames Miteinander und darum, Haltung zu beziehen gegen Parallelgesellschaften“.

Für die kleinsten Besucher ab 5 gibt es mit „Rock wie Hose“ Tanztheater vom Feinsten aus Frankfurt. Basierend auf einer Umfrage zu Geschlechterklischees, hinterfragen die beiden Tänzer spielerisch die gängigen Vorstellungen, was typisch weiblich und männlich ist. Aha-Erlebnisse inklusive. Wer weiß schon, dass Rosa früher Jungen vorbehalten war, als „kleines Rot“, wobei Rot ja traditionell für Feuer und Macht steht, wie Christoph Dewes nachhaltig beeindruckt erzählte. Um Trauer und ihre Verarbeitung erzählt „Schlafen Fische?“. „Aber es bleibt erstaunlich leicht“, wundert sich Ziegenbalg immer noch. „Es zeigt, wie selbstverständlich Sterben sein kann“, von Anna Rieckhof „hinreißend gespielt“. Nach den Vorstellungen wird es, um Emotionen aufzufangen und Fragen zu beantworten, Nachgespräche mit Theaterpädagogen geben. Außerhalb des Wettbewerbs um den mit 1000 Euro dotierten Preis laufen die Überzwerg-Produktionen „Frühstück mit Wolf“ und „Coming out!“. Straßentheater mit Ottweiler Gymnasiasten und ein Workshop runden wie gewohnt das Festival ab, das zum zweiten Mal parallel in Saarlouis läuft.

 Gerrit Bernstein (li) und Sabine Merziger in „Frühstück mit Wolf“.

Gerrit Bernstein (li) und Sabine Merziger in „Frühstück mit Wolf“.

Foto: Uwe Bellhaeuser
 Auch das Stück „Ich bin Jerry“ von Frank Hörner und Manuel Moser steht auf dem Festival-Programm.

Auch das Stück „Ich bin Jerry“ von Frank Hörner und Manuel Moser steht auf dem Festival-Programm.

Karten für alle Vorstellungen sind im Ottweiler Rathaus erhältlich, Goethestraße 13a, Zimmer 11 und 12. Telefon (0 68 24) 30 08 28, E-Mail an kultur@ottweiler.de.

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