Zum Gedenken Ottweiler Synagoge in Bronze gegossen

Ottweiler · Die historische Aufarbeitung jüdischen Lebens in Ottweiler und das Auslöschen dieses Lebens durch die nationalsozialistische Gewaltherrschaft brachte in den vergangenen Jahren eine bemerkenswerte Erinnerungskultur in der Stadt Ottweiler zum Vorschein, die sich an einer Reihe von öffentlichen Denkmälern orientiert.

 Die Ottweiler Synagoge als Bronzemodell: Es lädt auch zum Abtasten ein.

Die Ottweiler Synagoge als Bronzemodell: Es lädt auch zum Abtasten ein.

Foto: Ralf Hoffmann

Der jüdische Friedhof mit den letzten Ruhestätten vieler Ottweiler Juden, über lange Zeit wenig besucht, das an den Pogrom gegen die Juden erinnernde Denkmal im Fornarohof, die Stolpersteine vor den letzten Wohnstätten der jüdischen Bürger vor ihrer Deportation und Ermordung in den NS-Vernichtungslagern und schließlich das Denkmal zur Erinnerung an die Synagoge und die jüdische Elementarschule auf dem Schlosshof sind zu nennen und sorgen für eine Auseinandersetzung mit den Pogromen.

Bürgermeister Holger Schäfer erläuterte: „Dieses letztgenannte Denkmal errichtete die Stadt Ottweiler 2018 aus Anlass des 80. Jahrestages der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938.“ Die im 3-D-Druck gefertigte Nachbildung der Synagoge und der jüdischen Elementarschule wurde genau dort aufgestellt, wo diese Häuserzeile einst stand. Die versprochene Wetterfestigkeit dieses Tastmodells, das auch blinden und sehbehinderten Menschen das Erfühlen der Gebäude ermöglichte, erfüllte sich allerdings nicht. Die Kunststoffhülle des Modells zeigte zuerst Risse, platzte dann auf und zerfiel zusehends, so dass es schließlich vom Ottweiler Bauhofteam gänzlich entfernt werden musste. Längere Zeit blieb der Sandsteinsockel leer.

Diese Zeit der Leere endete jetzt. Vor wenigen Tagen traf ein neues Tastmodell in Ottweiler ein. Es wurde persönlich von Nils Hoy, dem Inhaber der Firma „Miniatur Hoyser“ aus Zschorlau, unweit von Aue im Erzgebirge gelegen, nach Ottweiler gebracht und Bürgermeister Holger Schäfer übergeben. Der gelernte Vermessungsingenieur Nils Hoy ist auf die Fabrikation von Stadtmodellen spezialisiert und druckte auf der Grundlage der von Hans Werner Büchel angefertigten Rekonstruktionszeichnungen ein neues 3-D-Modell aus Polylactide-Kunststoff. Von diesem 3-D-Druck wurde anschließend in einer Gießerei in Tschechien der Bronzeguss des Gebäudekomplexes hergestellt. Dieses witterungsbeständige, durch Spenden finanzierte Modell wird nun von Mitarbeitern des Bauhofs auf dem Sandsteinsockel am Schlosshof montiert. Ein Stück Erinnerungskultur ist zurück – in Bronze gegossen.

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