Forum für Kunst und Handwerk Ein Raum voll von wunderbaren Ideen

Ottweiler · Anspruchsvolles Handwerk, geschaffen von Hobbykünstlern, gab es beim Kunstforum im Ottweiler Schlosstheater zu bestaunen.

Wer wollte, konnte eine Arschkarte mitnehmen. Einfach so, für umme. „Braucht man die?“, erkundigte sich eine Besucherin des „Forums für Kunst und Handwerk“ sichtlich amüsiert bei dem Schöpfer der kleinen Aquarell-Bildchen. „Unbedingt. Ohne ist das Leben nicht lebenswert“, konterte Peter Hilzensauer und animierte die Fragestellerin zu einer Partie „Malen nach Zahlen“. Dafür müsse sie lediglich eine Ziffer zwischen 1 und 9 auf einen Notizzettel schreiben. Gesagt, getan. Aus der hingekritzelten 4 entwickelte der Homburger Maler mit schnellen Strichen das Porträt einer Dame im Zwiegespräch mit einem Glas Rotwein.

Begegnungen dieser Art sind charakteristisch für die Messe im Schlosstheater – wie auch das Niveau der angebotenen Objekte. Traditionell hatten die Hobby- und Freizeitkünstler Ottweiler als Veranstalter für einen bunten Mix gesorgt. Da fanden sich Ölgemälde, Knopf-Schmuck-Unikate, handgebundene Bücher und Patchwork-Arbeiten genauso wie fast wagenradgroße Massivholzschalen, Taschen aus recycelten Bundesbanksäcken, Filzhüte und Plüschbär-Christbaumkugeln oder auch handgefertigte Füller und Rakubrand, Edelstahl-Design und handbemaltes Porzellan und vieles, vieles mehr. „Ich bin das ganze Jahr auf Ausstellungen, da findet man immer wieder jemanden, der gut hier rein passt“, erzählte Initiatorin Eva Maria Schmitt. 17 der 26 Aussteller sind diesmal Gäste. Die Organisation sei mit „sehr viel Arbeit“ verbunden – und nur zu bewältigen, weil ihr Ehemann tatkräftig mithelfe. Die Überalterung macht auch vor ihrem Verein nicht Halt: Fünf der 21 Mitglieder sind aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr aktiv. Umso froher sei man, dass der Karateverein beim Möblieren des Saals mit anfasst. Etwa 1000 Besucher erkundeten die Ausstellung bis Sonntagabend. Eröffnet hatte sie Schirmherrin Nadine Schön (MdB) am Freitag mit einer Vernissage vor 150 geladenen Gästen.

Fleißig geklöppelt wurde auf der Bühne. „Das ist ein schönes Hobby, es macht unheimlich Spaß“, schwärmte Annerose Betz, „macht aber auch süchtig.“ Vor 25 Jahren haben sie und ihre Mitstreiterinnen einen VHS-Kurs belegt, seitdem sei man infiziert. „Meine Großmutter hat schon geklöppelt, zum Beispiel die Aussteuer meiner Mutter“, verrät Annerose Betz und lacht: „Die Spitze hat länger gehalten als die Kopfkissen.“ Während die Frauen Dutzende spindelförmige Holzspulen fast lautlos herumwirbeln, war Norbert Margardts Arbeit nicht zu überhören. Mit Schlageisen, Punzierstempeln und Schusterhammer bearbeitete der gelernte Heilerziehungspfleger breite Lederstreifen, aus denen er individuelle Gürtel anfertigte. Für Margardt war die Riemerei früher ein Ausgleich zum Job. Vor vielen Jahren hatten er und seine Frau sich als Mittelaltermarkt-Fans Gewandungen zugelegt: „Aber da fehlten noch ein paar Accessoires.“ Die er einfach selbst herstellte.

In Ottweiler sei er zum zweiten Mal dabei. „Das Niveau ist von allen Ausstellungen, die ich kenne, mit am besten“, lobte der Pensionär. „Hier hat Handwerk noch einen ganz anderen Stellenwert“ und werde auch monetär honoriert. Gerade eben waren zwei alte Damen am Stand gewesen, „die fanden, ich sei zu günstig“. Gut gefallen hat es auch Herbert und Annerose Jung aus St. Wendel im Schlosstheater. „Es ist eigentlich alles interessant. Man trifft originelle Leute und hat richtig gute Gespräche.“

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