Hans und die Frage nach dem Glück

Ottweiler · „Hans im Glück“ als Märchentheater durften Grundschüler im Rahmen des Ottweiler Spielstark-Festivals erleben. Es ging turbulent zu auf der Bühne. Und die Akteure verliehen dem bekannten Märchen einen alternativen Schluss.

 Das Papiertheater Nürnberg spielte seine Version des Märchens „Hans im Glück". Foto: Anika meyer

Das Papiertheater Nürnberg spielte seine Version des Märchens „Hans im Glück". Foto: Anika meyer

Foto: Anika meyer

Hat Hans richtig gehandelt? Oder hätte er besser jeden einzelnen Tausch ausgeschlagen? Das sind die beiden Meinungen, die man üblicherweise zum Geschehen im Märchen "Hans im Glück" haben kann. Das Papiertheater Nürnberg allerdings präsentierte am Dienstagnachmittag im Ottweiler Schlosstheater eine dritte Meinung: Hans hätte auf Bruttosozialglück setzen sollen. Doch darauf mussten sich die Darsteller erst einmal einigen. Denn am Anfang stand nur die Frage nach dem Glück.

Zu Gast war das Papiertheater im Rahmen des Theaterfestivals Spielstark, das von der Stadt und dem Saarbrücker Theater Überzwerg gemeinsam veranstaltet wird. Und was es präsentierte, war eine Mischung aus Schau- und Schattenspiel, musikalischer Aufführung und interaktivem Agieren mit dem Publikum, an dem sich die Grundschüler aus der Umgebung mit Feuereifer beteiligten.

Dabei kam letzteres auch deshalb so locker und ehrlich rüber, weil die Darsteller teilweise als diejenigen auf der Bühne standen, die sie auch im realen Leben sind: Johannes Volkmann, Leiter des Papiertheaters und Cello-Spieler, Klaus Vogt, langjähriger Hampelmann-Schnitzer und Trommler, sowie David Schuster, Akkordeonspieler und Aussteiger - er bewohnt mit seiner Familie eine Jurte, ein Zelt mongolischer Nomaden.

Wer war also wohl der Meinung, Hans habe die richtige Wahl getroffen, sich des Materiellen zu entledigen? Klar, David. Er konnte es bestens nachvollziehen, als Hans den Beutel mit Gold, den Lohn seiner Arbeit bei einem Schreiner, gegen ein Pferd tauschte, bald darauf das Pferd gegen eine Kuh, die Kuh gegen eine Gans und die Gans gegen Schleifsteine. Wie von einem Papiertheater zu erwarten war, spielt sich das Ganze in einer Papierwelt ab: Der papierne Hans hüpft nach jedem Tausch zur handgemachten Musik glücklich über die Kante einer großen Papierleinwand.

Aus einem Fenster derselben sprechen die Tauschhändler zu ihm und preisen etwa die Nützlichkeit der Schleifsteine oder in bayrischem Dialekt die "Milli" der Kuh an, ausgefallene und witzigen Ideen inklusive.

Ein neues Ende malen

Und als Hans schließlich mittellos dasteht, stecken die drei Darsteller die Köpfe zusammen und schreiben - oder besser gesagt malen - das Ende des Märchens kurzerhand neu. Mit bunten Farben zaubern sie das "Bruttosozialglück", in dem Hans nun schwelgen darf, auf die Leinwand und als diese dann noch von hinten mit Licht bestrahlt wird, hört man von den Kindern im Publikum nur noch verzückte Laute - gefolgt vom kollektiven Zerreißen der Leinwand, doch das hatten die Darsteller ausdrücklich erlaubt.

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