Kolumne Über Ottweiler, Corona und das gute alte Kofferradio

Ein Bürger der Stadt Ottweiler schildert seine Probleme, der Pressesprecher des Rathauses, Ralf Hoffmann, gießt sie in Worte. Herausgekommen ist eine Kolumne zu einem Aspekt saarländischer Lebensart.

Wie soll ich anfangen? Mit dem Anfang? Na, dann vielleicht mit einer Frage? Gut, einverstanden! Woran merkt man, dass in Ottweiler und im übrigen Saarland das Wochenende ansteht und ein angenehmes Sommerwetter zu erwarten ist – und das insbesondere während der Corona-Zeit? Nein, nicht mit einem kurzen Blick auf den Kalender an der Wand oder auf die digitalen Medien, um die Wetterprognosen zu erfahren. Nein, man schließe beide Augen, atme tief durch und höre in sich hinein. Denn in Ottweiler und im gesamten Saarland werden zu Beginn des Wochenendes, am Samstagmorgen, manchmal auch schon am Freitagnachmittag, die guten alten Kofferradios in der Garage angedreht. Oder, noch besser, sie werden vor die Garage gestellt, damit sich die nähere, aber auch die entferntere Nachbarschaft an den musikalischen Klängen erfreuen möge. Vorausgesetzt wird dabei offenbar, dass auch der Nachbar die allseitige musikalische Vielfalt zu würdigen weiß. Während vor dem Haus die Kofferradios allein gelassen mehr oder weniger brummen und dröhnen, begeben sich nachfolgend manche stolze Eigenheimbesitzer in ihre Gärten, die sich hinter den Häusern erstrecken. Von dort sind nach einer Weile und Zug um Zug die Klänge von Motoren aller Arten zu vernehmen. Handelsübliche kleine und große Rasenmäher, auf jeden Fall starke Bohrmaschinen, Kreissägen, Stichsägen oder andere Sägen aller Arten, elektrische Heckenscheren, Dampfstrahlgeräte und anderes mehr stimmen schließlich ein Crescendo an. Was kann man nicht alles im saarländischen Baumarkt, im Fachhandel oder im Internet kaufen! Erstaunlich. Manchmal denkt man am Wochenende, es gebe einen „Wettbewerb für die lauteste Beschallung vor, neben und hinter dem Haus“, ob in Form der Musik der erwähnten Kofferradios oder der geschätzten Gartengeräte. Was tun? Die Flucht ins eigene Haus ergreifen? Das ist keine Lösung, vor allem keine heldenhafte. Mit einer Gegenbeschallung antworten? Das wäre was, oder? Den besseren Hälften der Nachbarn die individuellen Musikwünsche übermitteln, damit er den Sender wechselt? Denn er macht immer, was sie sagt. Ja, durchaus eine Option. Oder eher für sich selbst eine Menge Ohropax kaufen? Das kostet nicht die Welt. Wie auch immer. Ja, es wäre großartig, wenn es vor allem in der Corona-Zeit, die uns eher an unsere heimischen Orte bindet, etwas mehr Umsicht und Verständnis im Miteinander möglich erscheinen. Ob das klappt? Wir werden es sehen. Nein, wir werden es hören!

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