Erinnern an jüdische Mitbürger
Ottweiler. "Heute ist ein ganz besonderer Tag. Ich hätte nicht gedacht, dass unserem Buch so schnell Taten folgen", erklärte Landrat Rudolf Hinsberger am Mittwochnachmittag anlässlich der Übergabe einer Gedenktafel, die an zwei jüdische Familien, die einst in Ottweiler gelebt haben und das öffentliche Leben der Stadt, aber auch weit darüber hinaus, geprägt haben, erinnern soll
Ottweiler. "Heute ist ein ganz besonderer Tag. Ich hätte nicht gedacht, dass unserem Buch so schnell Taten folgen", erklärte Landrat Rudolf Hinsberger am Mittwochnachmittag anlässlich der Übergabe einer Gedenktafel, die an zwei jüdische Familien, die einst in Ottweiler gelebt haben und das öffentliche Leben der Stadt, aber auch weit darüber hinaus, geprägt haben, erinnern soll. Im Band "Lebenswege jüdischer Mitbürger", der im Januar vom Landkreis herausgegeben wurde (wir berichteten), war bereits der Wunsch zu lesen, an die beiden Familien Levy und Coblenz in Form einer Gedenktafel zu erinnern.Diese Tafel, die an der Hauswand in der Goethestraße 1 in diesen Tagen ihren Platz finden wird, wurde im historischen Sitzungssaal des Landratsamtes festlich von den Nachfahren der Großfamilie enthüllt. So war aus Münster François Van Menxel mit seiner Familie angereist, und auch Walter Coblenz, Jahrgang 1928 und bekannter Filmproduzent, ließ es sich nicht nehmen, den weiten Weg aus Los Angeles anzutreten, um Ottweiler, der Stadt seiner Wurzeln, einen Besuch abzustatten. Auf der Gedenktafel ist ein Bild aus jener Zeit zu sehen, in der Jakob Coblenz (1774 - 1870), der aus Bliesbrücken stammte, nach der Ersteigerung Besitzer der ehemaligen Hofschmiede in Ottweiler war. Erinnert wird in kleinen Texten daneben an die zahlreichen bedeutenden Persönlichkeiten, die aus dieser großen Familie, die durch Jakob Coblenz ihre Heimat in Ottweiler fanden, hervorgingen. Coblenz lebte in diesem Haus mit seiner aus Ottweiler stammenden Frau Charlotte Weiler. Aus der Familie entstammt unter anderem Samuel Levy (1805 - 1879), der die jüdische Elementarschule in Ottweiler 50 Jahre lang leitete. Die Idee zu der Gedenktafel, ihre Gestaltung und schließlich auch die Übergabe lag in den Händen von Hans-Joachim Hoffmann. Der Lehrer für Deutsch und Geschichte am Gymnasium Ottweiler engagiert sich sehr im Verein Stadtgeschichtliches Museum und hat durch seine intensive Spurensuche das Leben der Großfamilie Coblenz beleuchtet. Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle: "Es ist sehr wichtig für unsere Stadt, dass wir mit solch einer Tafel an die Vergangenheit erinnern. Schließlich gab es bis ins Jahr 1938 eine Synagoge." Hoffmanns Wunsch ist es, dass das Leben und der damit verbundene tiefe Glaube in der Familie Coblenz sowie das Einstehen für Familie, Solidarität, Toleranz, aber auch das Einmischen für alle Menschen zu Tugenden werden. "Ich wünsche mir, dass die Besucher unserer Stadt an der Tafel inne halten und sich der Geschichte bewusst werden, sich erinnern an die Spuren jüdischen Lebens in unserer Stadt. So gewinnt Ottweiler vielleicht seine Identität zurück."