Posti Ingo in Ottweiler Wenn der Postmann draußen bleiben muss

Ottweiler · Gemeinsam lesen geht derzeit nicht. Die Buch-Präsente brachte Posti-Ingo den Ottweiler Grundschülern trotzdem vorbei.

 Klassenlehrerin Anke Stoll und ihre Schützlinge der Klasse 2.2 freuten sich über die Bücherlieferung von „Posti-Ingo“.

Klassenlehrerin Anke Stoll und ihre Schützlinge der Klasse 2.2 freuten sich über die Bücherlieferung von „Posti-Ingo“.

Foto: Anja Kernig

Jetzt oder nie, die Gelegenheit ergibt sich wahrscheinlich nicht gleich wieder. Spontan flitzt Elisa hoch ins Klassenzimmer und holt einen Zollstock. Kurz drauf kniet die Neunjährige zusammen mit Luisa, Luke, Miley und Destiny vor dem gelben Transporter, der gerade auf dem Schulhof geparkt hat. „Den messen wir aus“, erklären die Drittklässler, die im Mathematik-Unterricht derzeit Längeneinheiten wie Meter und Zentimeter durchnehmen. Da kommt so ein praktisches Anschauungsobjekt zur Übung wie gerufen.

Nämliches Fahrzeug wie auch sein uniformierter Fahrer sind hier bekannt wie zwei bunte Hunde. Normaler Weise schaut Ingo Jaudt alias Posti-Ingo ehrenamtlich mehrmals im Jahr in Neumünster sowie in weiteren Grundschulen in St. Wendel und Namborn vorbei, um eine Lanze fürs Lesen und Schreiben zu brechen (wir berichteten mehrfach). Doch was ist derzeit schon normal. „Ich vermisse euch ganz schrecklich“, sagt Jaudt, als ihn ein paar Kinder begrüßen. Beruflich steht er heute etwas unter Stress. Über viel Zeit verfügt er zwar nicht, aber die Bücher möchte der Postmitarbeiter unbedingt unters Volk bringen. Der ursprüngliche Termin vor 14 Tagen war quarantänebedingt geplatzt.

Schnell holt er ein paar Kisten aus dem Fahrzeug und verteilt die neuen „Ich schenk dir eine Geschichte“-Bände. Regulär kommen die dritten und vierten Klassen in den Genuss dieses Geschenks des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Doch da diese inzwischen schon anderweitig versorgt wurden, bedenkt Jaudt heute ausnahmsweise mal Zweitklässler mit den Geschichtenbänden. Die Aktion drumherum entfällt. „Sonst lesen wir immer im Klassenzimmer im Buch. Ich ermuntere dann vor allem die Leseschwächeren, ein oder zwei Seiten vorzulesen und bitte die anderen, Rücksicht zu nehmen, auch wenn sie selbst schneller und fließender lesen können.“ Als Motivationshilfe hat Jaudt Kartoffelchips dabei. „Das zieht eigentlich immer. Die trauen sich dann tatsächlich.“ Diesmal gibt’s das Knabberzeug allerdings ohne Anstrengung.

Leseförderung bleibt aber ein Dauerthema, versichert Anke Stoll. Für ihre 2.2 beginnt jeder Morgen mit einer 15-minütigen Lesezeit. „Dann kommen sie langsam zur Ruhe.“ Die Lektüre bringen sich die Mädchen und Jungen von zuhause mit oder leihen sie sich in der kleinen Klassenbibliothek aus. Auch im Laufe des Schultags kommen die Bücher immer wieder zum Einsatz, „immer dann, wenn es in der Klasse unruhig wird. Die Kinder genießen es und brauchen das auch.“ Sie selbst liest ihrer Klasse ebenfalls viel vor, aktuell „Julius. Oder die wahre Geschichte vom Ziegenbock, der die Leute so lange ärgerte, bis ihn alle haben wollten“ von Ursula Wölfel, gedruckt in Schreibschrift: „Das war mein allererstes Buch als Kind“, verrät Anke Stoll. Im aktuellen Geschenk des Buchhandel-Börsenvereins, dem Comicroman „Biber undercover“ von Rüdiger Bertram, dreht sich auch alles um einen Vierbeiner: genau genommen um einen ausgestopften Biber. Dieser erwacht nach einer Explosion im Chemieraum zum Leben.

 Schüler maßen mal eben das Postauto nach.

Schüler maßen mal eben das Postauto nach.

Foto: Anja Kernig

Aber was war jetzt eigentlich mit dem Postauto? „Das ist 4,17 Meter lang“, informiert Destiny. Kann man wissen, muss man aber nicht – im Gegensatz zum fließenden und fehlerfreien Lesen.

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