Serie Wie kommen unsere Vereine aus der Corona-Krise? „Unsere Kinder waren die Leidtragenden“

Ottweiler · Die Handballabteilung des TV Ottweiler ist durch Corona arg gebeutelt. Vor allem den Nachwuchs haben die Einschränkungen hart getroffen.

 Die beiden Damen- und drei Herrenmannschaften der HSG Ottweiler-Steinbach trainieren derzeit in Halle 4 des TuS 1860 Neunkirchen.

Die beiden Damen- und drei Herrenmannschaften der HSG Ottweiler-Steinbach trainieren derzeit in Halle 4 des TuS 1860 Neunkirchen.

Foto: Heinz Bier

Ja, sie wurden durch die Coronakrise mit all ihren Begleiterscheinungen arg gebeutelt, die Handballerinnen und Handballer des TV Ottweiler, die in einer Spielgemeinschaft als HSG Ottweiler-Steinbach am Spielbetrieb teilnehmen. Mit welchen sportlichen, strukturellen und auch finanziellen Folgeerscheinungen sie seit März vergangenen Jahres klarkommen müssen, schilderten vier Verantwortliche der Abteilung Handball im SZ-Gespräch.

Da war im März 2020 zunächst der Saisonabbruch in allen Spielklassen des Landes und danach war auch kein Trainings- und Spielbetrieb mehr möglich. „Das war aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht so schlimm“, erklären Stefanie Weingarth, die Trainerin der ersten Damenmannschaft, Marco Becker, als Trainer für die zweite Damenmannschaft zuständig, und Raphaela Hussong. Sie ist die Frauenwartin der Handballabteilung, gehört als Spielerin zur ersten Mannschaft und kümmert sich als Trainerin auch noch um die Mini-Minis, den Handballnachwuchs zwischen drei und fünf Jahren. Ende März, so setzt sich die Chronologie fort, kam dann der Knackpunkt für die sechs Jugend- und fünf Aktivenmannschaften des Vereins, als die Seminarsporthalle in Ottweiler als Corona-Notzentrum hergerichtet wurde und somit für den Vereinssport nicht mehr genutzt werden konnte.

Als im Juni dann wieder Trainingsbetrieb möglich war, „mussten wir uns eine andere Halle suchen“, erinnert Raphaela Hussong an die unbefriedigende Situation vor gut einem Jahr. Dabei waren die Verantwortlichen völlig auf sich allein gestellt, „denn Unterstützung haben wir keine erhalten“, kritisiert Christoph Nätzer, der Vorsitzende der Handballabteilung.

Eine Ausweichmöglichkeit ergab sich für die beiden Damen- und drei Herrenmannschaften in der TuS-Halle in Neunkirchen, „allerdings zeitlich sehr begrenzt“, bemerkt Trainerin Stefanie Weingarth. Und auch mit erheblichen Mehrkosten gegenüber der Seminarsporthalle, die auf den Gesamtverein zukommen, rechnet Abteilungschef Nätzer vor. „Aber unsere Kinder waren die großen Leidtragenden“, klagt Nachwuchstrainerin Hussong. Einzige Trainingsmöglichkeit für den Ottweiler Handballnachwuchs war die Mehrzweckhalle in Steinbach, die aber auch nicht für das Handballspielen ausgelegt sei, erklären die Gesprächspartner am Rande des Trainings am vergangenen Mittwoch in der TuS-Halle.

Abteilungsleiter Nätzer weist außerdem darauf hin, dass aufgrund der Hallenschließungen etliche Kinder zu anderen Sportarten wie Fußball oder Leichtathletik gewechselt sind. „Aber so langsam kommen wieder einige dazu“, deutet Raphaela Hussong wieder einen positiven Trend an. Die Seminarsporthalle wurde wegen der zweiten Pandemiewelle noch länger als Corona-Notzentrum vorgehalten, und es war schon früh klar gewesen, dass die Halle bis zum Sommer 2021 nicht genutzt werden kann. „Damit ging unser Dilemma weiter“, hadert Raphaela Hussong mit der Situation. Als weitere Trainingsalternative kam dann die Großenbruchhalle in Elversberg hinzu, „und seitdem sind wir auf drei Hallen im Kreisgebiet aufgeteilt“, meint dazu Trainer Marco Becker.

Aufgrund der räumlichen und technischen Gegebenheiten sei aber in keiner der drei Hallen ein reguläres Handballtraining oder Spielbetrieb möglich, und deshalb sei das „alles nur behelfsmäßig“, bedauern die drei Trainer. Das einzig Positive sei, so stellt es Raphaela Hussong heraus, „dass wir überhaupt wieder trainieren dürfen und das Gemeinschaftsgefühl wieder da ist“.

Vor einigen Tagen hat die Bau- und Schulverwaltung des Landkreises dem Verein angekündigt, dass die kreiseigene Seminarsporthalle nach den Sommerferien möglicherweise wieder zur Verfügung steht, sodass für die Handballer des TV Ottweiler dann wieder ein gescheites Training möglich wäre. „Auch für unsere Kinder“, legt Raphaela Hussong auch hierbei ein besonderes Augenmerk auf die Nachwuchsarbeit der Handballabteilung.

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