Ottweiler hält sein geistiges Erbe am Leben

Ottweiler · Georg Christian Woytt sticht in der langen Reihe der Theologen, die das Residenzstädtchen Ottweiler geprägt haben, besonders hervor. Heute sind Kopien von dreien seiner Werke wieder an ihrem Entstehungsort verfügbar.

 Seltene Bücher aus Ottweiler. Foto: Gemeinde

Seltene Bücher aus Ottweiler. Foto: Gemeinde

Foto: Gemeinde

. In der Geschichte der kleinen gräflichen Residenzstadt Ottweiler bleibt die Zahl herausragender Persönlichkeiten überschaubar; Georg Christian Woytt gehört ohne Zweifel dazu, doch er scheint heute vergessen. Zumindest eine Erinnerungstafel hätte er verdient, schreibt Professor Horst Schiffler, Leiter des Saarländischen Schulmuseums Ottweiler , "am besten am ehemaligen Pfarrhaus bei der Kirche, das er fast 40 Jahre bewohnt und wo er bemerkenswerte Werke geschaffen hat".

Mit der Übernahme der Herrschaft über die Grafschaft Ottweiler 1574 durch Graf Albrecht von Nassau-Weilburg wurde in seinem neuen Herrschaftsbereich die Reformation eingeführt. Zur Durchführung der Maßnahme berief er den ihm freundschaftlich verbundenen Pfarrer Lorenz Stephani. Mit diesem begann in dem Residenzstädtchen eine lange Kette von Theologen, die das geistliche und kulturelle Leben am Ort und in der Umgebung beeinflusst haben. Eine herausragende Rolle in dieser Reihe spielte im 18. Jahrhundert Georg Christian Woytt, so schreibt Schiffler.

Am 30. August 1718 wurde dieser junge Theologe durch Graf Friedrich Ludwig von Nassau-Saarbrücken, Ottweiler und Idstein zum Stadtpfarrer von Ottweiler berufen. Der 21-Jährige war 1715 nach seinem theologischen Examen als Lehrer an das Zweibrücker Gymnasium gekommen und drei Jahre später dort zum Konrektor ernannt worden. 1725 widmete Woytt seinem Landesherrn ein Buch, das dem jungen Pfarrer außer literarischen Fähigkeiten auch einen hohen finanziellen Aufwand abgefordert haben muss. Das Werk mit dem Titel "Drey Sinn-Bilderliche Centifolien-Rosen" enthält fast 300 Kupferstiche mit gereimten Sprüchen. Es ist in Augsburg bei Jeremias Wolffs Kunsthändler seel. Erben gedruckt worden.

"Das wertvolle Buch hat damals sicher nur eine begrenzte Verbreitung gefunden, da es sehr teuer gewesen sein muss und der Druck von Kupferstichen keine große Auflage zulässt", so Schiffler weiter. Ein Exemplar wird derzeit in einem Amsterdamer Antiquariat für über 8000 Euro angeboten. Am 25. Mai 1728 war Graf Friedrich Ludwig von Nassau-Ottweiler gestorben und am 30. Mai in der herrschaftlichen Gruft der evangelischen Kirche beigesetzt worden. Woytt hielt eine umfangreiche Predigt, die auf Wunsch der Witwe, Gräfin Louisa Sophia, bearbeitet und erweitert wurde. So entstand ein theologisch-literarisches Werk mit vielen, oft umfangreichen Fußnoten, das mehr als 200 Seiten umfasste. Professor Schiffler konnte die drei Bücher Georg Christian Woytts mit Hilfe digitalisierter Vorlagen faksimilieren; so sind zumindest Kopien dieser Werke wieder am Ort ihrer Entstehung verfügbar, teilt er mit. In verschiedenen Quellen werden weitere Werke, die Woytt in Ottweiler verfasst hat, genannt, unter anderem ein verschollenes Schulbuch und eine zweibändige kommentierte Bibel.

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