Party im Schlosstheater

Ottweiler · Der Däne Aakeson wurde für „Party“ und andere Stücke und Bücher mehrfach ausgezeichnet, wie so viele Autoren und Darsteller, die bei Spielstark dabei sind.

 Mama (Eva Coenen) vermiest Mick, Yvonne und Hansi (Reinhold Rolser, Sabine Merziger, Nicolas Bertholet, v.l.) die Stimmung. Foto: Meyer

Mama (Eva Coenen) vermiest Mick, Yvonne und Hansi (Reinhold Rolser, Sabine Merziger, Nicolas Bertholet, v.l.) die Stimmung. Foto: Meyer

Foto: Meyer

Man ist gespannt: Was wird das Eröffnungsstück des Kinder- und Jugendtheaterfestivals Spielstark diesmal bieten? Humor mit einem Fünkchen Ernst, dem gewissen Tiefgang, wie man ihn von Spielstark kennt? Hauptsächlich Erwachsene strömen am Samstagabend in das Ottweiler Schlosstheater, denn die erste Runde geht auch an Sponsoren und Offizielle, darunter Bürgermeister a.D. Hans-Heinrich Rödle, der das gemeinsame Projekt der Stadt und des Saarbrücker Theaters Überzwerg einst mitinitiiert hat. Der große Saal ist für die Aufführungen der nächsten zwei Wochen eigens umgebaut: Die Bühne liegt nun auf Bodenniveau, die Zuschauerränge davor steigen nach oben an - für mehr Nähe.

"Die besten und berühmtesten Kinder- und Familientheater Deutschlands" dürfe man bei Spielstark wieder einmal begrüßen, verkündete Bürgermeister Holger Schäfer stolz. Bob Ziegenbalg, künstlerischer Leiter der Überzwerge, fasste sich sympathisch kurz: "Ich freue mich ungemein, dass es jetzt losgehen kann!" Und das ging es: In die Bude der Junggesellen Mick (Reinhold Rolser) und Hansi (Nicolas Bertholet) wurde der Zuschauer mitgenommen. Zwei Charaktere, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten. "Schau mir auf den Mund!", sagt Mick, das Haar zum zehnten Mal in Form gelegt, den Verführer-Hüftschwung nochmals geprobt, als er Hansi in die Kunst "geiler Partys " und erfolgreicher Anmachen einweiht.

Hansi hingegen ist in etwas anderes vertieft: in Küchen. In die "Lehre der ergonomischen Anpassung." Er will ein neues Fernstudium beginnen - mal wieder. Der einzige Gast, der zu der geplanten großen Party erscheint, ist Yvonne (Sabine Merziger), urkomisch und einen bestimmten Charaktertyp auf den Punkt treffend gespielt. Die junge Frau kennt die Gastgeber kaum, weiß eigentlich auch gar nicht, warum sie ständig auf Partys rumhängt und versucht, jegliches Nachdenken darüber zu vermeiden. Stattdessen findet sie alles "Voll geil!", selbst die Blumen in der Vase: "Ich könnte stundenlang Blumen in der Vase stehen haben!"

Dreh und Angelpunkt des Stücks "Party" von Fupz Aakeson, das Überzwerg unter der Regie von Albert Frank zeigte, ist jedoch "Mama" (Eva Coenen). Mick und Hansi haben die Frau aus dem Altersheim quasi adoptiert, weil eine Krankenschwester (Sabine Merziger) ihnen dafür einen monatlichen Scheck in Aussicht gestellt hat. Dank "Mama" ist die Partystimmung bald im Eimer. Sie kommt nicht nur mit Endlichkeitsprophezeiungen und dem "Lustigsten an Krebszellen", sondern entlarvt auch die Schwächen der jungen Leute, die sie für ihre Kinder hält: "Da ist sie ja, die Schlampe!", ruft sie, als sie Yvonne erblickt und zupft an deren Hand: "Die Anzahl der elastischen Fasern sinkt! Die Zellstruktur wird schlechter!" Hansi erinnert sie an seine schwierige Kindheit, in der sie versucht habe, mit Längsstreifen seine Körperfülle zu kaschieren, und auch für Mick hat sie wenig nette Worte: "Angeben ist alles, was er kann, der kleine Schisser!" Und doch: Jetzt, da die Stimmung im Eimer ist, da jeder entlarvt und frustriert da sitzt, stellt sich plötzlich ein Stück Ehrlichkeit ein, ein Stück Annäherung, ein Stück Familie.

Der Däne Aakeson wurde für dieses und andere Stücke und Bücher mehrfach ausgezeichnet, wie so viele Autoren und Darsteller, die in diesem Jahr bei Spielstark dabei sind. Infos und weiteres Programm gibt es im Internet.

ueberzwerg.de

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