Man hatte den Eindruck, der Zug müsste eigentlich jeden Moment stecken bleiben. Doch Narren schrecken eben vor nichts zurück und heben vielleicht sogar so manche Naturgesetze auf, jedenfalls rollten Traktoren und Lkws durch das romantische Goethe-Gässchen ohne die teils nur wenige Zentimeter entfernten Mauern oder Blumenkübel zu schrammen. An den etwas luftigeren Stellen passten dann sogar noch ein paar Faasendbooze dazwischen. Die standen jedoch vermehrt in der Illinger Straße, wo der Zug gestartet war, und vor allem in der Stadtmitte auf dem Schlossplatz.

Rund 50 Wagen- und Fußgruppen aus Ottweiler und der Umgebung bildeten den Wurm, der sich langsam vorwärts schob. "Von der Organisation her ist alles beim Alten geblieben. Die Aufstellung hat sich bewährt", erklärte Ottmar Greif vom Ordnungsamt der Stadt, die als Veranstalter agierte. Die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten klappe prima, von der Feuerwehr beispielsweise seien Vertreter aller Löschbezirke im Einsatz. Der von den Narren des Amtes enthobene Bürgermeister Holger Schäfer hat, wie man sehen konnte, bereits eine neue Führungsposition gefunden: als Zirkusdirektor. Wer den Stadtvertretern, allesamt als kuriose Zirkusgestalten verkleidet, die Kamelle-Tüte entgegenstreckte, wurde überrascht: Nicht Popcorn oder Bonbons gab es, sondern Nudeln. Frische Nudeln sogar, eingezogen. Als Symbol, dass in Ottweiler alle satt und zufrieden sein sollten, so die Verteiler. Der neue Regent Ottweilers, Prinz Hagen I. (Matthias Zimmermann), erstrahlte derweil in absolutistischem Glanz. Nicht mal eine Prinzessin duldete er neben sich. Seine Präsenz lasse einfach keinen Raum für eine zweite Person, erklärte seine Garde vom "So war noch nix". Prinz Hagen selbst bedauerte, dass die kurze Session bereits zu Ende gehe und sagte: "Ich habe das sehr genossen und alle haben mich super unterstützt." Die Ottweiler Bürgergarde führte ihre Kinderprinzessin Annika II. mit und auch die Karnevalsvereine Mainzweiler und Steinbach waren dabei. Auf dem Schlossplatz moderierte traditionsgemäß Nikolaus Weber von der Bürgergarde, außerdem sorgten die Altstadtmusikanten für Stimmung. Eventuelle Katererscheinungen von den Vortagen waren da schnell verflogen: "Wir hatten ein kleines Tief, aber jetzt geht es wieder aufwärts", sagte Katrin Schütz, die nach Auflösen des Zuges mit einigen Freundinnen das Schlosstheater ansteuerte, wo weitergefeiert wurde. Auch Tom Fuchs hatte seinen Spaß: "Alles grün!" - "Oder alles rot-weiß", korrigierte er sich mit Blick auf sein rot-weiß gestreiftes Kostüm. "Wir sind jedes Jahr hier. Man kann zu Fuß herkommen und die Stimmung ist super!"