Alex-Deutsch-Preis „Das ist gelebte Erinnerungskultur“

Ottweiler · Doppelte Auszeichnung: Alex-Deutsch-Preis für das Saarpfalz-Gymnasium Homburg und Hans-Joachim Hoffmann

 Die Preisträger des 2. Alex-Deutsch-Preises: Hans-Joachim Hoffmann (2.v.l.) und die AG Geschichte des Sarpfalz-Gymnasium Homburg (Bildmitte) mit Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (l.), Prof. Dr.Roland Rixecker (rechts im Bild), Landrat Sören Meng (2.v.r.) und Doris Deutsch (3.v.r.)

Die Preisträger des 2. Alex-Deutsch-Preises: Hans-Joachim Hoffmann (2.v.l.) und die AG Geschichte des Sarpfalz-Gymnasium Homburg (Bildmitte) mit Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (l.), Prof. Dr.Roland Rixecker (rechts im Bild), Landrat Sören Meng (2.v.r.) und Doris Deutsch (3.v.r.)

Foto: Kreis Neunkirchen/Jasmin Alt

„Wir wollten den Preis unbedingt haben und haben alles dran gesetzt, ihn zu bekommen.“ Weshalb Eberhard Jung und seine AG Geschichte des Saarpfalz-Gymnasiums Homburg ihrer Bewerbung mal eben 51 Stadtmagazin-Ausgaben und sieben Bücher beifügten – Belege der geleisteten Arbeit aus 20 Jahren des Bestehens der AG.

Voilà, am Mittwoch ging ihr Wunsch in Erfüllung: Der Vorsitzende der Alex-Deutsch-Stiftung, Landrat Sören Meng, überreichte dem Lehrer und den Schülern bei der gut besuchten Feier im historischen Sitzungssaal des Landratsamtes den zweiten Alex-Deutsch-Preis. „Zwei Jahrzehnte haben sich die Schüler der AG Geschichte mit dem Leben und Wirken von Alex und Doris Deutsch auseinandergesetzt, ihnen Briefe geschrieben, sie gemalt, gemeinsam Ausstellungen eröffnet, Diskussionsrunden geführt.“ Sogar eine Briefmarke wurde Alex Deutsch gewidmet. Artikel darüber fanden Einzug in Printmedien wie auch in die besagten sieben Bücher. „Das ist nicht nur ausgezeichnete Zeitzeugenarbeit, das ist gelebte Erinnerungskultur“, lobte der Kurator. „Die AG Geschichte ist ein Vorzeigeprojekt und für den Alex Deutsch Preis prädestiniert.“

„Eine Leitfigur, ein großes Vorbild“ sei Alex Deutsch, erklärte Eberhard Jung in seiner Dankesrede. „Ein Musterbeispiel für die Ohnmacht des kleinen Mannes gegen die Allmacht des terroristischen Staates, den er letztendlich übertrumpft hat – mit seiner Bescheidenheit und Toleranz, seinem Humanismus und seiner Nächstenliebe.“ Der Stiftung erteilte er den „klaren Auftrag“, für die Verfilmung der Lebensgeschichte des Auschwitzüberlebenden zu sorgen, der bis zu seinem Tod 2011 in Wiebelskirchen gewohnt hatte. Die Bedeutung des Zeitzeugentums stellte Roland Rixecker, Antisemitismus -Beauftragter der Landesregierung, deutlich heraus. „Menschen sind verführbar, das wissen wir.“ Umso wichtiger seien authentische Berichte über Einzelschicksale. Indem Persönlichkeiten wie Alex Deutsch ihre Erfahrungen schildern, geben sie ihre Zeitzeugenschaft an die nächste Generationen weiter. Die wiederum deren Geschichte „zu ihrer Geschichte machen“.

Den weiteren zweiten Alex-Deutsch-Preis hatte zuvor Hans-Jürgen Hoffmann entgegen genommen. „Seit fast zwei Jahrzehnten erforscht er die Geschichte der jüdischen Gemeinde Ottweiler und trägt mit Publikationen und Vorträgen dazu bei, dass die Erinnerung nicht verloren geht“, betonte Meng. Dazu stellte er die Chronik der Familien Levy und Coblenz „exemplarisch in den Fokus seiner Forschungen“. Seit 2013 bietet Hoffmann regelmäßig Führungen über den jüdischen Friedhof an. Zudem setzte sich der Preisträger für die Aberkennung der Ottweiler-Ehrenbürgerschaften an die NS-Größen Hindenburg, Hitler, Göring und Spaniol ein – „auch um der von ihm ebenfalls angeregten Umsetzung der Aktion Stolpersteine Glaubwürdigkeit zu verleihen.“ Die nicht immer reibungslos verlaufene Stolperstein-Vorgeschichte wie auch die Viten der 40 Menschen, denen die Steine gewidmet sind, dokumentierte Hoffmann 2015 im Buch „Seid vorsichtig mit der Obrigkeit…!“.

Dass etliche Personen und Institutionen ihm erst ihre Hilfe dafür zusicherten, dann aber nie realisierten – diesem Ärger verschaffte der frischgebackene Preisträger in seiner Ansprache Luft. Unterstützer fand er dagegen unter anderem in Bürgermeister Holger Schäfer und der Sparkasse Neunkirchen. Aktuell warten noch zwei Typoskripte auf Sponsoren: zum einen Biographien politisch Verfolgter, zum anderen, „fast fertig“, Ausführungen zur Lokalgeschichte zwischen 1918 und 1956. Mit beiden Texten entspricht Hoffmann dem Vermächtnis August Bebels: „Nur wer die Vergangenheit kennt, kann die Gegenwart verstehen und die Zukunft gestalten.“

„Vor ihrem Engagement verneige ich mich“, hatte Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot eingangs geäußert.

Musikalisch gestaltet wurde der gelungene Abend, an dem auch Doris Deutsch und der Schöpfer des Preises, Seiji Kimoto, anwesend waren, von Pädagogen der Alex-Deutsch-Gemeinschaftsschule Wellesweiler.

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