Einblicke in die Welt der Kelten und Römer

Ottweiler · Etwa 80 Besucher zeigten sich gestern bei der Eröffnung angetan von der neuen Ausstellung „Kelten und Römer in unserer Heimat“ im Stadtmuseum Ottweiler. Jeden ersten Sonntag im Monat ist es geöffnet.

 Die Zuhörer lauschen interessiert beim Vortrag von Dieter Robert Bettinger zur Geschichte der Römer und Kelten bei der Eröffnung der Ausstellung. Foto: Anja Kernig

Die Zuhörer lauschen interessiert beim Vortrag von Dieter Robert Bettinger zur Geschichte der Römer und Kelten bei der Eröffnung der Ausstellung. Foto: Anja Kernig

Foto: Anja Kernig

Zwei Jahre intensive Arbeit steckte das Team des Ottweiler Stadtmuseums in diese Ausstellung, die gestern unter großem öffentlichen Interesse eröffnet wurde. "Kelten und Römer in unserer Heimat " ist sie überschrieben. Sie umfasst den Zeitraum von 800 vor Christus bis 476 nach Christus, also die auslaufende Bronzezeit, die Eisenzeit bis hin zum Ende der Römerzeit. Wie der Vorsitzende des gastgebenden Vereins, Hans-Heinrich Rödle , bei seiner Begrüßung erklärte, sei eines bei der Auseinandersetzung mit dieser Epoche schnell deutlich geworden: "Kelten und Römer waren überall im heutigen Saarland, auch hier bei uns in Ottweiler , direkt vor unserer Haustür."

"Der keltische Kulturkreis wird von einem spätkeltischen Kriegergrab aus Mainzweiler und einigen Grabbeigaben veranschaulicht", so Rödle. Im November 1962 war der Mainzweiler Friedhofswärter Peter Schöneberger beim Ausheben eines Grabes in etwa 70 Zentimeter Tiefe auf einen Steinhügel gestoßen. Wie sich herausstellte, handelte es sich um ein Brandgrab. Bis 1968 wurden "Auf dem Gremel" insgesamt 17 spätlaténezeitliche Brandgräber freigelegt. Der Inhalt von Grab 10 ist im "grünen Raum" zu sehen, darunter ein 111 Zentimeter langes, rituell gebogenes Eisenschwert in der Scheide, Leichenbrand (kalzinierte Knochen vom Scheiterhaufen) und Gefäße. In der die Ausstellung begleitenden, 175 Seiten umfassenden Schrift spekulieren die Autoren Dieter Robert Bettinger und Rolf Distler, dass es sich bei dem Waffenträger aus Grab 10 um einen Mainzweiler Familienvater gehandelt haben könnte - "möglicherweise mit größerem Landbesitz" -, der in Kriegszeiten "zur Sicherung von Haus und Hof zur Waffe griff". Als eindrucksvolles Beispiel für die römische Kultur präsentiert der Verein zudem einmalige Funde aus der Villa von Ottweiler und aus Fürth. In Ottweiler in der Elchenbach hatte sich Bettinger damals selbst an den Ausgrabungen , "oft mit einfachsten Geräten", beteiligt. Neben Ziegeln und Scherben römischen Geschirrs wurde eine zehn mal fünf Meter große Mauer "über Eck" freigelegt. Dank einer am Karfreitag 1965 von Bettinger gefunden Silberdenar-Münze, die Brand- und Schmelzspuren aufwies, folgerte man: "Das vermutlich recht umfangreiche römische Anwesen wurde wahrscheinlich im fortgeschrittenen dritten Jahrhundert nach Christus von den damals über den römischen Grenzwall, den Limes, vorgedrungenen Alemannen durch Feuer zerstört." Vier Jahre später entdeckte man Ziegelsteine, die zu einer hypokaustischen Heizungsanlage gehörten. Weitere, 1984 durch das Staatliche Konservatorenamt durchgeführte Ausgrabungen am Sicklerweg brachten Reste eines großen römischen Bades zu Tage. Entdeckt wurden zwei kleine Räume, in denen Badewannen standen, und ein Schwitzraum sowie Kleinfunde wie ein Silberlöffel und Putzreste.

Abgerundet wird die sehenswerte, gerade auch für Schulklassen interessante Ausstellung durch Leihgaben unter anderem des Heimat- und Kulturvereins Wiebelskirchen und des Europäischen Kulturparks Bliesbruck-Reinheim.

Geöffnet ist das Stadtmuseum jeden ersten Sonntag im Monat von 14 bis 17 Uhr sowie auf Anfrage.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort