Fastnacht und Corona Ottweiler Narren sagen Saalfastnacht ab

Ottweiler · Abermals macht die Corona-Pandemie dem Karnevalsverein So war noch nix 1847 Ottweiler einen Strich durch die Rechnung. So wird es unter anderem keine Prunksitzungen geben. Aber der Verein arbeitet an Alternativen – jetzt und im Laufe des Jahres.

Dieses Jahr gibt‘s keine Saalfastnacht in Ottweiler – hier ein Archivbild von 2019: Einmarsch der Garden ins Schlosstheater während der Prunksitzung, ein Höhepunkt, auf den die Fastnachter  alljährlich hinfiebern.

Dieses Jahr gibt‘s keine Saalfastnacht in Ottweiler – hier ein Archivbild von 2019: Einmarsch der Garden ins Schlosstheater während der Prunksitzung, ein Höhepunkt, auf den die Fastnachter  alljährlich hinfiebern.

Foto: Andreas Engel/Andreas Engel/Verein

Die Entscheidung, ob Saalfastnacht oder nicht, hatte der Vorstand des So war noch nix Ottweiler mehrfach vertagt. Immer mit bangem Blick auf die aktuellen Entwicklungen in der Corona-Pandemie. Immer wieder auf die Inzidenz geschaut: Legt die Zahl der Neuinfektionen zu? Oder ist eine Entspannung in Sicht?

Noch zum Sessionsauftakt im November feierten die Fastnachter des So war noch nix 1847 Ottweiler gemeinsam – unter den gegebenen Bedingungen mit strengen Auflagen der Impf-, Genesenen- und Getestetenkontrolle. Ein Funke Hoffnung keimte auf, dass es wieder Sitzungen und Bälle geben könnte.

Doch jetzt zog der älteste Karnevalsverein im Saarland die Notbremse, teilt der Verein mit: Es wird auch 2022 weder Prunksitzungen noch Bälle geben. Nichts von alledem, was Fastnacht ausmacht. „Wir haben lange abgewartet, die Entscheidung darüber immer wieder vertagt“, berichtet Vereinspräsident Thomas Jahn. Doch letztlich sei dem Vorstand keine andere Wahl geblieben. Zum Schutz der Darsteller auf der Bühne sowie der Gäste. „Die Gesundheit geht vor.“

Und nicht nur das: Auch wenn es möglich wäre, in Sälen zu feiern, dann wohl nur unter arg begrenzten Zuschauerzahlen. „Wer möchte schon in einem halbleeren Schlosstheater feiern? Da kommt keine rechte Stimmung auf. Ein Fest lebt von vielen Menschen, die gemeinsam feiern“, sagt Jahn. Und sicherlich sei es auch eine Kostenfrage: Vor weniger Publikum aufzutreten, bedeute auch ein finanzielles Risiko. Wichtige Einnahmen brechen weg, während Kosten für Saalmiete, Kostüme, Versicherungen und Gema blieben.

Es sei eine schwierige Entscheidung gewesen. Denn Karneval lebe nun mal vom Feiern miteinander. Zumindest sei der Verein in der komfortablen Lage gewesen, nicht unter dem Druck zu stehen, vertraglich engagierten Gruppen absagen zu müssen und dadurch eventuell in Regress durch entgangene Einnahmen genommen zu werden. 120 Aktive aus den eigenen Reihen bestritten in der Regel das abendfüllende Programm einer Prunksitzung aus eigener Kraft und sorgten auch bei weiteren Veranstaltungen für Unterhaltung.

Die Enttäuschung sei sicherlich in den einzelnen Gruppen zu spüren, obwohl viele damit gerechnet hätten. Denn nach der Session 2020/21 ohne Präsenzveranstaltungen hätten nun viele gehofft, dass  wieder Fastnachtsfeiern möglich seien. Das Training der Garden und anderen Gruppen sei angelaufen, sobald es die Umstände möglich gemacht hätten. Das gesamte Jahr über waren die Fastnachter nach Jahns Angaben dabei, sich auf die fünfte Jahreszeit vorzubereiten.

Im Vorjahr war der So war noch nix aber nicht von der Bildfläche verschwunden, sondern hatte seine Aktivitäten deshalb komplett ins Internet verlegt. Der Maskenball Disco-Oldie-Night, üblicherweise im Schlosstheater, wurde als Live-Stream aus Onkel Toms Hütte mit DJ Sascha Schiel in alle Welt ausgestrahlt. Hunderte Zuschauer schalteten sich über Stunden vom heimischen Sofa aus zu. Und sogar einen Umzug organisierte der Verein online und rief seine Fans dazu auf, sich mit Bildern und Filmen daran zu beteiligen, berichtet Jahn. Viele aufgezeichnete Auftritte der vorangegangenen, vorerst letzten Prunksitzung 2020 wurden entsprechend fürs Internet aufbereitet – ob Tänze, Büttenreden, Gesänge.

Trotz der erneuten Einschränkungen blickten die Fastnachter nach vorn. Es sei in der Tat schwierig, die Massen zu motivieren. Doch der Verein plane bereits. Ungeachtet der erzwungenen Corona-Beschränkungen soll die Großmaul-Zeitung im Februar auf den Markt kommen. Die seit mehr als 170 Jahren erscheinende Satire-Gazette des Vereins war auch im Vorjahr wie gewohnt verfasst worden. Das Redaktionsteam sei aktuell dabei, Geschichten über irrwitzige Geschehnisse aus Ottweiler für die neue Ausgabe zusammenzutragen.

Noch nicht ganz vom Tisch seien mögliche Veranstaltungen unter freiem Himmel. Jahn: „Wir halten uns die Option offen, zum Beispiel eine Truppenparade abzuhalten.“ Dabei defilieren am Fastnachtssonntag die Garden des Vereins über den Schlosshof und erhalten ihren Sessionsorden. Den gibt es übrigens unabhängig von pandemischen Auswirkungen, so auch im Vorjahr.

Und mit Blick auf den Sommer könnte es durchaus sein, dass sich der So war noch nix für eine Oldie-Night entschließt. Allerdings liege dies dann in den Händen des neuen Vorstandes. Turnusgemäße Wahlen stehen im ersten Halbjahr an.

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