Rendezvous mit dem Barock

Ottweiler · Ins barocke Ottweiler wurden die Zuhörer des szenischen Vortrags versetzt: Brigitte Meister und Klaus Burr schilderten anschaulich die Geschichte von Fürst Ludwig und seiner Mä-tresse Katharina.

 Klaus Burr und Brigitte Meister (vorne, v.l.) präsentierten den Besuchern ganz besondere Stücke aus der Ottweiler Porzellanmanufaktur.Foto: anika meyer

Klaus Burr und Brigitte Meister (vorne, v.l.) präsentierten den Besuchern ganz besondere Stücke aus der Ottweiler Porzellanmanufaktur.Foto: anika meyer

Foto: anika meyer

Im dämmrigen Eingangsbereich des Ottweiler Stengel-Pavillons glitzerten zahlreiche Lichter: neben den Fenstern, im Kamin, auf der knarrenden Holztreppe. So wurden die Besucher des szenischen Vortrags "Fürst Ludwig und seine große Liebe" sogleich aus dem Alltag hinaus in eine geheimnisvoll funkelnde Welt entführt. Und genau das war auch das Ziel: An diesem Mittwochabend wollte man ins Ottweiler des 17. und 18. Jahrhunderts eintauchen, im Rahmen der Vortragsreihe "Rendez-vous mit dem Barock".

Wie Bürgermeister Holger Schäfer den rund 70 Zuschauern erklärte, haben die Mannheimer Reiss-Engelhorn-Museen den Anstoß geliefert: Anlässlich ihrer aktuellen Ausstellung hätten sie Partner für ein Barockstädte-Netzwerk gesucht und sich hierzu mit der Barockstraße Saar-Pfalz ausgetauscht. Auf Initiative des Stadtmarketings wurde deshalb zusammen mit dem Verein für das Stadtgeschichtliche Museum die Vortragsreihe organisiert. "Schön, dass die Abende so gut besucht sind", so Schäfer.

Museumsmitarbeiter Klaus Burr stellte Fürst Ludwig von Nassau-Saarbrücken vor: "Er reformierte die Verwaltung, setzte eine Ökonomiekommission ein, schaffte die Todesstrafe ab und bemühte sich um eine Verbesserung des Standards im Handwerk." Dabei habe er lange sehr sparsam gelebt, da sein Vater ihm beachtliche Schulden hinterlassen hatte. Doch dieser, Wilhelm Heinrich, hatte auch für viel Positives gesorgt, so für aufgeklärt-absolutistische Reformen und wirtschaftliche Impulse. In Ottweiler hat er die Porzellan-Manufaktur eingerichtet sowie den Stengel-Pavillon und das Witwenpalais bauen lassen.

Burr schwenkte auch nach Fechingen, wo in einer Leibeigenen-Familie Katharina Kest heranwuchs. Diese wurde später Kammerzofe von Ludwigs Mätresse, der Freifrau von Dorsberg, die auch ihre Ausbildung zur Dame veranlasste. An den Hof zurückgekehrt, wurde Katharina schnell zu Ludwigs Geliebter. Wie, das erzählte sie selbst: Es rappelte und klirrte, und plötzlich schritt Katharina (Brigitte Meister), genannt Gänsegretel, in barocker Robe durch den Saal. "Das war die Liebe, ganz einfach", sagte sie. Burr und das Gänsegretel ließen im szenischen Wechsel die Geschichte der Bauerstochter, die zur Reichsgräfin von Ottweiler aufstieg, lebendig werden. Außerdem hielten sie eine ganz Überraschung bereit: ein bisher unbekanntes Kaffee-Service aus der Ottweiler Manufaktur, das Ludwig als Jäger mit seinen Hunden zeigt. Meister hat eine befreundete Kunsthändlerin das Porzellan kaufen lassen und sucht jetzt nach Sponsoren, um es für die Sammlung im Witwenpalais zu gewinnen.

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