Hitzige Marktdiskussion

Ottweiler · Wie soll der Ottweiler Markt in Zukunft aussehen? Das war bei der sehr gut besuchten Diskussionsveranstaltung heftig umstritten. Sogar Buh-Rufe gab es für Bürgermeister Holger Schäfer, weil er die Beschwerdeführer nicht namentlich nennen wollte.

 „Wenn der Markt stirbt, stirbt die Stadt“, sagte einer der Teilnehmer der Infoveranstaltung im Feuerwehrgerätehaus. Trotzdem stößt die Marktgestaltung auf Kritik, zum Beispiel von Anwohnern, die an Markttagen ihre Garage nicht nutzen können. Foto: Stadt/Hoffmann

„Wenn der Markt stirbt, stirbt die Stadt“, sagte einer der Teilnehmer der Infoveranstaltung im Feuerwehrgerätehaus. Trotzdem stößt die Marktgestaltung auf Kritik, zum Beispiel von Anwohnern, die an Markttagen ihre Garage nicht nutzen können. Foto: Stadt/Hoffmann

Foto: Stadt/Hoffmann

Die Resonanz übertraf alle Erwartungen. Zwar hatte man vier Wochen lang die Werbetrommel für diese Veranstaltung gerührt. Aber dass gar nicht alle Interessierten in den großen Raum im Feuerwehrgerätehaus hineinpassten und deshalb viele das Geschehen vom Treppenhaus aus verfolgen mussten, war einfach nur "Wow" - womit Bürgermeister Holger Schäfer den Abend ehrlich beeindruckt eröffnete.

Keine zehn Minuten später wurde er schon ausgebuht und "Feigling" genannt. Weigerte sich Schäfer doch standhaft, die Anwohner, deren Beschwerden zum Aufgreifen des Themas Wochenmarkt geführt hatten, mit Namen zu nennen. "Ich veranstalte keine Kreuzzüge ."

Nachdem sich die Gemüter wieder beruhigt hatten, informierte Gerrit Oestreich mittels Lichtbild-Präsentation über die Geschichte, rechtliche Rahmenbedingungen und den Ist-Zustand. So erfuhr man, dass das historische Marktrecht in Ottweiler seit 1552 besteht und die Stadt jährlich 5800 Euro an Standgebühren einnimmt. Aufgelistet und gegenübergestellt wurden die Erwartungen der Markthändler und -besucher, der Stadt und der Anwohner. Wobei diverse Interessenkonflikte zutage traten.

In seinem Fazit betonte der Bürgermeister, dass Zugeständnisse von allen Beteiligten nötig sind, um den Markt zu erhalten. Konkret wolle man die bestehende Fußgängerzone konsequenter umsetzen und Ausnahme-Regelungen minimieren. Einer der wichtigsten Punkte ist die Durchsetzung des Verbots von Liefer- und Anliegerverkehr am Mittwoch- und Samstagvormittag. Klar machen müsse man sich aber auch, dass "Markthändler heute umworben werden müssen, nicht schikaniert". So habe es schon Händler gegeben, die probeweise ihren Stand in Ottweiler aufgeschlagen haben und dann nie wieder kamen.

Die vielen Wortmeldungen in der anschließenden Diskussion formten sich zu einem großen Credo pro Wochenmarkt in der jetzigen Form. "Wenn der Markt stirbt, stirbt die Stadt", meinte jemand und erntete dafür viel Beifall. Eine Ladenbesitzerin unterstrich das noch: "Wäre samstags kein Wochenmarkt, könnten wir die Läden gleich zu lassen." Dass man sehr wohl Lösungen für einzelne Probleme finden kann, bewies Apotheker Manuel Meissner. Denn seine Lieferanten halten sich an das Einfahrverbot im Pauluseck, "zur Not bringen sie die Ware mit der Sackkarre über den Marktplatz".

Generell steht sehr wenig für den Marktbetrieb geeignete Fläche in der Innenstadt zur Verfügung, wie Oestreich zuvor per Grafik anschaulich vermittelt hatte. Erschwerend kommt hinzu, dass Gewerbetreibende oft auf die Freihaltung der eigenen Schaufensterfläche oder sogar ganzer Sichtachsen zum Geschäft pochen. Meissner bildet da eine Ausnahme. Mit der einzigartigen Atmosphäre in der barocken Altstadt brachte der Apotheker noch einen anderen wichtigen Pluspunkt für den Ist-Zustand ins Spiel: Würde man den Wochenmarkt in die drei einzig möglichen Ausweichflächen - Schäfer nannte den Weylplatz, Im Alten Weiher und die Wilhelm-Heinrich-Straße - verlagern, wäre das weniger attraktiv.

Dem mehrfach geäußerten Wunsch, die Schlossstraße teilweise zu sperren, will Holger Schäfer in den kommenden Wochen versuchsweise nachkommen. Dass sich am Ende doch noch eine der Beschwerde führenden Anwohnerinnen outete, bereitete Schäfer sichtlich Magenschmerzen. Die junge Frau plädierte für ihr Recht, die hauseigene Garage trotz Markttagen nutzen zu können, wie sie möchte. Das Angebot der Verwaltung, für die betreffenden Zeiten einen städtischen Parkplatz nutzen zu können, sei für sie bei Großveranstaltungen wie dem Altstadtfest akzeptabel, nicht aber für jeden Samstag. Generell wertete Schäfer den Abend als erfolgreichen Startschuss der "Rettet den Markt"-Offensive.

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