Fastnachter im Jubiläumsrausch
Ottweiler · Die Ottweiler Narren sind am Freitag in die Session 2016/17 gestartet. Zwei Premieren gehören dazu: Erstmals stellt die Bürgergarde ein Erwachsenen-Prinzenpaar. Der So war noch nix 1847 schickt ein Dreigestirn nach rheinischem Vorbild los.
Mit geballter Macht auf närrischem Vormarsch: Gleich zwei Prinzenpaare und ein Dreigestirn repräsentieren ab sofort die Ottweiler Fastnacht. Grund für den mächtigen Tollitäten-Auftritt: Die beiden Karnevalsvereine in der einstigen Residenzstadt feiern zwei Jubiläen. Und die heißt es nach Ansicht der Vereinsspitzen, außergewöhnlich zu begehen.
So besteht die Bürgergarde Ottweiler (BGO), 1973 gegründet, vier Mal elf Jahre. Grund genug, dem obligatorischen Kinder-Prinzenpaar ausnahmsweise ein erwachsenes zur Seite zu stellen. Prinz Julian I. vom kühlen Nass und Prinzessin Ronja I. von Show und Tanz - bürgerlich die Geschwister Julian (10) und Ronja Vogler - repräsentieren den Nachwuchs. Die junge Prinzessin (8) hat längst Bühnenerfahrung, gehört der Jugendgarde an.
Für BGO-Premiere sorgt während der Session 2016/17 das bis Freitag zum städtischen Fastnachtsauftakt im Schlosstheater ebenso geheim gehaltene Erwachsenenpaar: Prinz Sascha I. von Dribbel und Flanke sowie Prinzessin Heidi I. vom Reich der aufgehenden Sonne.
Auch im wahren Leben sind sie ein Paar: Fußballer und Jugendtrainer Sascha Sonn (37) sowie Heidi Ost-Sonn. Über Tollitäten-Kenntnisse verfügt Prinzessin Heidi bereits. Denn nach Angaben des BGO-Präsidenten Nikolaus Weber war sie 1981/82 die zweite Kinderprinzessin des damals jungen Vereins. Und auch das verbindet die 45-Jährige besonders mit der Bürgergarde: Sie ist Tochter des Mitbegründers Heinrich Ost.
Damit nicht genug: Um den beiden Tollitäten-Paaren einen würdigen Rahmen zu geben, soll sie ein Hofstaat auf Schritt und Tritt begleiten. Als da wären: Hofnarr Till (von Heike Keip, 54, verkörpert), Graf Klausi von Ottweiler aus dem Hause Blaschderschisser (Klaus Keip, 58) und Es Daadschelsche (Janosch Fegert, 19). Übrigens: Blaschderschisser werden im Volksmund die Ottweiler genannt. Die fiktive Person des Daadschelsches ist die von 1980 stammende persiflierende Darstellung der So-war-noch-nix-Löffelgarde, aus deren Reihen die BGO hervorging.
Mit ebensolchem Aufwand bestreitet der So war noch nix 1847 Ottweiler seine Repräsentanz und sorgt gleichfalls für ein Novum der hiesigen Fastnacht. Nach einem Einzelprinzen (2014/15) und dem Prinzenpaar in der darauffolgenden Session rückt jetzt der älteste Karnevalsverein des Saarlandes zum ersten Mal mit einem Dreigestirn an. Dabei dient der Kölner Karneval mit Prinz, Bauer und männlicher Jungfrau als Vorbild. An der Spitze: Prinz Frank II. (Frank Weis, 50). Ihm zur Seite stehen Bauer Steffen (Luuk, 33) sowie Jungfrau Dominik (Forster, 21). Ihnen zu Ehren wurde eigens ein Lied im Tonstudio professionell aufgezeichnet, das Vereinschef Thomas Jahn singt. Es soll das Dreigestirn bei seinen Auftritten in den kommenden Monaten begleiten.
Die drei Herren sind mit ihrem Verein bereits viele Jahre verbunden. So gehören Frank Weis und Steffen Luuk dem Männerballett die Lumumbas an. Weis beteiligte sich zudem an Schautänzen der Prinzengarde und war in den 80ern bei der Homburger Narrenzunft aktiv gewesen. Luuk, der auch als Discjockey arbeitet, kümmert sich mit diesem Vorwissen um den technisch guten Ton während der vereinseigenen Veranstaltungen.
Der Dritte im Bunde, Forster, begann als Kind bei der Minigarde und ist mittlerweile Mitglied der Löffelgarde. Mit dieser Truppe hat es während der aktuellen Session ebenfalls Besonderes auf sich: Die Traditionsgruppe feiert närrisches Jubiläum zum zwölf mal elfjährigen Bestehen. Und aus diesem Anlass gibt's ebenfalls einen eigens produzierten Titel, den die Löffelgarde am Freitag uraufführte. Sie will mit dem Dreigestirn nicht nur in Ottweiler zu sehen sein. Gemeinsame Besuche stehen unter anderem in Roden bei der dortigen Löffelgarde an.
Zum Start in die fünfte Jahreszeit gehörte indes nicht nur die Inthronisierung der Tollitäten. Auftritte der jüngeren Karnevalisten bildeten den Schwerpunkt am Freitagabend im Schlosstheater. Schautänze und Funkenmariechen waren präsent.
