SZ blickt hinter die Kulissen Großer TV-Dreh im Saarland – ZDF hat Stadt tagelang abgeriegelt (mit Bildergalerie)

Ottweiler · Eine Woche mussten Autofahrer tagsüber einen großen Bogen um die Ottweiler Altstadt machen. Und auch Fußgänger hatten des Öfteren das Nachsehen, wenn sie ihre üblichen Wege gehen wollten. Grund dafür: das ZDF und ein großer TV-Dreh. Die SZ durfte hinter die Kulissen blicken.

In Wahrheit: ZDF dreht für Krimi-Reihe in Ottweiler mit Christina Hecke
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Dreharbeiten zu neuem ZDF-Krimi in Ottweiler Altstadt

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Foto: Matthias Zimmermann (hgn)

Die Zufahrt zum Schlosshof in der Ottweiler Altstadt war die vergangenen Tage mehrfach abgeriegelt. Sogar der Linienbus, der üblicherweise hier verkehrt, musste das ein ums andere Mal mit den Passagieren ausharren, bis es weiterging. Sicherheitsleute ließen niemanden einfahren.

Und wer hinter dem Schloss auf dem Parkplatz wie gewöhnlich seinen Wagen abstellen wollte, hatte oftmals das Nachsehen. Denn hier standen gleich mehrere Lkw, deren Terrain mit rot-weißem Flatterband weiträumig abgesperrt war. Sogar auf den ansonsten autofreien Flächen des kopfsteingepflasterten Schlosshofes waren zeitweise Lastwagen positioniert.

ZDF-Krimireihe „In Wahrheit“: Siebte Folge entsteht unter anderem in Ottweiler

Wozu das ganze Aufheben? Für einen Fernsehfilm. Das ZDF dreht zurzeit an mehreren Orten im Saarland für seine Krimireihe „In Wahrheit“, die samstags abends ausgestrahlt wird. Der siebte Teil unter dem bisherigen Arbeitstitel „Blind vor Liebe“ entsteht. Und Szenen für den 90-minütigen Streifen kommen eben auch aus Ottweiler.

Dazu war eine Crew von Kameraleuten und Technikern der Hamburger Produktionsfirma Network-Movie angereist, die im Auftrag des Mainzer Fernsehsenders für den Film verantwortlich ist. Die Kriminalfälle dieser seit 2017 laufenden Reihe spielen allesamt im Saarland. Hauptkommissarin ist Judith Mohn, in dieser Hauptrolle zu sehen: Christina Hecke, die auch in Ottweiler vor der Kamera stand. Sie hatte bereits zu Beginn der Dreharbeiten über Instagram einige Bilder mit Kolleginnen und Kollegen hinaus in die weite Welt geschickt. Und schrieb darunter: „Wir freuen uns sehr.“

Obwohl weder TV-Verantwortliche noch das Produktionsteam den Dreh in der Bliesstadt angekündigt hatten: Wenn das Fernsehen in einer beschaulich-ruhigen Kommune eine Stippvisite einlegt, spricht sich das in Windeseile herum. So verfolgten an einigen Tagen zahlreiche Schaulustige das, was sich da an Ungewohntem abspielte.

Hauptdrehort blieb die gesamte Zeit über der Schlossplatz mitten in der Altstadt. Hier entstanden die meisten Aufzeichnungen. Dazu hatte Network-Movie unter anderem Räume eines Gastronoms angemietet, um dort das Café Tante Anne entstehen zu lassen.

Dort schauten Zaungäste zu, wie beispielsweise an einem Drehtag eine Schauspielerin als Verletzte auf einer Trage aus dem Laden gebracht und in einem davor wartenden Krankenwagen eilig abtransportiert wurde. Das Spiel wiederholte sich, während ein Mitarbeiter des Teams mit einem Mikrofon den Darstellern folgte.

So verfolgen Schaulustige die Dreharbeiten in der Altstadt

Für Amüsement während der ernsthaften Produktion sorgen immer jene Dinge, die kein Fernsehzuschauer zu Gesicht bekommt. Wie jetzt, als das vermeintlich schwer verletzte Opfer aus der Ladentür geschoben – komplett anders als geplant – freudestrahlend in die Kamera blickte.

Indes verborgen vor allzu neugierigen Blicken der Kunden auf der Terrasse der benachbarten Eisdiele blieb, was sich im umgebauten Geschäft abspielte. Ab und zu erhaschten die Beobachter einen Blick unter anderem auf die Hauptdarstellerin sowie die Statisten. Diese mimten die meiste Zeit stumme Passanten, die vor dem Haus, in dem offenbar eine Schlüsselszene entstand, immer wieder am Schaufenster wie zufällig vorbeischlenderten.

Ab und zu raunten sich die echten Kunden im Straßenlokal Schweigelaute zu, wenn die Geräuschkulisse trotz Bitte des Aufnahmeleiters zur Ruhe allzu laut wurde.

Das Wetter spielte mit – zumindest die meiste Zeit. Nur am letzten Tag stockte es gegen Mittag bei den Außenaufnahmen, als ein leichter Schauer alle Beteiligten ins Trockene trieb und abwarten ließ. Dann ging alles wie gewohnt weiter. Einstellung um Einstellung an verschiedenen Plätzen auf dem Schlosshof wurde fertig.

Einer, der sich besonders auf die Ausstrahlung dieser neuen Folge freut, ist Günther Baus. Der Künstler aus Ottweiler hat im Schlosshof das Schaufenster eines leerstehenden Ladenlokals bereits vor Jahren in eine Galerie verwandelt. Zu den Ausstellungsstücken, die er fertigte, gehören auch Gemälde, die die markante Ottweiler Stadtsilhouette mit Wehrturm sowie die Völklinger Hütte darstellen.

Der 77-Jährige: „Die Produktionsfirma fragte mich, ob ich ihr Bilder für den Film zur Verfügung stelle. Da habe ich natürlich ja gesagt.“ Gleich mehrere Leihgaben mit saarländischen Motiven habe er weitergereicht. Das mache ihn stolz. Seit 60 Jahren arbeite er mit Pinsel und Farbe und habe bis heute die Lust daran nicht verloren, versichert der rüstige Rentner.

Schauspieler ziehen nach Ottweiler weiter durchs Saarland

Nach Abschluss des Produktionsauftaktes in Ottweiler zieht es die Produktionsfirma samt Schauspielertross weiter durchs Saarland. Bis voraussichtlich 20. Mai werde gedreht. Wo sie Station machen? Dazu schweigt die Pressestelle in Mainz. Damit wollten die Verantwortlichen vermeiden, dass es möglicherweise einen Menschenandrang an den Drehorten gibt. Das habe in erster Linie mit den strengen Corona-Auflagen zu tun, die für Kino und Fernsehen weiterhin gelten, um die Arbeiten durch etwaige Ansteckungsausfälle nicht zu gefährden.

Wann der Krimi im ZDF zu sehen ist? Der Termin steht noch nicht fest, wie es seitens der Pressestelle des Senders heißt. Bislang hatte die Reihe „In Wahrheit“ sogar ein internationales Publikum. Denn Erstausstrahlung war bis dato immer auf dem deutsch-französischen Kulturkanal Arte. Bis der Film mit den Ottweiler Einstellungen gezeigt wird, könnte durchaus ein Jahr vergehen.

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