Überfüllt oder nicht?

Fürth · Der Schulbus, der um 7.05 Uhr von Fürth nach Ottweiler fuhr, wurde gestrichen. Dafür platzt der Bus um 7.13 Uhr aus allen Nähten, sagen betroffene Eltern. Die Verkehrsgesellschaft bestreitet das.

. Mit einem Schreiben haben sich die Eheleute Beckin und sieben weitere Familien aus Fürth unter anderem an die SZ gewandt. Sie sind wütend, denn seit rund drei Wochen ist der Schulbus in Richtung Ottweiler um 7.05 Uhr gestrichen. Die Kinder müssen alle auf den Bus um 7.13 Uhr ausweichen. "Der Bus platzt schon wenn er in Fürth ankommt aus allen Nähten", erklärt Olesja Beckin. "Die Schüler haben keine Möglichkeit sich irgendwo festzuhalten und werden von sich öffnenden Türen an den Haltestellen einfach weggedrückt. Erst durch die E-Mail der betroffenen Familie war Ottweilers Bürgermeister Roland Schäfer über den Wegfall des Busses informiert worden. "Da die Stadt kein Gesellschafter der NVG ist, sind wir hier Bittsteller wie die Eltern auch", erläuterte Schäfer auf SZ-Anfrage.

Seit man von dem Problem wisse, bemühe man sich darum, bei der NVG einen Termin zu bekommen. "Mehr können wir nicht tun." Fürths Ortsvorsteher Otfried Ratunde hat sich bei der Neunkircher Verkehrsgesellschaft (NVG) erkundigt. "Eine Fahrdienstleiterin der NVG ist mit dem Bus mitgefahren und hat mir berichtet, dass dieser zwar gut gefüllt, aber nicht überfüllt wäre", erzählt er der SZ. Einen Anspruch auf Sitzplätze im Bus habe niemand. Und auch NVG-Geschäftsführer Pascal Koch kann das Anliegen der Familien aus Fürth nicht nachvollziehen. Nach Beginn eines Schuljahres gleiche die NVG mit allen Schulen die aktuellen Schülerdaten ab, Beschwerden von Eltern wären da an der Tagesordnung. "Wir müssen die Busse an die sinkenden Schülerzahlen anpassen", führt Koch weiter aus. Derzeit müsse die NVG nur 55 Schüler aus dem Ostertal mitnehmen. "Ein Schulbus kann mehr als 90 Personen transportieren, natürlich hat nicht jeder einen Sitzplatz, aber die Kapazität des Busses ist durch die 55 Schüler noch lange nicht ausgeschöpft", erläutert Klaus Schmidt, der NVG-Fahrplanbeauftragte. Die Überarbeitung der Fahrpläne habe die NVG auch an die betroffenen Schulen im Vorfeld weitergeleitet. "Diese haben die Kinder bereits ein paar Tage davor benachrichtigt", erläutert Koch. Die Schüler haben die Möglichkeit, neben dem Schulbus 759 einen normalen Linienbus 304 zu nutzen. "Sie müssen dann umsteigen, aber können direkt mit einem Schulbus weiterfahren", erläutert der NVG-Geschäftsführer.

Der Sohn der Familie Beckin geht in die dritte Klasse der Lehbesch Grundschule in Ottweiler . Er muss nun an der Hanauer Mühle oder Steinbach Ortsmitte den Bus wechseln. Da es in Fürth derzeit zu Verkehrsverzögerungen durch Bauarbeiten kommt, habe der Schulbus meistens Verspätung. "Der Anschlussbus wartet aber nicht", sagt Olesja Beckin. Ihr achtjähriger Sohn sei alleine in Steinbach rausgelassen worden. "Er hat fünf darauffolgende Busfahrer gefragt, aber niemand hat ihm geholfen", erzählt die Mutter. Ihr Sohn habe verzweifelt an einer fremden Haustür geklingelt und dort gebeten bei seinen Eltern anzurufen. "Das muss man sich mal vorstellen!", sagt Olesja Beckin.

Wie es dazu kommen konnte hat Ortsvorsteher Ratunde recherchiert: Der Junge sei in den falschen Bus eingestiegen. "Die NVG hat sich entschuldigt, dass die darauffolgenden Busfahrer etwas barsch gewesen sein sollen." Familie Beckin wurde nach ihrer Beschwerde zugesichert, dass das Kind mit dem Bus zum Schulzentrum Ottweiler und dann mit einer Leerfahrt bis Mainzweiler mitfahren könne. "Dort werden andere Kinder eingesammelt und in die Grundschule gebracht", erzählt Vitali Beckin. Das habe aber nur so lange funktioniert, bis der Busfahrer nach einer Woche gewechselt habe. "Das lag daran, dass das Schulbus-Subunternehmen nicht allen Fahrern die Sonderregelung mitgeteilt hatte, wir haben uns dann auch bei der Familie entschuldigt", betont Pascal Koch. Es laufe alles wieder nach Plan.

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