Kettennatter stirbt den Kältetod

Ottweiler · Schlangen fangen überlässt auch die Neunkircher Polizei dem Experten. Aber der kann sie nicht immer retten.

"Kettennatter gefangen . . . Der Besitzer kann sich bei der Polizei melden." So stand es jüngst in der SZ zu lesen. Welche Aktionsplan greift in so einem Fall? Das wollten wir von der Polizei wissen.

"In den zurückliegenden Monaten gab es zwei Einsätze wegen Schlangen", teilt auf Anfrage Polizeioberkommissar Peter Müller von der Polizeiinspektion Neunkirchen mit. Im August 2016 meldete ein Mann eine Ringelnatter im Garten. Die schlängelte sich allerdings davon, noch bevor Beamte anrückten. Im März dann gab ein Anrufer durch, er habe eine Schlange an der Bushaltestelle Maria-Juchacz-Ring/Adolph-Kolping Weg in Ottweiler entdeckt. Er habe keine Ahnung von Schlangen und wisse nicht, ob sie giftig sei. Sie sei jedenfalls weiß und habe braune Flecken."

Ein Fall für einen Experten. Und den hat die Neunkircher Polizei an der Hand mit Michael Raber ("Schlangenmichel"), Reptilienhändler aus Steinbach (www.reptilienkeller.de ). Raber wurde informiert, fuhr hin und sah gleich auf den ersten Blick: "Eine Kalifornische Kettennatter. Zirka 90 Zentimeter lang. Nicht giftig." Kalifornische Kettennattern - wissenschaftlicher Name Lampropeltis getula californiae - kommen in den USA und Mexiko vor. Sie können verschiedenste Farbzeichnungen tragen. Raber sah aber noch mehr: "Der Schlange geht es nicht gut. Die ist stark unterkühlt." Raber sammelte das Tier ein und nahm es mit.

Polizeieinsatz mit Tieren, so Peter Müller, lösen - neben Wildunfällen - vor allem frei laufende Hunde aus. "Werden entlaufene Hunde gemeldet, fangen unsere Beamten sie meist selbst ein und bringen die Tiere zum städtischen Bauhof nach Neunkirchen. Dort steht ein Zwinger mit Wasser- und Fressnapf als Zwischenstation bereit." Die Hunde würden dann in der Regel von ihren Besitzern abgeholt.

Im Fall der Kettennatter hat sich kein Besitzer gemeldet. Und die Kettenatter hat es auch nicht geschafft. Sie verendete nach wenigen Tagen bei Michael Raber an den Folgen ihrer Unterkühlung.

"Als ich sie aufgenommen habe, lag ihre Körpertemperatur noch bei drei Grad", berichtete Raber jetzt am Telefon. "Das war knapp vor dem Gefriertod." Sie hätten versucht, das Tier langsam zu erwärmen, erstmal in der Garage bei zehn bis zwölf Grad. Sie hätten dem Tier auch Flüssigkeit zugeführt. Aber der Rettungsversuch scheiterte.

"Die Natter ist entweder bei ihrem Halter ausgebüxt oder von ihm ausgesetzt worden", vermutet Raber. Und das bei kalten Nächten: Kaum eine Überlebenschance für eine Schlange, die bei uns nicht vorkommt.

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