Europäisches Fitness-Abzeichen Wie man auf einem Bein vom Stuhl aufsteht

Saarbrücken/Ottweiler · Der TV Ottweiler erwarb eine besondere Fitness-Lizenz. Auch um Menschen für Angebote des Vereins zu gewinnen.

 Lizenz fürs Abzeichen: Nicole Schäfer vom Turnverein Ottweiler hat die notwendigen Stempel erhalten, die ihre Teilnahme am Workshop Europäisches Fitness-Abzeichen nachweisen.

Lizenz fürs Abzeichen: Nicole Schäfer vom Turnverein Ottweiler hat die notwendigen Stempel erhalten, die ihre Teilnahme am Workshop Europäisches Fitness-Abzeichen nachweisen.

Foto: Claudia Emmerich

Nicole Schäfer vom TV Ottweiler steht auf einem Bein vom Stuhl auf (gar nicht so einfach, mal ausprobieren). Sie geht sechs Meter auf einer Linie rückwärts (immer schön Fuß an Fuß). Sie springt hoch und klatscht einen Magnesium-Abdruck an die Wand (Rechenstärke gefragt). Sie macht noch mehr an diesem Nachmittag in der Tennishalle der Saarbrücker Sportschule. Die ist umfunktioniert für den praktischen Teil des Workshops Europäisches Fitness-Abzeichen (European Fitnees Badge, kurz EFB). Nicole Schäfer, die beim TVO im Vorstand mitarbeitet und in der Gym-Sparte Kurse gibt, war eine von 450 Teilnehmern beim Saarbrücker Turn- und Sportkongress aus 118 Vereinen und 15 Fitnessstudios. Und eine von 23 im EFB-Workshop.

Das Kongress-Motto in diesem Jahr „Schaut über den Tellerrand“ (neben Lizenzen verlängern). Und genau darum war Nicole Schäfer auch im Stadtwald zwischen Sportstätten und Mensa unterwegs: Schauen, was es Neues gibt, was man für die Vereinsarbeit und für sich selbst gebrauchen kann. Zwei lila Stempel dokumentieren: Nicole Schäfer hat auch den Workshop Europäisches Fitness-Abzeichen absolviert und kann jetzt als lizenzierte EFB-Trainerin andere zu ihrer Fitness testen, beraten und sie im besten Fall für die passenden Angebote des Vereins gewinnen.

„Das Europäische Fitness-Abzeichen ist ein besonderes Angebot. Es ist klasse, sich als Verein mit so einem Angebot zu präsentieren. Wir zeigen, wir haben jemanden, der das kann. Das hilft auch mal bei einer Mitmachaktion. Und man wirbt dann in eigener Sache“, hatte Nicole Schäfer vorab am Telefon ihre Motivation erklärt, als wir uns mit ihr zum Workshop verabredet haben. Um zu sehen, ob sich ihre Erwartungen auch erfüllen.

Man kennt das Deutsche Sportabzeichen (www.deutsches-sportabzeichen.de). Das gibt es seit 1912. Das Europäische Fitness-Abzeichen startete im Juni 2017, wie Workshop-Leiter Jörg Paqué kurz einführt: „Das Abzeichen versucht den Fitnessstatus der europäischen Bevölkerung darzustellen.“ Für das Abzeichen sind Nachweise in Koordination, Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit zu erbringen. Alles hintereinander an einem Ort. Das Ganze auf zwei Anspruchs-Ebenen. Die Ergebnisse werden online eingetragen, wissenschaftlich erfasst, für den Prüfling ausgedruckt oder per E-Mail verschickt. Persönliche Beratung inklusive.

Deshalb lässt Paqué zuallererst drei Blätter zum Ausfüllen oder Unterschreiben austeilen. Bin ich sportgesund? In welchem Umfang bin ich sportlich aktiv? Und die Freigabe meiner Daten. Das entwickelt sich zu einem ersten Diskussionspunkt im Kurs: „Wer hat Zugriff auf die Daten?“, lautet eine Frage aus der Runde. Nicht jedem gefällt die Vorstellung. Ohne Daten-Einverständniserklärung, sagt Paqué, kann keiner mitmachen. Das heißt, mitmachen kann er schon, aber es gibt für ihn keine Auswertung.

„Was hab ich davon, wenn ich das Abzeichen als Verein anbieten kann?“, initiiert eine weitere Diskussion. Paqué gibt die Frage in die Runde. Motivation“, „Defizite aufzeigen“, „Erfolgskontrolle“, „Werbemöglichkeit etwa an einem Tag der offenen Tür“ lauten Antworten. „Aber wer kommt denn heute überhaupt noch zu einem Tag der offenen Tür beim Sportverein?“ wird weiter gedreht. „Kommen die, die wir ansprechen wollen, etwa die mit Übergewicht, überhaupt? Scheuen die nicht zurück, wenn sie Test hören?“

Hier meldet sich auch Nicole Schäfer zu Wort und skizziert einen eigenen Weg in Ottweiler: „Wir haben schon Firmen angesprochen, ob sie nicht Interesse an dem Test hätten. Wir können dann den Test machen, auswerten und den Mitarbeitern sagen: Das fehlt euch und wir bieten genau das im Verein an.“ Sie sind auf Interesse gestoßen.

Die Lizenz jedenfalls, die hat Nicole Schäfer für den TVO jetzt. Und ihr Fazit nach dem Workshop, bei dem sie auch auf Aufwand und Organisatorisches achtete, fällt positiv aus: „Wir werden das Abzeichen anbieten.“ Die Mädels aus ihrem Kurs jedenfalls dürfen sich schon freuen: In ihrer letzten Kursstunde werden sie fachkundig EFB-getestet. Heißt, auf einem Bein vom Stuhl aufstehen, sechs Meter rückwärts auf der Linie trippeln und auch hoch springen und einen Magnesium-Abdruck an die Wand klatschen.

Nähere Infos im Internet unter

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