Spielstark in Ottweiler Premiere für Kooperation mit Saarlouis

Ottweiler. · 16. Kinder-, Jugend- und Familientheaterfestival „Spielstark“ vom 14. bis 28. Oktober in Ottweiler.

 Darstellendes Spiel der Schülerinnen und Schüler des Ottweiler Gymnasiums. Sie zeigten Szenen aus Julia und Romeo auf dem Rathausplatz.

Darstellendes Spiel der Schülerinnen und Schüler des Ottweiler Gymnasiums. Sie zeigten Szenen aus Julia und Romeo auf dem Rathausplatz.

Foto: Willi Hiegel

Da liegt er auf dem Rathausplatz, hingestreckt, das lange blonde Haar leuchtend auf dem Kopfsteinpflaster drapiert. Neben ihm erwacht Julia aus tiefem Schlaf und findet, oh Schreck, den Geliebten tot. Nicht einen Tropfen Gift ließ Romeo ihr übrig. Also her mit dem Dolch! Den finalen Todesstoß gibt es gleich in doppelter Ausführung – neben Julia nimmt sich auch ihr saarländisch schwätzendes Alter Ego beherzt das Leben. Diese Doppelfigur war einer von vielen erfrischenden Einfällen, welche die zehn Minuten-Kurzversion des Shakespeare Dramas genau wie die anschließenden vier kurzen Szenen zum Thema „Das Beste an Schultheater ist …“ so vergnüglich machten.

Es ist wieder Theaterzeit in der alten Residenzstadt. Als Vorgeschmack auf das am 14. Oktober beginnende „Spielstark“-Theaterfestival kamen die Passanten und Marktbesucher gestern in den Genuss zweier Vorführungen, gespielt von bestens aufgelegten Elf- und Zwölftklässlern des Kurses „Darstellendes Spiel“ des Gymnasiums Ottweiler. Straßentheater gehört längst zwingend zum Festival. Neu dagegen ist im 16. Jahr die Zusammenarbeit mit Saarlouis. Dort, im Theater am Ring, wird es sechs Aufführungen von drei Gruppen geben, die zum Teil zuvor in Ottweiler auftraten, außerdem ein Bilderkino und eine Lesung. Sichtlich glücklich zeigte sich die Saarlouiser Kulturamtsleiterin Julia Hennings über diesen „Deal“: „Das Angebot wird sehr gut angenommen.“

Was die Zuschauer – eingeladen sind Menschen von 4 bis mindestens 100 Jahren – in Ottweiler künstlerisch erwartet, erklärten Christoph Dewes und Bob Ziegenbalg vom Theater Überzwerg. Den Auftakt bestreiten am Samstag, 14. Oktober, um 18 Uhr Mika und Walter im Schlosstheater. Die Beiden trennen 21 Jahre, 2 Monate und 38 Zentimeter voneinander, was sie dazu animiert, sich gegenseitig genauestens zu begutachten. „Tanztheater, das eigentlich keines ist“, beschreibt Dewes das „Eins zu Eins“ betitelte Stück aus Bremen. „Ellis Biest“ erzählt die Geschichte eines Mädchens, das Prinzessinnen malt. Immer nur Prinzessinnen. Bis es ihr eines Tages zu langweilig wird und sie ein rosa Biest erfindet. Das wird quicklebendig – der Beginn eines Riesenabenteuers. „Im Grunde geht es um Langeweile, Phantasie und den Mut, mal etwas ganz anders zu machen.“ Auf eine andere Art mutig, und traurig und trotzdem poetisch schön ist „Was das Nashorn sah, als es auf die andere Seite des Zauns schaute“. Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald nämlich, oder „Zebras“, wie die Tiere meinen. 75 Minuten lang ist diese Grazer Produktion für Kinder ab zehn geeignet.

Zudem findet sich ein Stück über Swing in der Nazizeit im Programm und die berührende Umsetzung des Bilderbuchs „Akim rennt“ über die Flucht eines kleinen Jungen aus seinem zerbombten Dorf. An Jugendliche richtet sich die Fiktion „Dschihad one-way“ über die Radikalisierung eines jungen Konvertiten, der aus der beschaulichen deutschen Provinz nach Syrien in den „Heiligen Krieg“ zieht. Größtmögliche Imagination bei minimalem Einsatz (technischer ) Mittel beschert schließlich „Herr Trautsich geht hinter den Vorhang und staunt“ den Festivalbesuchern. Die Überzwerge selbst beteiligen sich mit ihrer „Werkstatt der Schmetterlinge“. Die zweite Vorstellung am Samstag, 28. Oktober, um 15 Uhr bildet zugleich den Rahmen für die Preisverleihung. Zeichnet die Stadt Ottweiler doch bereits zum zweiten Mal die beste Produktion mit dem 1000 Euro dotierten Theaterpreis aus.

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