Naturdenkmal Platanen zierten schon Viktoria-Schule

Neunkirchen · Ein Naturdenkmal ist ein natürlich entstandenes Landschaftselement, das unter Naturschutzgestellt ist. In einer Serie wollen wir einige Naturdenkmäler im Landkreis Neunkirchen vorstellen. Heute: die drei Platanen und der Ahornbaum an der Lutherschule Neunkirchen.

 Eine der Platanen vor der Luther-Schule in Neunkirchen, die unter Naturschutz stehen.

Eine der Platanen vor der Luther-Schule in Neunkirchen, die unter Naturschutz stehen.

Foto: Engel

Das Stadtarchiv der Kreisstadt Neunkirchen ist gut sortiert, das Team sehr hilfsbereit, so dass auch in der Corona-Zeit eine intensive Recherche im Rathaus möglich gemacht wurde. Zwei Platanen von ursprünglich drei Exemplaren stehen noch auf dem Schulhof der heutigen Gemeinschaftsschule in der Lutherstraße am Unteren Markt. Sie werfen im Sommer angenehmen Schatten auf die Schüler, und im Herbst viele Blätter. Vor der Schule, in einer Reihe angeordnet, streben eine weitere Platane und ein Ahorn in die Höhe. Alle stehen unter Naturschutz. Angepflanzt wurden die Pflanzen zwischen 1850 und 1890, also zu der Zeit, als die heutige Luther-Schule noch Viktoria-Schule (erbaut 1866) hieß, und die Lutherstraße noch Viktoriastraße.

Benannt war die Schule nach Auguste Victoria von Schleswig-Holstein Sonderburg Augustenburg (1858 bis 1921). Sie war die erste Gattin von Kaiser Wilhelm II. und damit die letzte deutsche Kaiserin und letzte Königin von Preußen. Mit dem Kaiserreich hatte man zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg nichts mehr am Hut, Luther passte besser in die neue Zeit des Aufbruchs, dachte man.

Im Zweiten Weltkrieg wurde die Viktoria-Schule zerstört und die Ruine später abgerissen. In den Jahren von 1953 bis 1957 wurde an gleicher Stelle am Unteren Markt ein Neubau errichtet. Geblieben sind viele der Bäume, die heute unter Naturschutz stehen.

Eine schöne Anekdote, gefunden im Stadtarchiv, erheitert den Leser noch nach 65 Jahren. Damals, im September 1955 bei der Einweihung der Luther-Schule, beklagte sich ein Redakteur der Zeitung „Neueste Nachrichten – Die Deutsche Heimatzeitung an der Saar“ bitter. Er schrieb: „Es blieb uns versagt, an Feier, Besichtigung und dem anschließenden festlichen Zusammensein im Café Vaterland teilzunehmen, da die Einladung seitens der Stadtverwaltung Neunkirchen nicht zugegangen war und nur die Zeitungen der Ja-Parteien und die Saarbrücker Zeitung zu Teilnahme eingeladen waren. Wir bitten unsere Leser um Verständnis dafür, wenn eine ins einzelne gehende Berichterstattung einzig aus diesem Grund nicht möglich ist.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort