Umweltminister Jost: „Kein Kahlschlag im Jungenwald“

Ottweiler · Die Saarländer lieben ihren Wald. Rodungen, die für geplante Windkraftanlagen erfolgen, stoßen deshalb auf wenig Gegenliebe. Umweltminister Reinhold Jost jedoch „bekennt sich klar zur Energiewende im Saarland“. Jost will durch den Ausbau von Windenergie die regionale Wertschöpfung steigern.

 Umfangreiche Rodungsarbeiten sind im Jungenwald notwendig – weniger für die Windräder selbst, sondern für den Transport der bis zu 60 Meter langen Bauteile. Foto: Andreas Engel

Umfangreiche Rodungsarbeiten sind im Jungenwald notwendig – weniger für die Windräder selbst, sondern für den Transport der bis zu 60 Meter langen Bauteile. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

Besorgte SZ-Leser sprechen von "Kahlschlag", Wege "so breit wie eine Autobahn" und einer "Verschandelung des Waldes". Die Rede ist von den Rodungsarbeiten, die derzeit mit schwerem Gerät im Jungenwald von Fürth laufen. Errichtet werden in dem Waldstück zwischen Fürth , Hanauer Mühler und Eichelthaler Mühle zwei Windräder mit einer Gesamtleistung von 5,5 MW (Megawatt). Durch diese Bauarbeiten sind die verschiedenen Wanderwege in diesem Bereich schwer begehbar. Betroffen davon ist auch in einem Teilabschnitt der Premiumwanderweg "Mühlenpfad".

Nach den Worten von Umweltminister Reinhold Jost handele es sich jedoch nicht um Kahlschlag, sondern um übliche Maßnahmen zur Vorbereitung des Baufeldes sowie der notwendigen Zuwegung, die zum Teil wieder an Ort und Stelle oder an anderer Stelle wieder aufgeforstet wurden und werden. Im Übrigen sei die Ausweisung der Flächen durch Beschlüsse des Ottweiler Stadtrates erfolgt. "Saarforst baut auch nicht selbst, sondern stellt lediglich die Flächen in Pacht zur Verfügung", sagte der Minister auf SZ-Anfrage. Das Ministerium erklärte die Vorgehensweise: Für den Transport der Anlagenteile wie auch zur Schaffung ausreichend breiter und belastbarer permanenter Zufahrtsmöglichkeiten für Reparatur- und eventuell erforderlicher Montagearbeiten müssen Teile der Zufahrtswege dauerhaft ausgebaut werden.

In einigen Bereichen seien entlang der Zuwegung die angrenzenden Gehölze für das notwendige Lichtraumprofil zurückzuschneiden. Dies heiße, dass eine hindernisfreie lichte Durchfahrtsbreite von sieben Metern und eine ebensolche Durchfahrtshöhe von sechs Metern nötig seien.

Teilversiegelt werden in diesem Bereich insgesamt rund 0,8 Hektar Fläche. Außerdem werden laut Ministerium für die Vormontage der Turmteile und des Rotors sowie als Überschwenkbereiche in größeren Kurven der Zuwegungen dauerhaft hindernisfreie Flächen benötigt, die nach Abschluss der Bauarbeiten als Waldwiesen entwickelt und mit Kleingehölzen bewachsen werden können. Diese Flächen umfassen insgesamt rund 1,07 Hektar. Die dauerhaft in Anspruch genommene Fläche beträgt laut Ministerium rund 2,9 Hektar. Weitere zu rodende Flächen werden temporär als Baufeld beziehungsweise Lagerfläche in Anspruch genommen. Diese Flächen (rund 0,7 Hektar) werden über natürliche Sukzession (Verbreitung der Samen durch Wind und Tiere) zu Wald entwickelt.

Allerdings ist der Forst gemäß "Waldumwandlungsgenehmigung", die für den Jungenwald am 29. Januar 2015 erfolgt ist, verpflichtet, die dauerhaften Waldflächenverluste von rund 1,6 Hektar zu kompensieren. Wie Uwe Tobä vom Saar-Forst-Landesbetrieb mitteilte, sei dies durch Erstaufforstungen in der Gemarkung Lautenbach auf einer Fläche von 2,2 Hektar geschehen. Der überschüssige Anteil sei inzwischen im Projekt Himmelwald angerechnet, Wegeerweiterungen und Waldwiesen am Kranausleger seien in den Verlust mit eingerechnet, obwohl sie gemäß saarländischen Waldgesetz weiterhin als Wald gelten. Zum geplanten Windpark Ottweiler-Himmelwald ist das Genehmigungsverfahren übrigens noch nicht abgeschlossen. Dies werde für Ende April erwartet, dann sollen die Bauarbeiten beginnen. Eine Stockrodung hat dort bereits stattgefunden. Uwe Tobä informierte außerdem darüber, dass Wanderer bis Ende 2015 den Mühlenpfad nur eingeschränkt nutzen können. Eine Umgehung ist ausgeschildert.

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