Kolumne Apropos Wenn der Nebel die Hektik ausbremst

Zeitdruck und Hektik am Morgen sind ein schlechter Start. Und dann noch eine Umleitung über Landstraßen im Nebel? Das kann etwas Gutes haben.

Kolumne Apropos zum Herbstnebel
Foto: Thomas Reinhardt

Termin am Morgen in St. Wendel. Auftakt des Arbeitstages. Die Uhr tickt, der Kaffee ist noch verdammt heiß, also ohne ihn raus aus dem Haus und rein ins Auto. Dicke Suppe vor der Tür – doofes Wetter. Die innere Uhr sagt, passt gerade noch rechtzeitig zur vereinbarten Zeit. Gerade so. Aber jetzt muss es laufen. Der innere Antreiber schafft auf vollen Touren. Kaum hinter dem eigenen Ort wartet das Schild des Grauens. Vollsperrung zwei Kilometer weiter vorne in Ottweiler. Schon wieder eine Baustelle.

Das war doch erst, oder? Super. Das hat noch gefehlt. Der schnelle Weg über die Bundesstraße ist versperrt. Umdrehen, übers Land tuckern, um ans Ziel zu kommen. Der Blutdruck steigt. Warum auch immer so knapp los? Einfach mal zehn Minuten früher abfahren und ganz entspannt ankommen. Kann doch nicht so schwer sein. Aber egal.

Das Navi im Auto ist kaputt, aber ältere Semester können ja zum Glück noch ohne. Das werden wieder ein paar lange Minuten Verspätung auf den kurvigen Straßen bei der Witterung. Und der Tag geht danach Schlag auf Schlag weiter. Fängt nicht gut an. Etwas Sonne dringt durch den Hochnebel. Wiesen und Felder liegen schemenhaft rechts und links der Straße. Birken strecken ihre Äste nach allen Seiten aus. Gerätschaften eines Bauern im Blickfeld. Tief durchatmen. Schnell fahren nutzt jetzt sowieso nichts. Es sieht fantastisch aus da draußen, jenseits der eigenen Unzufriedenheit, jenseits der Hetze, die ja irgendwie immer lauert. Zwischen den Dörfern schöne Landschaft in mystisches Licht getaucht. Der Impuls ist da, das Auto einfach irgendwo abzustellen, auszusteigen, ein paar Meter zu gehen. St. Wendel taucht auf.

Und die Uhrzeit? Unglaublich – aber alles im grünen Bereich. Punktlandung. Ohne Hetze, aber mit einem irgendwie angenehmen Gefühl im Bauch. Freie Plätze auf dem Parkplatz. Rein ins Haus. Hoffentlich ist nach dem Interview noch etwas von dem Nebel über der Landschaft da.

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