Rotes Zimmer für Fürstenfamilie

Ottweiler · Während seiner Regentschaft hinterließ Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken in der alten Residenzstadt Ottweiler Spuren. Um diese zu zeigen, erarbeitete der Verein für das Stadtgeschichtliche Museum eine Ausstellung.

 Klaus Burr (rechts) und Hans Heinrich Rödle, Vorsitzender des Vereins für das Stadtgeschichtliche Museum Ottweiler, stehen im neuen Fürstenzimmer am Bildnis der Reichsgräfin. Foto: Andreas Engel

Klaus Burr (rechts) und Hans Heinrich Rödle, Vorsitzender des Vereins für das Stadtgeschichtliche Museum Ottweiler, stehen im neuen Fürstenzimmer am Bildnis der Reichsgräfin. Foto: Andreas Engel

Foto: Andreas Engel

. Das Witwenpalais oder der Pavillon in Ottweiler erinnern nach wie vor an die Bauleidenschaft von Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau-Saarbrücken. Weil der Fürst während seiner Regentschaft von 1741 bis 1768 auch in der alten Residenzstadt seine Spuren hinterließ, erarbeitete der Verein für das Stadtgeschichtliche Museum Ottweiler eine Ausstellung über diesen und andere Nassauer Fürsten und Grafen . In einem barocken Zimmer - eigens rot angestrichen - hängen nun golden gerahmte Porträts der Fürstenfamilie; die Kunstdrucke zeigen Originale aus der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz . "Wilhelm Heinrich ist für Ottweiler ein bedeutender Name, eine wichtige Persönlichkeit", sagte Vereinsvorsitzender Hans-Heinrich Rödle bei der Ausstellungseröffnung am Freitagabend. Zahlreiche Besucher waren gekommen, um gemeinsam mit Museumsmitarbeiter Klaus Burr in das Leben des bekannten Fürsten einzutauchen.

In den vergangenen neun Monaten hatte Burr nachgeforscht, ob auf dem Grabmal von Wilhelm Heinrich in der Schlosskirche Saarbrücken zu Recht steht: "Ein großer Baumeister war er auf Erden, doch ein schöneres Denkmal setzte er sich in den Herzen seiner Bürger." Die Behauptung, dass Wilhelm Heinrich ein "großer Baumeister" war, trifft laut Burr zu. Hierzu listete der Referent nicht nur jene Gebäude auf, die der Fürst gemeinsam mit Baumeister Friedrich Joachim Stengel in Ottweiler realisierte. Wilhelm Heinrich ließ in Saarbrücken etwa im kleinen Stil Schloss Versailles nachbauen - damit hat er laut Klaus Burr seine tiefe Bewunderung für den französischen Königshof ausgedrückt. Am Hofe Ludwig XV. habe Wilhelm Heinrich als junger Mann nicht nur die höfischen Sitten erlernt; der spätere Fürst frönte ebenfalls der Jagd und fand durchaus Gefallen am Mätressentum. Wilhelm Heinrich, so vermittelte Referent Klaus Burr, habe den Luxus geliebt. Als es Mode war, eigenes Porzellan herzustellen, errichtete er folglich die Porzellan-Manufaktur in Ottweiler . Das sei, so Burr, "unnötiger Luxus" gewesen, denn obwohl Wasser und Quarzsand - beides wichtig für die Herstellung des "weißen Goldes" - in Ottweiler vorhanden waren, ließ der Fürst das dringend nötige Kaolin (Porzellanerde) extra aus Passau anliefern.

Im Fürstenzimmer des Stadtgeschichtlichen Museums Ottweiler sind in einer Glasvitrine Porzellan-Repliken zu sehen, die zum Beispiel Jagdszenen zeigen. In derselben Vitrine ruht die Kartoffel-Medaille 2012 des fränkisch-bayerischen Kartoffelclubs, die Wilhelm Heinrich zeigt; unter seinem Antlitz ist "Grumbiere-Graf" zu lesen. Wie Referent Klaus Burr erklärte, war der allererste Fürst des Hauses Nassau Saarbrücken zwar ein Genussmensch, habe sich jedoch auch um sein Volk gekümmert, was den letzten Teil seiner Grabinschrift rechtfertige.

Fürst etablierte die Kartoffel

Wilhelm Heinrich etablierte etwa die Kartoffel ("Grundbirne") als Hauptnahrungsmittel, sorgte im Bergbau für einen Aufschwung oder setzte sich für mehr Bildung ein. Klaus Burr erntete für seinen interessanten und teils humorvollen Vortrag kräftigen Applaus und erhielt von Horst Schiffler, Leiter des Schulmuseums Ottweiler und Mitglied des Kartoffelclubs, ein Exemplar der Kartoffel-Medaille 2012.

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Auf einen Blick Das Stadtgeschichtlichen Museum Ottweiler ist jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Außerdem nach Vereinbarung: Dieter-Robert Bettinger, Telefon (0 68 24) 42 80. rol

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